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Man könnte fast meinen, dass Regisseur Scott Waugh (er hat bis jetzt nur den mittelmäßigen "Act of Valor" verfilmt) der "Fast & Furious"-Reihe Konkurrenz machen will und zu den Ursprüngen dieser Serie zurück will, in dem es um getunte Autos und illegale Autorennen geht. Aber wer in den letzten Jahren an irgendwelchen Konsolen rumgedaddelt hat, weiß natürlich, dass "Need for Speed" die Adaption der gleichnamigen Spielereihe ist, bei denen es eben um diese illegalen Autorennen geht, mit dem Unterschied zu F&F, dass hier nur die teuersten Nobelkarossen am Start stehen und keine aufgemotzten Mantas mit Lachgaseinspritzung zu sehen sind.


Der Mechaniker und Muscle Car-Fan Tobey Marshall (Aaron Paul, bekannt durch "Breaking Bad") hält seine Werkstatt mit Geld aus örtlichen, illegalen Autorennen über Wasser. Er will aber nicht mehr weiter von Monat zu Monat rechnen, im Gegensatz zu seiner Crew - bestehend aus Pete (Harrison Gilbert), Joe (Ramon Rodriguez), Finn (Rami Malek) und dem Hubschrauber-Piloten Benny (Scott Mescudi), die der Meinung sind, dass diese Art und Weise mit der Miete schon gut gehen wird. So lässt sich Tobey zusammen mit Pete auf ein perfides Spiel mit seinem ehemaligen Freund Dino Brewster (Dominic Cooper) ein, in denen dieses Trio um viel Geld in drei gleichgebauten Koenigsegg Agera R ein Rennen fahren.
Als Tobey und Pete in Führung liegen, passiert das Dilemma: Dino rammt Pete mit voller Absicht, so dass dieser tödlich verunglückt und lässt daraufhin sein Auto und sich verschwinden, so dass der Mord Tobey angelastet wird. Nach knapp 180 Tagen Gefängnisaufenthalt will sich Tobey an seinem Erzfeind Dino rächen. Unterstützung bekommt er von der schönen Julia (Imogen Poots), die ihm einen Ford Mustang zur Verfügung stellt. Da kommt ihnen das größte Underground-Rennen der Welt gerade Recht. Für Tobey und seine Crew ist es ein weiter Weg zu diesem Rennen und sie müssen dafür quer durch die USA. Nicht nur, dass die Polizei auf die Jungs aufmerksam wird, Erzfeind Dino hat auch noch ein Kopfgeld auf Tobey angesetzt...


Wie der geneigte Leser bemerkt, gibt das Drehbuch von den Brüdern John und George Gatins nicht viel her: Ein paar Jungs fahren Autorennen. Ein böser tötet einen Freund vom Hauptdarsteller und der will dafür Rache.
Zum Glück kommt in dem Inhalt nicht der Name "Optimus Prime" vor, denn von dieser Story, was mir "Transformers 4" um die Lappen gehauen hat, bin ich immer noch geschädigt und muss Medikamente nehmen. Man könnte "Need for Speed" also unterstellen, dass auch hier die Story ziemlich derb daneben ist - bei den Arthouse-Fans wird dieser Streifen mit großer Wahrscheinlichkeit eh nur belächelt. Ich aber sage: Hey, die Story reicht vollkommen aus. Denn der Schwerpunkt liegt bei den Autorennen und die haben es in sich. Wer nicht auf Nobelkarossen und Verfolgungsjagden steht, soll eben einen Bogen um den Film machen.
Also da braucht man sich nichts vorzumachen: Wer die Autorennen in "Fast & Furious" geliebt hat, kommt hier nicht mehr aus dem Staunen heraus, was für beindruckende Aufnahmen Scott Waugh da ablässt. Eine nach der anderen und jede ist ein echtes Schmankerl. Wenn man es so nimmt besteht dieser Film aus einer Hälfte äußerst spektakulärer Autorennen, einem Viertel roter Faden, der die Story vorantreibt und einem Viertel aus Gags und Onelinern, die von witzig bis peinlich reichen.
Mit Aaron Paul und Bösewicht Dominic Cooper hat man zwei gut agierende und vor allem frische Schauspieler, die von der nicht ganz perfekt aussehenden Imogen Poots unterstützt wird. Ich sage: "Gut so!", denn ganz ehrlich: Die typischen Beate Uhse-Püppchen aus Hollywood mit zwanzig Schönheitsoperationen kann ich nicht mehr sehen.
Den Vogel schießt man jedoch mit dem Helikopter-Pilot Benny (Scott Mescudi) ab, der vor den Drehaufnahmen scheinbar immer ein paar Gramm Pott geraucht hat. Ich hasse es, solche Klischee-Wörter zu benutzen: Aber hier ist das Wort "Quoten-Farbiger" wirklich einmal angebracht. Seine Gestik, Mimik und Zoten wirken durch die Bank durch einfach nur peinlich. Diesem Charakter hätte man einen ernsteren Anstrich verpassen sollen, dann wäre meine Bewertung ein Punkt höher gewesen. Aber so? Nee, danke. Das schlägt nicht einmal die Rolle von Michael Keaton (ja, den gibt es noch), der so eine Art Internet-Fanradio-Moderator spielt und von den ganzen Rennen immer berichtet. Ich frage mich nur, wer außer der Crew und den Zuschauern diese Sendung noch mit verfolgt?


Wer auf edle Autos und Autorennen steht, keine großartige Story braucht und ein Auge beim Quoten-Farbigen zudrücken kann, ist bei diesem Popcorn-Film gut aufgehoben. "Need for Speed" bietet mit Sicherheit die spektakulärsten Rennszenen, die ich bis jetzt gesehen habe. Dagegen sehen selbst die Rennen in "Fast & Furious" schwach aus, auch wenn man beide Filme jetzt nicht vergleichen kann. Auf jeden Fall ist es eine sehr gelungene Adaption des Spiels, wenn mich auch eher eine Verfilmung von dem Ableger "Need for Speed - Underground" gereizt hätte...


7,5/10

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