Review

Bei "Sympathy for Mr.Vengeance" handelt es sich um den ersten Film der sogenannten Vengeance-Trilogie von Regisseur Park Chan-wook. Es folgten danach noch die Filme "Oldboy" und "Sympathy for Mrs.Vengeance" so dass die Trilogie nunmehr abgeschlossen vorliegt.
Wie aus dem Namen schon unschwer zu erkennen ist, geht es um das Problem der Rache, um die Fähigkeit der Vergebung und um die Auslöser die uns Menschen zu Tieren werden lassen. Die Filme strotzen alle drei geradezu vor Gewaltausbrüchen und sicherlich wollen sie alle drei schockieren. Die Begründungen liegen in allen drei Filmen woanders, die Auslöser sind unterschiedlich gelagert, doch am Ende des dritten Teils sind wir eigentlich wieder am Anfang des ersten Teils ; Gewalt erzeugt ohne die Fähigkeit zur Vergebung immer Gegengewalt und die Gewaltspirale dreht sich unaufhaltsam bis zum bitteren Ende weiter. Diese Erkenntnis ist nun wahrlich nicht neu und der lange kurvenreiche Weg dahin erscheint mir über alle drei Teile manchmal etwas langatmig und sehr weit hergeholt.
Im ersten Teil dominiert noch absolute Hoffnungslosigkeit, der ganze Film steuert über seine Lauflänge depressiv und schockierend beiläufig auf die entsprechenden Katastrophen zu ; scheinbar ohne Alternative wird gemordet, entführt, erpresst, gefoltert und hingerichtet. Alles geschieht durch die Wahl der Bilder sehr distanziert, ohne Musikuntermalung und für den Zuschauer ohne seelische Berührungspunkte. Eine Identifikation mit einer der Personen ist kaum möglich, ein Mitleiden dadurch auch nicht, es bleibt ein angewidertes Grauen in den Knochen wenn die Zahl der Hauptdarsteller immer mehr schrumpft.

Der taubstumme Ryu ( gespielt von Shin Ha-kyun ) arbeitet in einer Metallfabrik. Seine Schwester ( gespielt von Lim Ji-eun ) ist schwer krank und muss permantent zur Dialyse. Sie braucht dringend eine neue Niere doch die Geldmittel sind begrenzt und das Gesundheitssystem nicht preiswert. Ryu pflegt seine Schwester liebevoll und verspricht ihr eine Niere für sie zu bekommen. Er selber kann eines seiner Organe wegen unzureichender Kompatibilität nicht spenden. Die Warteliste ist lang und ein passendes Organ muss her. Aus Liebe zu seiner Schwester quittiert Ryu seinen Job und kassiert dafür eine Abfindung ; diese Abfindung und eine seiner eigenen Nieren zahlt er an dubiose Organhändler um an ein ein passendes Organ für seine Schwester zu kommen. Natürlich geht die Sache schief, am Ende ist seine Niere und das Geld weg und Ryu steht mit leeren Händen da.
Da hat plötzlich das Krankenhaus ein passendes Organ für seine Schwester, doch nun fehlen Ryu die Geldmittel für die Operation. Seine linksradikale Freundin Cha Yeong-mi ( gespielt von Bae Du-na ) macht daraufhin den Vorschlag ein Kind eines reichen Industriellen zu entführen um so an das Geld zu kommen. Ryu will zuerst nicht mitmachen, doch die Verzeiflung und auch die Liebe zu seiner Schwester ändern seinen Entschluss. Am Ende der Aktion haben sie die Tochter von Park Dong-jin ( gespielt von Song Kang-ho ) entführt und erhalten von ihm auch das erwünschte Lösegeld. Doch die Übergabe von Yu-sun ( gespielt von Han Bo-bae ) gerät aus bestimmten Gründen zu einer Katastrophe und dreht die gesamte Geschichte auf den Kopf. Die Rollen von Opfer und Täter verschwimmen und wechseln dann völlig, es kommt zu einem Schlagabtausch der Gewalttätitigkeiten.

Das Drehbuch hätte auch von Kafka sein können, es ist kühl und depressiv und die Bedrohungen sind gesellschaftlicher Natur und einfach nur übermächtig. Das einfache und als körperlich behindert dargestellte Individuum in Person des Ryu hat zu keinem Zeitpunkt eine Chance. Ryu handelt aus Liebe heraus, wie alle anderen später auch aus Liebe heraus handeln. Liebe zu einer Schwester, Liebe zu einer Tochter, Liebe zu einem Partner ; die gesamte grausame Gewalt in diesem Film hat ihre Ursache in der Liebe. Wobei die Gewaltdarstellungen in dem Film ein Knackpunkt sind, sie sind roh und tun weh, sie sind ohne Worte und fast sprachlos inszeniert und sie sind sehr bewusst schockierend und manchmal überzogen. Gewalt als Mittel einem Film einen Wiedererkennungswert zu geben ist fragwürdig. Und wenn auch die Liebe zwischen den Menschen den Hass, die Rache und die Gewalt auslöst, so kann auch nur sie diese Spirale wieder durchbrechen. Die sehr beliebte Trennung von Körper und Geist wird in einer Szene am See mit dem Behinderten schon angedeutet, die kranke Seele im gesunden Körper bzw. die gesunde Seele im kranken Körper soll wohl schon angedeutet werden ; diesen Gedanken spinnt Park in seinem zweiten Teil der "Vengeance-Trilogie" dann weiter.
Die Schauspieler überzeugen in ihrer Darstellung ; die beiden Stars und Darsteller der nordkoreanischen Soldaten aus J.S.A. Shin Ha-kyun und Song Kang-ho treffen hier als Gegner aufeinander. Daneben stellt Park Chan-wook eine recht faszinierende junge Schauspielerin ; Bae Du-na ist ungewöhnlich und allein durch ihre übergrossen Augen auf dem Bildschirm mehr als präsent. Ihr nimmt man die Revoluzzerin sofort ab und sie spielt sehr überzeugend zwischen absichtlich böse und gesellschaftlich getrieben.
Park Chan-wook hatte nach dem Erfolg von J.S.A. natürlich einen Freifahrtschein für die Verwirklichung dieses Projektes und wenn er vorher keine Geldgeber gefunden hatte, so machte er es jetzt halt alleine. Der Film trägt damit auch seine eigenwillige Handschrift die nicht jedem gefallen könnte. Düstere Kameraeinstellungen, wenig Musik, zur Verdeutlichung der Behinderung von Ryu werden manchmal Worte wie in einem Stummfilm eingeblendet. Was aber besonders schockiert ist diese Konsequenz in der Depression und Hoffnungslosigkeit bis zum Schluss. Diese Konsequenz macht es schwer den Film zu ertragen, das Ansehen ist somit kein Vergnügen sondern im Gegenteil fast schon eine Tortur fürs Gemüt.
Mich persönlich hat der Film aufgrund seiner enormen Distanz zum Zuschauer nicht sonderlich berührt, durch seine extreme Gewalt sehr oft abgeschreckt und durch seine Länge dann und wann gelangweilt. Er mag künstlerisch durchaus wertvoll sein doch mehr als 7 Punkte sind leider nicht drin.

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