Review

Roadie gehört irgendwie zu den vergessenen Filmen, die nie wirklich von einem breiten Publikum wahrgenommen wurden. Davon gibt es ja wirklich sehr viele, aber warum erging es Roadie denn so?
Zum einen liegt dies sicher daran, dass dieser Film weniger für ein Mainstreampublikum gedacht war, obwohl er eindeutig Mainstream ist. Die Story ist einfach gehalten und all zu blöd kommt der Film auch nicht daher. Wir haben es hier also mitnichten mit einer Blödelei ala Chech and Chong zu tun, auch wenn sich der Vergleich sehr leicht aufdrängt, sondern eher mit dem Versuch einer witzigen Rockmusik-Komödie. Das diese beim Publikum nicht ankam, lag sicher daran, dass einige der Protagonisten zum damaligen Zeitpunkt ihren Zenit gerade überschritten hatten und so langsam auf dem absteigenden Ast unterwegs waren. Da hätten wir zum einen den Hauptdarsteller Meat Loaf. Dessen Millionenseller „Bat out of Hell“ gilt zwar zu Recht als Klassiker der Rockmusik, war zu diesem Zeitpunkt aber schon drei Jahre her und somit schon Geschichte. Der Nachfolger „Dead Ringer“ war noch nicht eingetütet und im Gegensatz zu „Bat out…“ floppte dieser auch gerade zu. Meat Loaf hatte zwar mit „Bat out…“ eine mehrjährige Tour absolviert, bekam dafür aber auch die Rechnung serviert und hatte mit stimmlichen Problemen zu kämpfen. In dieser kurzen Zeit überrollte die Wave - & Popszene diesen Giganten. Ebenso erging es dem zweiten Star im Film. Alice Cooper hatte Anfang der 80er der Rockszene nichts mehr zu sagen und mit schweren Alkoholproblemen zu kämpfen. Seine Platten floppten und Cooper konnte erst Ende der 80er mit seinem Überwerk „Trash“ wieder Anschluss an seine Fans finden. Fazit: Niemand brauchte damals einen Film mit zwei Rockstars, die sich auf dem Weg nach unten befanden und erst Ende der 80er Jahre wieder an Boden gewannen.
Erschwerend kommt sicher hinzu, dass sich die klassische Rockmusik, um die es letztendlich auch in diesem Film geht, gerade auf dem Rückzug befand. Die großen Giganten hatten zum ersten Mal ausgedient. Beispiele dafür gibt es viele, wie z.B. Kiss. Neue, junge, Stars eroberten die Rock Musik. Die Zeit von Bands wie Bon Jovi, Mötley Crue oder Metallica und Slayer war gekommen.

Das ist schade ;-). Denn auch wenn Roadie auf keinen Fall das Zeug zu einem Klassiker hat, eine sehr unterhaltsame Komödie ist er allemal. So spielt gerade Meat Loaf in der Rolle des Travis W. Redfish einfach nur köstlich. In seiner Rolle als leicht dümmlichen und dumpfen Jungen vom Lande, macht er einfach eine herrliche Figur, was nicht zuletzt auch so, an der doch imposanten Erscheinung des Meat Loaf liegt. So konnte mich schon die Eingangssequenz zum schmunzeln animieren. Hier lässt sich Travis mit einem selbstgebauten Fahrstuhl in die „gute Stube“ zu seinem Vater runter. Dieser Vater ist ein völliger Freak. Aber ein sympathischer. In einem Rollstuhl Marke Eigenbau sitzend, zappt er sich den ganzen Tag durch sämtliche TV – Programme und traktiert auf äußerst liebevolle Art dabei seine Tochter. Soviel dazu.
Während einiger mehr oder weniger turbulenten Szenen lernt Travis dann das Rock & Roll Groupie Lola kennen. Jene fährt tierisch auf Alice Copper ab und möchte unbedingt zu einem seiner Konzerte. Lola ist mit einigen undurchsichtigen Typen unterwegs und Travis schließt sich diesem Tross an um sich da als verdammt guter Roadie zu etablieren.

Ok, viele Gags in diesem Film sind enorm Flach, zumindest für den Zuschauer, der sich wenig mit dem Rock & Roll – Geschäft auskennt. Wenn er jene denn überhaupt erkennt. Denn die meisten Witze sind Insidergags. Auch wird nicht jeder sofort die Gastauftritte von Roy Orbison und Hank Williams Jr. erkennen. Das ist natürlich alles wenig förderlich und so passiert es schnell, dass alles auf die zwar gut platzierten, aber nicht unbedingt neuen Jokes des Films reduziert wird. Wie gesagt, dass ist schade. Denn Roadie hat durchaus mehr zu bieten, wenn man sich nur darauf einlässt.
Für mich ist Roadie ein wunderbares Vehikel, vor allem für Meat Loaf und Alice Cooper, auch wenn die gebotene Musik nicht zu der Besten der damaligen Zeit zählt. Doch wenn man sich ein wenig auskennt mit Tontechnik, Bühnenaufbau und den ganzen Problemen, die mit größeren oder kleinen Liveshows verbunden sind, wird man hier auf alle Fälle seinen Spaß haben.
So ist Roadie dann leider schon ein Film für Insider, denn über diesen Status ist er nie hinausgekommen. Ein echter Geheimtip?! Ja, sicher. Denn spätestens dann, wenn Travis mit Kartoffeln einen Stromkreis für die Backline des Alice Cooper Konzerts zaubert, weiß der Fachmann, dass man es hier mit einer Parodie zu tun hat.
Und so pendelt dieser Film zwischen plumpen Klamauk, gelungener Parodie und fast schon freakigem Pathos wie er später in Waynes World noch einmal zum tragen kam.

Fazit: Für den „normalen“ Konsumenten von Komödien ist Roadie sicher nur schwer zu ertragen, vielleicht unterhaltsam, aber auf keinen Fall ein Überflieger.
Für Freunde der Rockmusik und des Rock & Roll – Zirkus sollte Roadie aber auf alle Fälle ein Blick wert sein, auch wenn der Film heut zu Tage etwas antiquiert wirkt.

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