Lange musste man auf die Fortsetzung von "Das Schweigen der Lämmer" warten. Und ich muss sagen, dass man mit "Hannibal" nicht enttäuscht wird.
Story: Wie "Das Schweigen der Lämmer" endet, sollte jedem bekannt sein, denn der menschenfressende Dr. Hannibal Lecter konnte aus dem Hochsicherheitsgefängnis ausbrechen. Nun hat er sich nach Florenz abgesetzt und lebt dort vorerst friedlich. Doch Kommisar Pazzi kommt ihn auf die Schliche und will die fette Belohnung für Dr. Lecter kassieren. Der Kannibale ist, wie man weiß, hoch intelligent und riecht den Mist schon aus hundert Meilen Entfernung. Weil Lecter zudem Clarice Starling noch längst nicht vergessen hat, beschäftigt er sich aber auch mit ihr. Hannibal schreibt ihr einen Brief, weil er sich gerne wieder mit ihr "unterhalten" würde. Aber auch Clarice Starling hat Interesse, den Doktor wieder zu sehen, allerdings aus anderen Gründen, zumal sie beim FBI gerade auf dem absteigenden Ast sitzt. Durch den von Hannibal völlig entstellten Millionär Mason Verger kommt die FBI-Agentin ihm schließlich auf die Spur...
Die Fortsetzung wurde sehr realistisch inszeniert. Ein Beispiel wäre die Szene, in der Kommisar Pazzi im Internet recherchiert und dabei Fahndungsfotos von den zehn meist gesuchtesten Männern Amerikas zu Gesicht bekommt. Darunter findet sich dann beispielsweise auch ein Usama Bin Laden wieder - sehr authentisch...
Die Stadt Florenz passt perfekt zu Hannibal. Der stilvolle elegante Menschenfresser fühlt sich hier wie im Paradies. Eine bessere Location, passend unterstützt durch die Musik, hätte man für Dr. Lecter nicht wählen können. Der Film hat einfach eine sehr gute Atmosphäre.
Ebenfalls zu überzeugen weiß die Handlung. Man hätte sie vielleicht anfangs nicht so in die Länge ziehen brauchen. Aber schaden tut das nicht wesentlich, denn ansonsten ist alles sehr durchdacht. Das Ende kommt doch auch sehr unerwartet. Hierbei lassen sich die wahren Gefühle von Dr. Lecter gegenüber Clarice Starling gut erkennen. Der Schluss ist jedenfalls geschickt gemacht und so könnte es durchaus eine weitere Fortsetzung geben.
Beim Stichwort Schauspieler stößt man in "Hannibal" , was die Qualität betrifft, allerdings auf Gegensätze wie Tag und Nacht. Eine sehr außergewöhnliche Darbietung bietet hier einmal mehr Anthony Hopkins. Immer wenn er in Erscheinung tritt, wird es irgendwie unheimlich; eine Ausstrahlung hat der Mann... unglaublich! Dazu kommen noch die erstklassigen Dialoge. Nicht zu vergessen sei, dass Hannibal auch einen eleganten Humor besitzt ("Taa Taa" oder "Möchten sie die Eingeweide lieber draußen haben oder drinnen behalten. Wie? Sie können sich nicht entscheiden? Dann werde ich das für sie erledigen"). Für diese Hannibal-Verkörperung hätte Hopkins einen Oscar verdient gehabt.
Absolute Schattenseite des Films ist die Leistung von Julianne Moore als Clarice Starling, die hier eindeutig überfordert ist. Man kann sich auch einfach nicht an sie gewöhnen. Jodie Foster konnte mit Anthony Hopkins viel besser harmonieren. Julianne Moore sieht dagegen aus, wie eine lebende Leiche. Total blass und absolut null Ausstrahlung; eine totale Fehlbesetzung.
Außer acht lassen, sollte man aber nicht die gute Leistung von Gary Oldman, welcher den auf Rache sehnenden und furchtbar entstellten Mason Verger verkörpert.
Fazit: Ein sehr stilvoller, eleganter und stellenweise jedoch auch durchaus harter Film mit einem grandiosen Anthony Hopkins und einer völlig überforderten Julianne Moore.