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Western gibt es wie Sand am Meer. Die meisten stammen aus den USA, aber auch Italien kann einige Beiträge vorweisen, von denen aber bei weitem nicht alle gut sind. Das liegt vor allem daran das viele Spaghettiwestern, ganz im Gegensatz zu ihren amerikanischen Vorbildern, schlichtweg zu viele Ähnlichkeiten aufweisen. Ab und zu stößt man dann aber doch auf eine echte Perle. Eine solche ist zum Beispiel "Knie nieder und friss Staub".

In den ersten Minuten wird kaum ein Wort gesprochen, was natürlich einbisschen an den großen Sergio Leone erinnert. Es dauert ganze 10 Minuten bis der Held überhaupt zum ersten Mal seinen Mund aufmacht. Viele Helden von Italowestern waren wortkarge Einzelgänger, so auch Roy Greenford. Er will den Tod seines Freundes Emiliano rächen. Das klingt im ersten Moment natürlich arg nach einem 08/15 Racheepos, wie man es inzwischen leider schon viel zu oft gesehen hat. Das ist "Knie nieder und friss Staub" aber ganz und gar nicht. Hier nietet der gezeichnete Held nicht einfach nur all seine Widersacher um und ist dann glücklich. Wird anfangs noch recht viel geballert, legt Regisseur Aldo Florio gegen Ende immer größeren Wert auf Gefühle und dadurch hebt sich dieser Spaghettiwestern ganz klar von anderen Genrebeiträgen ab.

"Knie nieder und friss Staub" ist sicher kein zweiter "Man nennt mich Halleluja". Der Film ist todernst und zu keiner Sekunde kommt auch nur das kleinste Fünkchen Humor auf. Der wäre hier aber auch vollkommen fehl am Platze. "Knie nieder und friss Staub" wird vor allem den Leuten zusagen die die guten, alten Corbucci Western bevorzugen.

Roy Greenford ist gerissen, eiskalt und wenn es zur Sache geht ist er der erste der den Finger am Abzug hat. Von seinen Schießkünsten bekommen wir hier einiges zu Gesicht. Ob mit Revolver oder Winchester, Greenford versteht sein Geschäft wirklich. Ob er mit den Fäusten genauso gut ist wie mit dem Schießeisen erfahren wir leider nicht.

Perfekt verkörpert wird dieser ständig finster drein blickende Revolverheld von Fabio Testi, der seine Sache definitiv beherrscht. Seine Coolness wirkt, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen die in diversen Italowestern die Hauptrolle mimten, keineswegs aufgesetzt. Roy Greenford kann nichts und niemand aus der Ruhe bringen. Erst als ihn Halunken foltern, weil er ihnen ihr Gold stibitzt hat, verzieht er die Miene. Man hat fast das Gefühl Fabio Testi würde auch im wahren Leben niemals lächeln oder sogar lachen.

"Knie nieder und friss Staub" hat eigentlich alles was ein richtig guter Western braucht: Einen großartigen Soundtrack, der locker von Ennio Morricone stammen könnte, einen wortkargen Held der schneller schießt als jeder andere, eine Menge schießwütiger Banditen die ihn tot sehen wollen, einige deftige, zu gleich aber auch abwechslungsreiche Shootouts und nicht zu vergessen natürlich ein grandioses Finale.

Mit "Knie nieder und friss Staub" ist Aldo Florio ein ganz ausgezeichneter Western gelungen, der vor allem aufgrund seines erstklassigen Soundtracks und des toll argierenden Fabio Testi überzeugt. Ansehen lohnt sich!

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