Review

Musikalische Schusswechsel

„In Texas gibt es Verbrecher, die Viehherden stehlen. Meine wahren zufällig darunter."
(Clay Hardin)

In der Woche vor Weihnachten (2007) zeigte der öffentlich-rechtliche (Kultur)sender 3sat spätnachts fünf wahre Perlen des Westerngenres: „Die letzten von Fort Gamble" (1949), „Verwegene Gegner" (1953) (beide mit Robert Taylor), „Der Ritt zurück" (1957, mit Anthony Quinn) und „Nackte Gewalt" (1952, mit James Stuart). Den letzten Film der Reihe bildete der hier besprochene Film „Ein Mann der Tat" aus dem Jahr 1945 mit einem überragenden Errol Flynn und einer bezaubernden Alexis Smith. Nicht nur der Film zählt eher zu den Unbekannten des Genres, auch der Regisseur David Butler dürfte nur wahren Filmspezialisten ein Begriff sein.

David Butler wurde am 17. Dezember 1894 geboren in San Francisco und starb im Alter von 85 Jahren am 14. Juni 1979 in Arcadia, Kalifornien. Butler war nicht nur Regisseur, er verfasste auch Drehbücher, Produzent und trat auch gelegentlich selbst als Schauspieler in Erscheinung. Sein erster Film als Schauspieler erschien im Jahr 1918 mit „The Greatest Thing in Life". Seine bekannteste Regiearbeit war vermutlich das amerikanische Filmmusical „Tea for Two" mit Doris Day und Gordon MacRae aus dem Jahr 1950. Auch sein nächster Film als Regisseur war mit „Where´s Charley" (1952) ein Musikfilm. Dass Musik anscheinend eine entscheidende Rolle im Leben von Butler spielte, zeigte sich bereits auch im Westerklassiker „Ein Mann der Tat", bzw. „San Antonio" (Originaltitel). Neben Butler waren an der Regie des Film auch Robert Florey und Raoul Walsh beteiligt, die aber im Abspann des Films nicht erwähnt werden (uncredited). Das Drehbuch zu diesem Film stammte von den Autoren W.R. Burnett und Alan Le May.

Wie in vielen Filmen dieses Genres ist die Handlung an sich nicht sehr komplex und schnell erzählt. Der Film spielt im Jahre 1877 im Südwesten von Texas. Eine vielköpfige Bande von Rinderdieben terrorisiert das Land und hat zahlreiche Rancher in den Ruin getrieben. Der Kopf der Bande ist Roy Stuart, der zusammen mit einem mexikanischen Partner in San Antonio eine Music Hall betreibt. Roy Stuart wird gemimt von Paul Kelly, der unter der Maske eines Biedermannes falsches spiel betreibt. Dies stellt er so geschickt an, dass es noch keinem gelungen ist mit Beweisen zu überführen. Die Stadt erhofft sich Hilfe in Person von Clay Hardin, brillant gespielt von Errol Flynn. Wie im obigen Zitat bereits erwähnt, wurde auch er Opfer der Rinderdiebe. Clay Hardin hofft, Stuart endlich das Handwerk zu legen, als er aus Mexiko - wo er seine Verletzungen aus einem Kampf mit den Banditen - nach San Antonio kommt. Hardin ist jedoch ein schwarz geführtes Rechnungsbuch in die Hände gefallen, das lang gesuchte Beweise gegen Stuart enthält. Mit Hardin trifft auch die hübsche Sängerin Jeanne Starr (ebenso großartig gespielt von Alexis Smith) in San Antonio ein. Stuart hat sie für die Music Hall engagiert, und als Hardin daran geht, Stuart zu überführen, gerät die hübsche junge Frau zusammen mit ihrem tapsigen Manager zwischen die Fronten.

Die schauspielerische Leistung vor allem der drei Hauptdarsteller Flynn, Kelly und Smith ist in jedem Fall beachtlich. Alexis Smith, eigentlich Gladys Smith wurde am 8. Juni 1921in Penticton, British Columbia, Canada geboren und starb am 9. Juni 1993 in Los Angeles. Bis zuletzt spielte sie in mehr als fünfzig Filmen mit und erhielt auch einen Tony - Award als beste Hauptdarstellerin in dem Musical „Follies" (1972). Ihr broßes Gesangstalent konnte sie ja bereits in „Ein Mann der Tat" unter Beweis stellen. Als durchtriebener Gegenspieler von Errol Flynn tritt Paul Kelly in Erscheinung. Er erblickte am 9. August 1899 das Licht der Welt und starb an einem Herzanfall im Alter von 57 Jahren am 6. November 1956. Auch er erhielt einen Tony Award 1948 für seine Rolle in dem eher unbekannten Werk „Command Decision".

