Review

Achtung ! SPOILER! 

Der taubstumme Ryu will unbedingt seiner Schwester helfen, die dringend eine Spenderniere braucht. Da er selbst als Spender nicht in Frage kommt versucht er bei der örtlichen Organmafia eine zu kaufen. Was aber dazu führt, daß er selbst eine Niere verliert und sein Geld gleich mit. Dummerweise ist gerade jetzt eine Spenderniere verfügbar, aber was machen ohne Geld? Seine Freundin, eine linke Aktivistin, bringt ihn auf die Idee ein kleines Mädchen zu entführen. Mit dem Lösegeld soll dann die Niere bezahlt werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird das Mädchen entführt und alles scheint reibungslos zu funktionieren, auch wenn sich Ryu und seine Freundin wahrhaft amateurhaft anstellen. Doch im Moment des scheinbar größten Glücks, als Ryu mit dem kleinen Mädchen und dem Lösegeld im Wohnzimmer seiner Schwester herumalbert, hat die Katastrophe im Hintergrund bereits ihren Anfang genommen. Denn die Schwester hat sich nämlich im Badezimmer die Pulsadern aufgeschnitten und wird nur noch tot aufgefunden.Aus sentimentalen Gründen begräbt Ryu seine Schwester am Ufer eines Flusses unter Steinen. Ein zufällig daherkommender Behinderter verschreckt das entführte Mädchen und es stürzt von Ryu unbemerkt ins Wasser und ertrinkt. 

Von nun an übernimmt der Gedanke nach Rache die Kontrolle in den Köpfen von Ryu, dem Vater des Mädchens und auch anderen… 

Direkt nach Ende dieses koreanischen Films saß ich echt geplättet auf meinem Sofa. Unsicher ob ich das soeben gesehene total verdammen und als filmischen Müll abtun sollte oder ob ich ihm noch ein paar Gnadenpunkte in der Bewertung geben sollte verschob ich die Review auf den folgenden Tag. Nachdem ich inzwischen eine Nacht über meine Eindrücke von „Sympathy For Mr. Vengeance“ geschlafen hatte bin ich allerdings zu der Meinung gekommen, daß der Film weitaus besser ist, als ich ursprünglich dachte. 

Kommen wir aber zuerst zu den negativen Aspekten. Da wäre mal die teilweise qualvoll lang inszenierte, einschläfernde Einführung, auch kann man dem Handlungsablauf oft nur mit Mühe, manchmal sogar gar nicht folgen. Dazu gibt es Szenen, die irgendwie überhaupt nicht zum Rest des Films passen wollen, wie die mit dem Behinderten, der durch die Flusslandschaft stapft wie ein Zombie aus einem Lucio-Fulci-Film. Und dann sind da noch die Szenen, bei denen man fast lauthals loslachen muß, sei es wegen ihrer vermeintlichen Dämlichkeit (Ryus Schwester krümmt sich vor Schmerzen auf dem Boden und stöhnt dabei, die Jugendlichen in der Wohnung nebenan halten das Stöhnen für den Sexsoundtrack der Nachbarn und holen sich dabei zu viert einen runter, während Ryu, der ja nichts hört, mit dem Rücken zu seiner Schwester sitzt und seelenruhig eine Nudelsuppe isst) oder auch ihrer doppelbödigen Tragikomik (Während Ryu seine Schwester begräbt sieht man im Hintergrund das kleine Mädchen im Wasser zappeln und um Hilfe rufen).  

Leicht macht es der Streifen dem Zuschauer wirklich nicht, aber in der zweiten Stunde der Spielzeit wird man dann doch für sein Sitzfleisch belohnt. Endlich legt die Handlung etwas an Tempo zu und zieht den Zuschauer in einen fast irren Strudel aus Wahnsinn, Trauer, Rache und Gewalt, der wirklich fesselt, fasziniert, abstößt und am Ende fast ratlos zurücklässt. 

Der Wendepunkt für den ganzen Film ist die Szene, als das kleine Mädchen Ryu den Abschiedsbrief seiner Schwester ganz beiläufig in die Hände drückt. Gerade noch war das kleine Glück perfekt, wenn auch nur für Minuten, und dieser kurze Moment wird mit einer Kette von Tod, Trauer und Unglück bezahlt. Eigentlich fast wie im echten Leben. Alleine schon für diese Szene lohnt sich das Anschauen! 

Die später folgenden oft total überraschenden und nicht gerade zimperlich inszenierten Gewaltausbrüche sind wahrlich nichts für Zartbesaitete. Das liegt zwar auch am großzügig eingesetzten Filmblut, aber viel mehr an der Inszenierung, die das Eindringen der Gewalt in diese überwiegend normale Welt der Charaktere mit einer unglaublichen Wucht geschehen lässt der keiner, weder die Hauptdarsteller noch die Zuschauer, entkommen können. 

Die darstellerische Leistung ist wie so oft bei asiatischen Filmen schwer zu beurteilen, da diese natürlich sehr durch die asiatische Mentalität geprägt ist und dem durchschnittlichen, nicht asiatischen Kinogänger oftmals Rätsel aufgibt. Gerade dies macht aber auch für viele Zuschauer gerade einen der Reize asiatischer Filme aus. Entscheiden Sie selbst! Mir jedenfalls wir jetzt schon flau im Magen wenn ich daran denke, dass Nicholas Cage bei meinem letzten Asien-Urlaub gerade in Bangkok weilte um die US-Fassung von „Bangkok Dangerous“ zu drehen. 

Fazit: Wirklich ungewöhnlicher und schwerverdaulicher Streifen aus Korea, der garantiert nichts für den Durchschnitts-Hollywood-Film-Zuschauer ist. Wäre dieselbe Geschichte nämlich dort verfilmt worden, wäre sie sicherlich wesentlich leichter zugänglich und auch glatter inszeniert, aber dafür auch nur halb so gut geworden.

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