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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Integrität Chinas durch ausländische Kolonialmächte und feindliche Aggressoren auf eine harte Probe gestellt. Nur wenig konnte die schwache Ching Dynastie den übermächtigen Fremden aus Europa und Japan entgegensetzen um den kulturellen Ausverkauf stoppen. Wie es oft so in der Geschichte, gibt es aber immer Menschen die Stärke und Moral zeigen und so zu Volkshelden werden. Einer der Bekanntesten chinesischen Helden ist Fok Yun Gap, beziehungsweise Huo Yuan Chia auf Mandarin.
Bekannt wurde Fok Yun Gap durch zahlreiche siegreiche Fights gegen ausländische Sportler, darunter japanische Kampfkunstmeister und russische Boxer. Zu einer Zeit als die Ordnung in China durch die Boxeraufstände wie gelähmt war, gab er dem Volk wieder Vertrauen in die eigene Stärke. Sein Heldentum diente schon als Vorlage für zahlreiche Eastern-Klassiker, darunter auch zwei der populärsten, „Fist of Fury“ und dem Remake „Fist of Legend“. Beide Filme widmen sich einem fiktiven Schüler von Fok Yun Gap, der seinen von Japanern ermordeten Meister rächen will.

„Legend of a Fighter“ widmet sich ebenfalls der Figur Fok Yun Gap, mit dem Unterschied das der Fokus auf sein Leben und Wirken gerichtet ist. Auch wenn dieser Film weit weniger bekannt ist als die Filme mit Jet Li und Bruce Lee, so zählt er doch zu den besten klassischen Martial Arts Filmen einer ganzen Dekade. Kein Geringerer als Yuen Woo-Ping zeichnet sich für Regie und Action-Choreographie verantwortlich und leistet erwartungsgemäß exzellente Arbeit. Zwar konnte Woo-Ping auch schon in den 70’ern beachtliche Erfolge mit Publikumsliebling Jackie Chan verbuchen, doch es haperte wie so oft an einem gescheiten Unterbau. Bei „Legend of a Fighter“ begeht man diesen Fehler nicht und lässt das Skript als Martial Arts Drama entwerfen, das neben vielen actionreichen Passagen auch auf eine facettenreiche Geschichte setzt. Das ereignisreiche Leben von Fok Yun Gap ist in meinen Augen auch viel zu interessant um es in einer Kung Fu Comedy Show zu verwursten.

Der Film beginnt mit Originalmaterial, das China zur Jahrhundertwende zeigt und die Figuren in den historischen Kontext einbettet: Zu Beginn ist Fok noch ein Kind, das unter seinem strengen Vater leidet. Der hält seinen Sohn für zu schwach um Kung Fu zu lernen und die Familientradition fortzuführen. Der Junge darf nicht mal bei den regelmäßigen Trainingseinheiten zusehen, aus Angst er könne Schande über die Familie bringen. Als sein Vater einen neuen Lehrer anheuert um Fok die Kunst der Kalligraphie zu lehren, lässt er sich heimlich in der Kunst der Selbstverteidigung unterrichten. Er trainiert hart über viele Jahre hinweg, auch nachdem ihn sein Meister verlassen hat. Jahre später, hilft er seinem Vater als dieser in Gefahr gerät. Der staunt nicht schlecht als sich zeigt wie gut Fok kämpfen kann und vermacht ihm seine Schule. Doch Fok sucht weiterhin die Herausforderung, weshalb er sich zu Wettkämpfen mit ausländischen Kampfsportlern anmeldet. Auch sein ehemaliger Meister tritt gegen ihn an, in einem Kampf um Leben und Tod…

„Legend of a Fighter“ ist zu Recht ein Meilenstein des asiatischen Kinos und ein sehenswertes Denkmal für einen der größten chinesischen Kampfkünstler. Selten zuvor sah man solch packende und explosive Kämpfe, verpackt in eine fesselende Story um Ehre, Loyalität und Rache. Es ist aber vor allem Yuen Woo-Pings herausragender Actionchoreographie zu verdanken, das man keine Sekunde missen möchte. Besonders bemerkenswert für die damalige Zeit ist das hohe Maß an Realismus, denn auf Wirework und übertriebene Showeinlagen wird nahezu komplett verzichtet. Stattdessen gibt es viele harte Auseinandersetzungen, die durch gute Kameraarbeit und schnellen Schnitt an Rasanz kaum zu überbieten sind. Manche Punchs wirken so authentisch das man meinen könnte, die Darsteller haben sich hier ernsthaft verprügelt. Zudem sind alle Fights höchst abwechslungsreich und wartet mit verschiedenen Stilrichtungen auf, neben klassischen Kung Fu zum Beispiel auch Karate. Hervorheben muss man auch die Leistung der beiden Hauptdarsteller Leung Kar Yan (Warriors Two) und Kurata Yusuaki (Fist of Legend), die mit ihren technischen und akrobatischen Fähigkeiten ein ums andere Mal für Begeisterung sorgen. Auch auf emotionaler Ebene harmonieren beide wunderbar und bringen das Meister-Schüler Verhältnis sehr gut rüber. Besonders im Showdown wenn beide gegen ihre Überzeugung miteinander kämpfen müssen, zeigt sich die ganze emotionale Bandbreite. Auch die schwierige Beziehung zwischen Vater und Sohn wird glaubhaft dargestellt und gewinnt besonders durch das Kapitel über Fok Yun Gaps Kindheit an Bedeutung. Es ist eher selten das Eastern sowohl durch Handlung wie auch durch furiose Kampfszenen fesseln können, auch ist die Handlung hier kein reiner Füller für die Actionszenen. Woo-Ping verliert sich nicht in Oberflächigkeiten, sondern konzentriert sich auf den Kern der Geschichte. Vielleicht macht gerade das diesen Film so außergewöhnlich.

Fazit:
Energiegeladener Martial Arts Klassiker mit herausragend Kampfszenen und überraschenderweise auch einer kraftvollen Geschichte. Wer bisher nur das Jet Li Remake „Fearless“ aus dem Jahr 2006 kennt, sollte unbedingt mal einen Blick auf die filmische Vorlage werfen - es lohnt sich!

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