Inhalt/Anmerkungen:
"Enver Hoxha, tungjatjeta" (auch: "Enver Hoxha tungjatjeta!") ist eine im Jahre 1983 anlässlich des 75. Geburtstags (16.10.1983) des albanischen Diktators Enver Hoxha (1908-1985) entstandene Biographie dieses Politikers..., unter der Regie Viktor Gjika´s für die staatliche albanische Filmgesellschaft "Albfilm" gedreht.
Es handelt sich um einen die Person Enver Hoxha´s glorifizierenden Propaganda-Film ganz im Stile des "sozialistischen Realismus". Es ging der Regie darum, diese Person der Geschichte positiv darzustellen..., als gütigen Landesvater und Kämpfer für den "wahren" Marxismus-Leninismus..., und Hoxha sah sich hierin ja als Vorreiter. Als jemanden, der den "wahren" Marxismus-Leninismus verteidigt..., quasi im Alleingang gegen die "Revisionisten" des Ostblocks..., ebenso wie gegen die "Imperialisten" des Westens.
Gjika´s Biographie ist denn dreigeteilt.., zunächst einen geschichtlichen Abriss abhandelnd, Hoxha´s Kindheit und Jugend..., im osmanischen Reich (Albanien wurde erst 1912 unanbhängig) und im feudalen Albanien vor dem 2. Weltkrieg. So ist denn sein Geburtshaus in Gjirokastra zu sehen..., und viele Fotos des hübschen Jungen mit den großen dunklen Augen und den schwarzen Haaren.
Alles wirkt positiv..., und der junge Mann interessierte sich schon zu dieser Zeit für die Revolutionäre im Frankreich 1789..., und wird hier als wissbegierig und belesen dargestellt.
Hoxha war kein kerniger Prolet..., Sohn eines Tuchhändlers, und in Frankreich studierend..., im feudalen Albanien vor dem Krieg als Lehrer für Französisch an einer Grundschule in Korca arbeitend.
Im 2. Weltkrieg tritt denn Hoxha in die Weltgeschichte ein..., er führt die albanischen Partisanen an..., und befreit Albanien. Hieraus leitet er seinen Herrschaftsanspruch ab. Der Film zeigt ihn denn als schneidigen Partisanen-Führer..., und als glorreichen Befreier der Heimat.
Albanien zur Zeit der Herrschaft Hoxha´s..., ein stalinistischer Einparteien-Staat..., isoliert..., und Hoxha sicherte sich seine Herrschaft durch rigorose Säuberungen im Staats- und Parteiapparat. Zur Herrschaft gehört auch ein geradezu grotesker Personenkult. So dient denn auch diese "Dokumentation" als eine Glorifizierung seiner Person und seiner Politik.
1948 schlägt denn eine weitere große Stunde: Hoxha löst sich von Ziehvater Tito. Der wird hier als "Antimarxist" gebranntmarkt..., der mit der englischen Queen anstößt..., und sich als Handlanger des Westens aus Sicht Hoxhas zu etablieren gedachte.
Das treibt Hoxha in die Arme Stalins. Der Streifen geht hierauf explizit ein..., Stalin wird zu Hoxhas väterlichem Freund und wichtigsten Verbündeten.
1956 kommt es zum Bruch mit Moskau, als Chruschtschow seine Entstalinisierungspolitik beginnt. Jetzt schlägt eine weitere große Stunde für den albanischen Machtpolitiker und -pokerer.
Der Film stellt dies wieder glorifizierend dar: Im Flugzeug nach Moskau..., zur Konferenz der kommunistischen Parteien..., fliegt denn Hoxha. Und dort liest er den "Revisionisten" (Abweichler) wie er sie nennt die Leviten. Mit Fotos oder bewegten Bildern hierzu kann der Streifen zwar nicht dienen. Doch Hoxhas Hofmaler haben das in Öl festgehalten: Ein kerzengerader Hoxha steht mit erhobener Faust am Pult..., und Chruschtschow, Breschnew und Ulbricht verziehen die Gesichter.
Chruschtschow wird denn als verdrießlich-schlurfender Typ gezeigt..., soll natürlich richtig unsympathisch wirken.
