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The Night before Halloween
Wait until Dark ist ein unglaublich spannendes Kammerspiel, in dem sich die blinde Audrey Hepburn gegen sehende Verbrecher (u.a. Richard Crenna) zur Wehr setzen muss. Die Hilflosigkeit der Protagonistin ist fühlbar und man fiebert über die volle Laufzeit mit. Das Konzept wird hier mit einem klassischen Home-Invasion-Slasher verbunden. Schon im Cold Opening wird ein Pärchen hingemetzelt – am Vorabend von Halloween, der anscheinend eigene Rituale entwickelt und als „Mischief Night“ bezeichnet wird.
Für einen Vater ist es aber, neun Jahre nach dem Unfalltod seiner Frau, die erste Date Night. Er lässt seine Tochter, die seit dem Unfall erblindet ist und sich die Schuld gibt, dass es überhaupt passiert ist, allein zu Hause. Der Killer vom Anfang hat anscheinend noch nicht genug und so entspinnt sich ein ungleiches Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem blinden Mädchen und dem maskierten Killer, dessen Pläne im Dunkeln liegen. Jedes Mal, wenn Emily Hilfe zu bekommen scheint (ihre Tante, ihr Freund, ihr Vater) wird diese Hoffnung zunichte gemacht.
Das ist geschickt und dicht inszeniert, vor allem, weil der Fokus weniger auf die Killszenen gelegt wird als auf die Angst und Hilflosigkeit des Mädchens. Bevor der Killer überhaupt ankommt, hat Emily mit einer heruntergefallenen Glasschale zu kämpfen, was ihre Hilflosigkeit noch unterstreicht. Irgendwann kommt es dann leider zu den üblichen Dummheiten – warum geht der Vater alleine raus, wenn der Killer „irgendwo da draußen“ ist. Wäre es nicht sicherer, sich drinnen zu verschanzen und auf den nächsten Tag zu warten? Oder auch – warum versagt Emilys Handy, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, genau im (un)passenden Moment? Das gibt leider Abzüge in der B-Note. Pluspunkte dagegen gibt es für Noell Coet, die Hauptdarstellerin, die Emily verletzlich aber trotzdem stark genug darstellt, um den Zuschauer Mitleid für sie empfinden zu lassen. Audrey Hepburn hatte in Wait until Dark mehr zu tun (inklusive schwierige Quasi-Mutter-Tochter-Beziehung), aber Emily macht ihre Sache gut. Für das Finale greift auch sie auf die (naheliegende) Idee zurück, einfach alle Lichter zu löschen. Die Gegenspieler sind als gesichtslose Schatten angelegt, wie weiland Michael Myers im ersten Halloween, der erste Satz, den der Killer sagt, führt dann auch gleich dazu, dass er filetiert wird. Dieser Ansatz macht das Ganze zwar bedrohlich, nimmt ihm aber auch ein wenig die Nachvollziehbarkeit und die Wucht am Ende – das Motiv ist einfach „It’s mischief night!“. Damit bleibt ein sehr spannender Slasher, aber eben leider nicht mehr. Und es ist schön, Ally Walker mal wieder zu sehen, wieder als Psychologin, wie in Profiler in den späten 90ern.

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