Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) und Frank Öllers (Devid Striesow) bereisen als Unternehmensberater Entwicklungs- und Schwellenländer und vermehren rücksichtslos den Profit ihrer Auftraggeber. Neu im Team ist Bianca März (Katharina Schüttler), die ihren langjährigen Kollegen ersetzt, der in den Vorstand berufen wird und sich kurz darauf aus dem Fenster stürzt…
„Der Kapitalismus soll die Welt retten?“, „Der Kapitalismus soll diese Welt zerstören!“ antwortet der skrupellose Unternehmensberater seiner jungen Kollegin und zeigt aus dem Hotelfenster in eine Stadt, die nur aus Bauklötzen zu bestehen scheint, egal in welchem Land sich die Heuschrecken gerade aufhalten. Schließlich geht es nur um den Profit der namenlosen Company und um den eigenen Aufstieg in der Unternehmenshierarchie, kulturelle und regionale Grenzen spielen schon lange keine Rolle mehr, wie Öllers dem indischen Unternehmer erklärt, dessen Betrieb von Indien nach Pakistan verlegt werden soll: „Ihr verbrennt Witwen, die tragen Burkas. Wo ist da das Problem?“ Religion ist erst recht out, keiner der Berater vermag ein Gebet zu sprechen, wenn es darauf ankommt. Denn irgendwann gelangt die reale Welt durchs Hotelportal.
Johannes Nabers zweiter Langfilm nach „Der Albaner“ (2010) besticht durch seine geschliffenen Dialoge, die bitterböse und oft brüllend komisch sind, obwohl der informierte Zuschauer doch gar nicht lachen möchte. Hier zeigt sich die Scham des Mitteleuropäers, der die Ausbeutung armer und ganz armer Länder seit Jahrzehnten tatenlos im Fernsehen verfolgt. Erst in den letzten 15 min. bleibt den Zuschauern im gut gefüllten Berliner Yorck Kino das Lachen im Hals stecken.
Nabers bitterböse Satire erinnert nicht nur vom Titel her, sondern auch formal an Roman Polanskis modernen Klassiker „Gott des Gemetzels“, statt im Wohnzimmer spielen sämtliche Szenen innerhalb weniger Hotelräume, die auch auf unterschiedlichen Kontinenten gefälligst den gleichen Standard haben müssen. Drei glänzend aufgelegt Hauptdarsteller und die meisterliche Inszenierung runden diese zynische Abrechnung mit allen, brennend aktuellen Untaten ab: Kapitalismus, Globalisierung, westliche Ignoranz, Zerstörung Tausender und Abertausender Existenzen, sexuelle Ausbeutung und, und, und… Doch in den langen Schwarzbildern hört man schon, wie die Messer gewetzt werden. (9/10)