Ein neuer Verbündeter..., das China Maos..., aber darauf geht diese Bio nicht mehr ein..., auch nicht auf das Ende dieser Beziehung, als 1978 China den Dialog mit den U.S.A. sucht.
Im letzten Drittel widmet man sich denn ganz dem Personenkult um Hoxha und um die Erfolge, die man seit der Machtergreifung erzielt hat.
Stakato-artig wechseln die Bilder..., Hoxha hält Reden, besucht die Fabrikarbeiter genauso wie den Schafhirten in den Bergen. Wasserkraftwerke, Stahlwerke..., Albanien, ein blühendes Land, so soll dies hier wirken..., und dies sollen diese Bilder beweisen.
Hoxha..., wird hier immer kraftloser..., ein eher ruhiger, maßvoller Typ..., es soll wohl so wirken, als würde er jede Entscheidung sorgfältig abwägen. Das lässt die Bilder aber auch träge wirken. Und man ergießt sich in Buchtiteln und handschriftlich verbesserten Manuskripten seiner Buchwerke....
Es entstanden ja sage und schreibe 79 Werke ("Vepra")..., dicke Wälzer, die Hoxha als Klassiker des Marxismus-Leninismus darzustellen gedachten..., Bücher mit Titeln wie: "Die Titoisten - Erinnerungen", "Die Chruschtschowianer"..., oder "Eurokommunismus ist Antikommunismus"..., die Feinde Albaniens lauerten eben überall.
Hoxha..., zwar langsam, fast behäbig in seinen Bewegungen..., doch soll alles so wirken und wirkt denn auch tatsächlich so, als würde er sich und das Land in ständiger Betriebsamkeit halten. Aber diese Ergüsse..., Buchseiten, Kraftwerke, Hoxha am Schreibtisch. Man droht fast einzuschlafen....
Dann auf einmal, als wenn Gjika meint, es muss mehr Dynamik rein: Zackige Musik..., Sitzung im Politbüro..., man sieht Ramiz Alia, der nach dem Sturz von Mehmet Shehu zum Nachfolger des Diktators aufgebaut wurde..., Adil Carcani... der Regierungs-Chef, der aber nichts zu melden hatte. Hoxha hatte seinen Laden im Griff..., und alle lauschten hingebungsvoll.
Dann geht es zum 9. Kongress der gleichgeschalteten Gewerkschaften..., die Massen klatschen rhythmisch. Jetzt kommen wieder diese stakato-artigen Bilder, Reden..., Huldigungen..., und im Finale aber auch propagandistisch geschickt zusammen geschnittene Bilder....:
So sieht man im sozialistischen Albanien junge Frauen ohne Schleier..., dann alte Bilder, Frauen mit Vollverschleierung im feudalen Albanien unter Zogu. Bilder die ihre Wirkung nicht zu verfehlen gedenken.
Das Finale... wieder Kraftwerke..., blühende Felder..., das Werk Envers!
Und diese Bio schließt mit einer Kinderschar..., die auf die Kamera zu rennt.
Welch Ironie..., waren es wohl diese Kinder, die später im Februar 1991 in Tirana auf dem Skanderbeg-Platz die Statue Hoxhas stürzten und schleiften.
Ein Propaganda-Film aus einem damals stalinistischen, isolierten Land. Gleichwohl wohl erst spätere Generationen Enver Hoxha richtige einzuschätzen wissen...., eine derartige Herrschaft, hier mehr oder weniger geschickt glorifiziert, wird es wohl in Albanien nie mehr geben.
Bei den letzten Parlamentswahlen in Albanien holte die PKSH (die Nachfolge-Partei von Hoxha´s PPSH -Partia Punes SHqiperise- Partei der Arbeit Albaniens) mal gerade 0,7%.
Es handelt sich zudem um ein historisches Dokument aus dem Albanien der Nachkriegszeit. Eine Bewertung ist nicht möglich, handwerklich ist das ganze aber etwas zu langweilig gemacht, den schon sichtlich gealterten Diktator wollte man wohl nicht mit dynamischeren Bildern aus der Anfangszeit der Bewegung vergleichen.
Für an Geschichte interessierte Betrachter..., insbesondere was die Historie des Balkan betrifft, aber auch für Politikinteressierte, die sich mit stalinistischen Systemen befassen.