Review

Story :


Man hört eine Stimme aus dem Off die uns über ihre vergangenen Taten - Morde an Menschen - Bericht erstattet.
Bei diesem Serienkiller handelt es sich um Bruno, der zur Zeit an seiner Biographie schreibt.
Zusammen mit seinem Verleger Karl und seiner heißgeliebten Schaufensterpuppe bewohnt der Killer ein Haus und die beiden polarisieren in ihren Charakteren sehr stark.

Nichtsdestotrotz fröhnen die beiden dem Dolce Vita in ihrem Domizil und verstehen sich prächtig.
Doch die Idylle wird jäh gestört als an einem Samstag plötztlich eine Frauenleiche im Gartenstuhl der beiden sitzt.
Karl vermutet natürlich sofort das Bruno seine Hände an den Hals der Frau angelegt und diese erwürgt hat.
Doch Bruno bestreitet dies und am Samstag darauf erwartet die beiden eine neue Leiche im Garten.
Um der Gefahr aus dem Weg zu gehen als Mörder der Frauen in Verdacht zu kommen, legen sich die beiden auf die Lauer um dem ganzen ein Ende zu setzen.

Bewertung :

Ein Filmtitel wie UNERWÜNSCHTE BESUCHER lässt erstmal viel Raum für Spekulationen, um was es sich denn hier handeln könnte.
Liest man sich die Inhaltsangabe zu UNERWÜNSCHTE BESUCHER durch, könnte der geneigte Fan erst noch denken das es sich um einen Thriller oder ein Serienkillerpsychogramm mit Horrorelementen handelt.
Dies wäre im deutschen Indie-Film nichts wirklich Neues und wurde auch schon einige Male abgehandelt.
Was sich aber in Wirklichkeit hinter diesem nichtssagendem und zugleich auch vielsagendem Titel verbirgt ist eine wirklich gelungene Indie-Komödie, die zu überzeugen weiß.
Komödien aus deutschen Land sind leider nicht wirklich mit Vielfältigkeit gesegnet, und bis auf romantische Komödien mit dem dauer nuschelndem Till Schweiger oder dummdreisten Comedyquatsch hat das Genre so gut wie Nichts an abwechslungsreichen, innovativen Beiträgen zu bieten.
Liest man nun das es sich bei UNERWÜNSCHTE BESUCHER um eine Indie-Comedy handelt, dürften sich bei vielen erst mal Zweifel breit machen ob dies denn funktioniert.
Doch ich kann da eine Entwarnung aussprechen, denn dieser Kurzfilm funktioniert mehr als gut in seiner doch sehr eigenen Art!

Schon die Eröffnungssequenz ist hier sehr stimmig gehalten und der Killer Bruno erzählt uns aus dem Off von seinen Morden und die Befriedigung durch diese Tötungen.
Dieser Prolog aus dem Off gibt uns einen kleinen Einblick in die Psyche von Bruno und bildet einen gelungenen Einstieg in die Geschichte.
Einen großen Beitrag zu der aus einem Prolog bestehenden Eröffnung leistet zweifelsohne die besonnenen Stimme von Thomas Goersch, der Bruno spielt und dessen Stimme mich etwas an die des Schauspielers und Comedian Markus Majowski erinnerte.
Auch die optische Präsenz und die darstellerischen Leistungen von Thomas Goersch sind hier wirklich überzeugend und er verleiht seiner Rolle einen leicht abstoßenden Charme, der den Betrachter die ganze Laufzeit über bei Laune hält.
Auch Oliver A. Sturm, in der Rolle des Karl, überzeugt auf ganzer Linie mit seinen darstellerischen Leistungen.
Interessant hierbei ist, das die beiden Charaktere polarisieren und als Konterpart in einem perfekten Kontrast stehen.
Während Karl viel Wert auf tägliche Rituale, Ordnung und Konstanten im Leben legt, ist Bruno das genaue Gegenteil und fröhnt genussvoll seinem Leben als Slacker, der den ganzen Tag im Bademantel umher läuft und auch gerne mal masturbierend neben seiner Schaufensterpuppe auf der Couch Zeit verstreichen lässt.

Grade diese Gegensätzlichkeiten bei der Charakterzeichnung sind die Essenz von UNERWÜNSCHTE BESUCHER und machen den Film empfehlenswert.
Gründliche Spießbürgerlichkeit trifft hier auf kauzige Unangepasstheit - genau dieser Aspekt hebt den Film von anderen Produktionen ab und verleiht ihm seinen speziellen Charme.
Regisseur Björn Reichardt hatte zweifelsohne ein mehr als glückliches Händchen bei der Besetzung und hat mit Oliver Sturm und Thomas Goersch einen perfekten Cast für seinen Kurzfilm gefunden, da die beiden ihren Rollen und dem Film leben einhauchen.
Zwar sind die Rollen etwas überzeichnet, doch bei einer grotesken, zynischen Komödie wie UNERWÜNSCHTE BESUCHER ist dies auch von Nöten um dem Endprodukt seinen eigenen Charakter zu verleihen.
Sowohl Goersch als auch Sturm agieren hier spielfreudig und unbefangen und komplettieren das Szenario in seiner schwarzhumorigen Art.
Hätte Reichardt auf den sonst in deutschen Komödien zelebrierten Humor der trivialen Art gesetzt, wäre der Schuss wohl nach hinten losgegangen - dem ist aber zum Glück nicht so.

Auch vom technischen Aspekt her gibt es bei UNERWÜNSCHTE BESUCHER nichts zu bemängeln.
Das Timing des Schnitts stimmt und bildet eine homogene Symbiose mit Kinematographie und der musikalischen Untermalung.
Die Storyline entwickelt sich stetig weiter bis zum Finale und wird durch zotig-abstruse Dialoge aufgewertet um so den geneigten Fan die volle Länge über bei Laune zu halten.
Auch beim Look des Films gibt es nichts zu bemängeln und Visuell spielt das ganze Szenario auf TV Film Niveau.

UNERWÜNSCHTE BESUCHER versucht erst garnicht auf den Teils doch recht ausgetrampelten, uninspirierten Pfaden des deutschen Indie-Horror zu waldeln.
In den knapp 20 Minuten Laufzeit verliert der Film nie seine Intention den Zuschauer auf subtil-zynische Art zu unterhalten aus den Augen.
Dies gelingt UNERWÜNSCHTE BESUCHER auch vollends und jeder Indie-Fan dem die sonst gängigen Produktionen und Muster dröge sind, sollte sich diesen lustigen, erfrischenden und sehr unterhaltsamen Beitrag mal zu Gemüte führen.

8 von 10 Schaufensterpuppen

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