Acht Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen in einer Bar aufeinander: Da ist die junge Nymphe Susanne (Carolina Hoffmann), die sich ihrer Wirkung bewusst ist. Nikola (Antje Nikola Mönning) enthüllt im Lauf des Abends, dass sie Bock auf harten Gangbang hat. Theo (Wolfgang Seidenberg) ist protestantischer Pfarrer, der durch den neuen Gast Susanne eine fast vergessene Schuld aufdeckt. Claudia (Marina Anna Eich) träumt von lesbischem Sex. Maja (Ute Meisenheimer) hat kein Interesse mehr auf Ehemann Uli, einen arbeitslosen FC-Bayern-Fan, der gern von jungen Dingern umschwärmt wäre. Dieter (Thomas Kollhoff) gibt den traurigen Clown. Der social-media-süchtige Christian (Christoph Baumann) redet sich selbst ein, nur Beobachter zu sein und macht permanent für seine Facebook-Seite Fotos. Für eine Nacht entfliehen sie ihrem, in Ritualen erstarrten Alltag, und begeben sich auf eine Reise in ihre Gedankenwelt, zu ihrer ureigensten Lust. Unterdrückte Wünsche, sexuelle Phantasien und Ängste kommen zum Vorschein und längst vergessene Erfahrungen wieder ans Licht. Heimlich träumen sie von erotischen Erfüllungen, die zwischen Fetisch, de Sade und lesbischen Affären schwanken. Der Abend nimmt seinen Lauf …
Der Film entstand, wie schon 24/7 - The Passion Of Life" (2006) bei der Filmproduktionsgesellschaft wtp International in einem „unkontrollierten Freiraum, wo keine öffentlichen Fördermittel fließen, aber auch keine Sender-Redakteure Einfluss ausüben“. Durch die weitestgehend künstlerische Freiheit wird das Werk von Regie-Rebell Roland Reber mit dem Independent-Geist von Helge Schneider, Christoph Schlingensief und Lars von Trier verglichen.
Die wtp International GmbH besteht aus einem kleinen Team von Filmenthusiasten, die die Arbeit unter sich aufteilen. So hat Antje Nikola Mönning nicht nur die Rolle der Nikola übernommen, sondern auch mitproduziert, dem Regisseur assistiert und die Verantwortung für die Musik übernommen. Marina Anna Eich – im Film die Claudia – ist zuständig für Verleih, Vermarktung und Pressearbeit.
Bereits seit Jahren macht der Münchner Biker Roland Reber gemeinsam mit seinem Filmkollektiv Filme vollkommen unabhängig von Förder- und Fernsehgeldern. Das Ergebnis sind sehr eigene, unverwechselbare Werke abseits des Mainstreams. Filme, weniger für die breite Masse, sondern für ein ausgesuchtes Publikum, die inhaltlich zwischen prätentiösem pseudo-philosophischen Anspruch und großer Wahrhaftigkeit schwanken. Gestalterisch bewegen sie sich zwischen unsäglichem Kitsch, großer Kunst und groben Trash.
Was diese Filme und insbesondere "Illusion" auszeichnet, sind die lebensechten Charaktere, die den Zuschauern den Spiegel vorhalten. Was sich auf den ersten Blick wie eine rein provokative Figurenzeichnung liest, deren Phantasien und Wünsche nach sexueller Entfaltung nur Mittel zum Zweck sind, ist im Grunde nichts weiter, als Figuren wie Du und ich. Figuren, die wie jeder von uns auch, ihre Träume und Bedürfnisse haben. Reber lässt diese Phantasien seine Protagonisten in aller Konsequenz und ungeschönter Detailfreudigkeit ausleben - was seine Filme so ehrlich macht. Der Zuschauer wird in keine inszenierte Scheinwelt hineingezogen, sondern in seine eigene Gefühlswelt. Die acht Charaktere sind so skizziert, dass sich ein jeder mit seinen eigenen Sehnsüchten in ihnen widerfindet. Sehnsüchte, die aufgrund der eigenen Lebenseinstellung, oftmals unbefriedigt bleiben. "Illusion" präsentiert seinem Publikum einen traumwandlerischen Seelenstriptease.
Insbesondere die Traumsequenzen, welche zumeist ungewöhnliche sexuelle Fantasien zeigen, sind so poetisch, wie explizit. Da träumt der verheiratete evangelische Priester vom Lolitasex mit der kaum volljährigen, zarten Barbekanntschaft. Eine Frau mag es da schon weit derber: In ihrer Fantasie wird sie gefesselt, ausgepeitscht und anschließend von einem Rudel Unbekannter in Schweinemasken durchgevögelt. Eine andere Frau träumt vom Lesbensex mit einer schönen Bekanntschaft...
"Illusion" ist ein Film, der Sehgewohnheiten und Erzählkonventionen sprengt, der experimentiert, polarisiert und darstellerische Möglichkeiten auslotet. Die expliziten Sexszenen und die poetisch-philosophischen Monologe einzelner Charaktere, sind die hervorstechendsten stilistischen Merkmale von Rebers Inszenierung. Hochachtung vor den Darstellerinnen, die Mut zur Nacktheit in bizarren Posen beweisen. Trotz viel nackter Haut und blanker Brüste geht „Illusion“ keineswegs ausbeuterisch mit der Weiblichkeit um. Die Sexszenen muten aufgrund ihres Traumcharakters bizarr, bisweilen surreal an - sind aber dennoch künstlerisch hochwertig umgesetzt. Die Dialoge sind gut ausgedacht und werden von den Schauspielern mit einer hervorragenden Körpersprache vorgetragen, so dass "Illusion", trotz seines 70ies-Trashfaktors und Anleihen bei Jess Francos psychedelischen Sexfilmen a la "Blue Rita", ein hoher künstlerischer Anspruch anhaftet.
Regisseur, Autor und Schauspieler Roland Reber (Jahrgang 1954) arbeitete nach seiner Ausbildung an der Schauspielschule Bochum als Schauspieler und Regisseur an den Schauspielhäusern Bochum, Düsseldorf, Essen und Hamburg und gründete das Theaterpathologische Institut (TPI), aus dem später das Theater-Institut hervorging. Schauspieler wie Jochen Nickel, Fee Sachse (Hauptdarstellerin und stellv. künstlerische Leiterin), Thirza Bruncken, Carsten Lorenz, Joe Bausch, Frank Hoelz und Thomas Rech sammelten hier ihre erste Bühnenerfahrung.
Seinen ersten Spielfilm „Ihr habt meine Seele gebogen wie einen schönen Tänzer“, drehte er 1980 mit Ensemblemitgliedern des Bochumer Schauspielhauses. Davor war er, zusammen mit Hanns Dieter Hüsch, maßgeblich an der Entwicklung des ARD-Mehrteilers „Die kleine Heimat“ beteiligt. Neben Hüsch spielte er eine der Hauptrollen.
Seit 1999 ist Reber Regisseur bei der wtp international Filmproduktion in München und erhielt sechs internationale Kinofilmauszeichnungen (u. a. in Hollywood, Chicago und Melbourne). "24/7 - The Passion Of Life" wurde mit dem Jury Preis für den "Besten Film" auf dem 1. Faversham Filmfestival, Kent in England ausgezeichnet.
"Engel mit schmutzigen Flügeln" (2009) feierte seine internationale Premiere am 10. Oktober 2009 beim Internationalen Filmfestival in Sitges, ebenso "Illusion" im Oktober 2013, sowie seine Deutschlandpremiere auf den 47. Internationalen Hofer Filmtagen.