Review

Staffel 1

Staffel 1

Fast so gut wie der Coens-Film & so verdammt genial eigen

Es gibt dutzende sehenswerte Serien, gefühlt kommen jedes Jahr neue dazu, sodass man kaum hinterher kommt, selbst wenn man sich nur auf die Creme-della-Creme beschränkt. Und trotz aller Konkurrenz, von Fantasy wie "Game of Thrones" über Horror wie "Walking Dead" bis hin zu vergleichbaren Thriller-Perlen wie "True Detective" oder "Hannibal", sticht "Fargo" heraus & sollte von keinem Serienjunkie übersehen werden. Eine absolute Feinschmecker-Serie, die sich langsam zu mehr als nur einem Geheimtipp mausert & völlig zu recht in aller Munde ist. Es hätte eine Katastrophe & Schande für den Klassiker der Coens werden können - wurde jedoch das komplette Gegenteil, ein voller Erfolg & mehr, als man sich als beschwipster Optimist hätte erträumen können. Und wenn man hört, dass Staffel 2 sogar noch eine Schippe drauf legen soll & Qualitäts-TV quasi neu erfindet, dann muss man sich einfach freuen, in solchen Serien-Zeiten zu leben!

Staffel 1 des neuen "Fargo" ist keine Fortsetzung, kein Remake, kein Prequel oder Ähnliches zum Youngtimer der Coens. Vielmehr Hommage in gleichem Ton, einem ähnlichen Universum, jedoch geschichtlich & inhaltlich komplett neu, frisch & für alle genießbar. Für Fans, die wahrscheinlich Schlimmstes erwartet haben & schon fluchten, warum denn heutzutage alles "verserient" werden muss, sogar durch einige Insider & verquere Parallele noch etwas mehr als für Neulinge. Im Endeffekt wird aber jeder gefesselt von der Mischung aus schwarzem Humor, harter Krimigeschichte, episch schönem Style & den absurdesten Figuren & Twists. Optisch & technisch hat man so etwas im TV, selbst in den verwöhnten 2010er-Jahren, noch nicht gesehen, schon allein der kinoreife & klassisch pompöse Soundtrack setzt Maßstäbe. Dazu kommt eine gesunde Härte, wenn sie gebraucht wird, eine dichte Atmosphäre im verschneitesten Winkel der USA & ein teuflischer Billy Bob Thornton als Bösewicht. Die Highlights bleiben jedoch der clevere Humor, ein Writing, dass es mit den Coens aufnehmen kann & einfach der unfassbare Fakt, dass man fast auf dem Level des geliebten Films ankommt. 

Erzählt wird die Geschichte von Lester Nygaard, brillant gespielt von unser aller fünftliebstem Hobbit & Wattson, Martin Freeman, der durch eine Kette ungeschickter & unglaublicher Zufälle, Unfälle & Kriminalfälle, vom erfolglosen Looser zum selbstbewussteren Verbrecher wird. 10 Folgen geniale Schauspieler in unvergesslichen Rollen, Gut gegen Böse, Humor gegen Gewalt, Unterhaltung mit Anspruch. Richtig extrem Lachen musste ich selten, dafür fast die komplette Lauflänge Schmunzeln & vor lauter genial-kurioser Einfälle den Kopf oft positiv schütteln. Genau die richtige Länge, genau die richtige Spannungskurve & nur ganz wenige Hänger & schwächere Episoden, die die Story vielleicht nicht ganz perfekt vorantreiben. Allein schon Allison Tolman als Molly SOLVErson ist sehenswert genug & man wünscht ihr einfach den Erfolg & das Glück. Von brillanten alten Bekannten in kleineren Rollen, wie Bob "Saul" Odenkirk oder Keith Carradine, ganz zu schweigen. Selten waren süße Charakter & augenzwinkernder Humor so nahe an einer teuflischen Atmosphäre & brutalen Bösewichten. Allgemein ist das Gefühl, dass die Serie verbreitet, wesentlich düsterer als das des Films. "Fargo" gehört die Stunde & das muss man erstmal schaffen, sich gegen & von solcher Konkurrenz durch & ab zu setzen. 

Fazit: egal ob man neugieriger Fan des '96er "Fargo" ist, Bewunderer der vielen Stars, Anhhänger von schwarzem Humor, Thriller-Liebhaber oder weil man einfach grandiose Serien-Unterhaltung sucht - die erste Staffel von Fargo gehört mit zum coolsten, was man sich momentan episodenweise geben kann! Besser als die meisten Kinofilme & Beweis dafür, wie weit Serien mittlerweile in allen Belangen gehen können. (9/10)

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