Herausragend ist aber die schauspielerische Leistung des bekanntesten Mimen des Ensembles Errol Flynn. Geboren wurde als Errol Leslie Thomson Flynn am 20. August 1909 in Hobart, Australien. In den 30er und 40er Jahren wurde er zu einem der beliebtesten Filmschauspieler, was er vor allem seinen Rollen als strahlender Abenteuerheld in Filmen wie etwa „Unter Piratenflagge" (1935), „Robin Hood - König der Vagabunden" (1938) oder „Der Herr der sieben Meere" (1940) zu verdanken hat. Ebenfalls mehr einen Abenteurer als einen Westernheld stellt sein Part in „Ein Mann der Tat" dar. Zwar weiß er auch westerntypisch mit flotten Sprüchen zu glänzen („Wenn Schafe zu einer Schlachtbank geleitet werden, dann braucht man eine Judasziege, um sie hin zu locken."), jedoch fällt es dem Zuschauer schwer, ihm den eiskalten, skrupellosen Rächer abzunehmen. Darüber täuschen auch gnadenlose Schießduelle nicht hinweg. Flynn glänzt mehr als charmanter Sunnyboy, der es gekonnt versteht, die Damenwelt - allen voran Alexis Smith - zu umgarnen.

„Ein Mann der Tat" ist auch mit anderen Westernklassikern (z.B. „El Dorado" (1966), „Rio Bravo" (1959) oder „The Magnificent Seven" (1960) zu vergleichen, denn dazu spielt die Musik ein zu große Rolle. Zeitweise wirkt der Film nicht wie ein klassischer Western - auch wenn ein Großteil der Handlung in einer Musikbar spielt -, sondern eher wie ein Musikfilm a là „The "Wizard of Oz" (1939, Judy Garland) oder - wie aktuell - der Disney - Streifen „Verwünscht" (2007). In „Ein Mann der Tat" wird, meines Erachtens für einen Western, zuviel gesungen und getanzt (wie eben auch bei den letzt genannten Filmen). Der Film ähnelt streckenweise eher einer romantischen Musikkomödie als einem Western. Die Musik übernimmt oftmals nicht die Rolle als handlungstragendes Element, welches das Geschehen unterstreicht oder intensiviert, sondern unterbricht dieses, wodurch unnötige, ja fast anstrenge Längen entstehen. Denn anders als noch bei Meisterwerken aus der Hand von Sergio Leone z.B. „Per un pugno di dollari" (1964) oder „C'era una volta il West" (1968), bei welchen schon die Musik aus der Feder von Ennio Morricone ein absolutes Highlight darstellt und somit einen ohnehin schon gutes Film noch gebührend veredelt, wirkt die Filmusik bei „Ein Mann der Tat" zum Teil (leider) fast störend.

FAZIT:

Leider gibt es den Film noch nicht auf DVD, also muss man, wie es eben vor Weihnachten der Fall war, auf vereinzelte (und viel zu seltene) Fernsehvorstellungen warten. Filmtechnisch kann man den Streifen natürlich nicht mit heutigen Maßstäben vergleichen, aber vermutlich war der Film einer der ersten in Farbe - deshalb auch der Hinweis „in Technicolor". Gerade diese etwas verblichenen und verblassten Farben und der etwas hölzern wirkende Schnitt machen den Film so charmant und sehenswert, schließlich zählt er ja schon mehr als 60 Lenze. Leider ist der Film zeitweise etwas langatmig und gleicht eher einem Musikfilm als einem Western, dennoch gibt es auch wilde Pferderitte und Duelle: Insgesamt findet man in „Ein Mann der Tat" alles, was einen guten „Western/Musikfilm" ausmacht und deshalb - ob der Kritik - durchaus sehenswert.
(6,5 / 10 Punkten)

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