kurz angerissen*
Betrachtet man den Status Quo der Fernsehlandschaft mit ihren Nachrichten- und Unterhaltungsformaten, die teilweise ein rätselhaft primitives Niveau verfolgen, fragt man sich schon, wie es zu alldem kommen konnte. Die Fortsetzung zur nun schon zehn Jahre alten Kalauerparade „The Anchorman“ spinnt den in den 60ern ausgelegten Faden weiter und schildert die Entwicklung des Fernsehers vom Informationsmedium zum gesellschaftlichen Spiegel. Schlauer werden wir daraus natürlich nicht; im Gegensatz zur durchgeplanter wirkenden Politikerfehde „Die Qual der Wahl“ frönt Will Ferrell wieder der reinsten Anarchie, scheut kein noch so tiefes Anspruchslevel und lässt das Laissez-Faire-Prinzip walten.
Die Qualität dieser Fortsetzung steht und fällt also mit dem Improvisationsvermögen der Darsteller in ihren jeweiligen Szenen und bringt sehr Unterschiedliches zu Tage. Wie gewohnt scheut Ferrell nicht das Risiko, humoristische Bruchlandungen hinzulegen (die Westernparodie „Casa de mi Padre“ war beispielsweise im Gesamten eine), von denen er einige auch diesmal wieder erleidet; im Gegenzug gelingen ihm aufgrund des hohen Spontanitätsfaktors immer wieder Momente, die man so nicht schreiben oder planen kann. In jenen Situationen, in denen die Anlagen der jeweiligen Charaktere erstmalig mit anderen Charakteren konfrontiert werden, explodiert der Gagquotient geradezu – auf einer Ebene selbstverständlich, die knöcheltief angelegt ist, aber wer mal wieder einfach richtig lachen will, kommt in „Anchorman 2“ womöglich sogar noch eher auf seine Kosten als im Original. Andererseits ist das Drehbuch durchzogen von Sprüngen und Zusammenhangslosigkeiten, was sich insofern auf die Gags auswirkt, als dass sie manchmal wie autarke Sketch-Abfolgen wirken, die man problemlos heraus- oder umschneiden könnte, ohne das Gerüst zu beschädigen. Dazu gehört mit Sicherheit auch die Cameo-Parade gegen Ende, die kaum in irgendeiner Weise besonders witzig ist, sondern vielmehr durch die schier unglaubliche Anhäufig an Stars beeindruckt, die ihr kurzes Stelldichein geben. Wenn man einer Maschinenpistole etwas abgewinnen kann, die bei einer Kadenz von 100 Schuss pro Sekunde 20 Volltreffer hinlegt, ist „Anchorman 2“ aufgrund seines wahnwitzigen Humorverständnisses eine ernstzunehmende Option.
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