Achtung, Spoiler!
Bei kaum einer anderen King-Verfilmung waren sich die Kritiker so uneins wie bei „Der Feuerteufel“: Die einen bezeichnen ihn als äußerst spannend und gelungen, die anderen hacken auf lausigen Effekten und dem lächerlichen Drehbuch herum. Ja, was denn nun? Nach vorurteilsfreier Betrachtung muß ich leider eher in den Chor der Miesmacher einstimmen und sagen: Das war wohl nix!
Schade eigentlich, denn die Idee mit dem Mädchen, das mittels Gedankenkraft in ihrer unmittelbaren Umgebung Feuer entfachen kann, klingt trotz aller Naivität – wenn man nicht wüßte, daß der Horrorliteraturpapst Stephen King höchstselbst die Vorlage geschrieben hat, könnte man den Einfall ebenso gut der blühenden Phantasie eines Kindes zuschreiben - recht vielversprechend, zumal zusätzliches Spannungspotential entsteht, indem die Leute eines Regierungsinstituts (u.a. Martin Sheen) hinter Charlie (Drew Barrymore) und ihrem auch übersinnlich begabten Vater Andy (David Keith) her sind und sie für Forschungszwecke mißbrauchen wollen.
Die Flucht der beiden Sympathieträger, die die erste Hälfte des Films in Anspruch nimmt, ist relativ ereignislos und wenig aufregend. Zwar wird der Zuschauer vom Fleck weg in die Geschichte hineingeworfen und durch einige eingestreute Rückblenden zu Beginn darüber aufgeklärt, wie es zur Ausgangslage kommen konnte, aber auf Tempo und Spannung wartet man weitestgehend vergebens. Ganz gut gelungen das feurige Zwischenspiel auf dem Bauernhof der Farmer, nett-fies der tödliche Handkantenschlag des psychopathischen Killers Rainbird, hier spielfreudig in der Nähe des Overactings gemimt von George C. Scott, einem der wenigen Schauspieler mit der Gabe, jeden noch so mäßigen Film durch seine bloße Anwesenheit qualitativ zu heben.
Doch auch er allein kann die eklatanten Schwächen des Skripts nicht übertünchen, die sich früh offenbaren und dem Film mehr als hinderlich sind. Die Gespräche zwischen Charlie und Andy sind ganz schlimm und bewegen sich munter entlang der Grenze zur unfreiwilligen Komik. Zwar ist es immer schwer für Drehbuchautoren, Vater/Kind-Dialoge aufs Papier zu bringen, aber das entschuldigt natürlich gar nichts und entpuppt sich hier als besonders nervig, sind die beiden doch unsere Hauptfiguren. Nun sind Dialoge in Horrorfilmen (obwohl – so richtig horrormäßig ist der Film eigentlich gar nicht) oftmals nebensächlich und können durch den Einsatz einfallsreicher Effekte übersehen werden, aber das gilt nicht für „Der Feuerteufel“.
Auch in Hälfte zwei, sobald das flüchtige Duo eingefangen wurde, beschränkt man sich lediglich auf viel Feuer und Explosionen. Hie darf Charlie mal eine Kleinigkeit in Brand stecken, da eine Mauer explodieren lassen. Da ist nichts, was den Zuschauer aus den Latschen kippen lassen dürfte, auch weil’s schnell arg monoton wird und man dem Film das Alter von über zwanzig Jahren nur allzu oft ansieht. Am spektakulärsten sicherlich immer noch das sehr an „Carrie“ erinnernde finale Inferno, aber selbst das vermochte mich nicht wirklich mitzureißen.
Richtiggehend problematisch wird es jedoch, wenn man die Unentschiedenheit hinsichtlich der übersinnlichen Fähigkeiten von Vater und Tochter mal genauer betrachtet. So wird auf dem Bauernhof etabliert, daß Charlie offenbar auch hellsehen kann, jedenfalls kann sie vorhersagen, daß in unmittelbarer Nähe die Verfolger in ihren Wagen auftauchen. Warum sie dann keine Schwingungen vor ihrer Gefangennahme empfängt, wenn ein Scharfschütze und eine ganze Armee ein paar Meter von ihr entfernt hinter bzw. in Bäumen auf sie lauern, bleibt ein Rätsel. Ganz zu schweigen von deplazierten Szenen, in denen Andy durch Finger-an-die-Schläfen-Halten und in der Eröffnungsszene in einem Taxi einen 50-Dollar- in einen 500-Dollar-Schein verwandelt, in einer Rückblende zwei Männer erblinden läßt und schlußendlich sogar Rainbird im Finale so weit beeinflussen kann, daß er in einer Scheune einen Fünf-Meter-Sprung von einem Podest vollzieht. Mit Verlaub – das waren wirklich Momente, die meines Erachtens erstens überhaupt nicht ins Gesamtbild passen und zweitens eher zum Schmunzeln anregen. (Ob das bei King ebenso ist, kann ich mangels Romankenntnis nicht überprüfen.)
Weiter im Text: Drehbuchautor Mann weiß nichts mit Martin Sheen („Apocalypse Now“) anzufangen. Spielt er in des etwa zeitgleich im Kino angelaufenen „Dead Zone“ (die Vorlage stammt auch vom guten Stephen!) noch eine wichtige Rolle, so verschenkt man ihn hier fast komplett. Klar, der steht oftmals grad da, wo Action ist (und hat eine der besten Szene, als er so richtig ausflippt, sobald er das erste Mal mit eigenen Augen Charlie zündeln sieht), aber ansonsten hätt’s ihn nicht wirklich gebraucht – und wenn er mal den Helden spielen kann, wird er just totgeschossen. Ja, man kann wahrlich nicht behaupten, dies wäre eine der besten Rollen für Sheen gewesen.
Was man übrigens auch von Drew Barrymore sagen muß. 1984 profitierte sie von dem Hype um Spielbergs großartigen „E.T.“, in dem sie die süße Gertie spielte. Dort paßte sie ideal herein, bei „Der Feuerteufel“ übernimmt sie die Hauptrolle und hat schlichtweg zu wenig Ausstrahlung, um überzeugen zu können (das gelang ihr erst mit zunehmendem Alter in anderen Rollen immer besser, s. "Scream"). Dahingegen ist David Keith ein glaubhafter Vater, erfreulich, daß man auf einen charismatischen Schauspieler der Marke Jack Nicholson verzichtet und lieber auf ein 08/15-Gesicht zurückgegriffen hat, das dem Ideal eines Durchschnittsbürgers sehr nahe kommt.
Alles in allem handelt es sich um eine der schwächeren King-Verfilmungen. Nur mäßig spannend, kaum aufregend und aufgrund eines unbefriedigenden Skripts mitunter unbeabsichtigt belustigend. So bleibt einzig ein fulminanter George C. Scott in Erinnerung, der Rest kann getrost der Vergessenheit angehören. 4/10.