Die kleine, aufgrund gewisser Spannungen nicht sonderlich gemütliche Party ist in vollem Gange, als die Sprache auf das Ouija Board, das Hexenbrett, kommt, welches Brandon (Stephen Nichols), ein arroganter, selbstgefälliger Schnösel aus reichem Hause, mitgebracht hat. Während Gastgeberin Linda (Tawny Kitaen) sofort Feuer und Flamme für den ungewöhnlichen Nervenkitzel ist, hält deren Freund Jim (Todd Allen) das Ganze für ausgemachten Humbug und tut seine Verachtung darüber auch lautstark kund. Davon unbeeindruckt versuchen Brandon und Linda den kleinen David zu kontaktieren, der vor drei Jahrzehnten im Alter von acht Jahren gestorben ist. Tatsächlich kommt ein Kontakt zustande, doch offensichtlich verärgert durch Jims ständige Sticheleien bricht das Geistwesen die Sitzung ab und zieht sich mit einem Knall zurück, womit gleichzeitig auch die Party beendet ist. Da Brandon das Hexenbrett liegen hat lassen, kann Linda der Versuchung nicht widerstehen, allein damit herumzuspielen. David meldet sich sofort und ist ihr gleich mal behilflich, einen vor langer Zeit verlorenen Ring aufzuspüren, was sie prompt motiviert weiterzumachen. Bald schon wendet sich jedoch das Blatt, und der angeblich harmlose Geist fängt an, Linda zu terrorisieren, während es in ihrem Umfeld zu mysteriösen Todesfällen kommt.
Mit Witchboard ist Kevin S. Tenney (Night of the Demons, Witchtrap, Pinocchio's Revenge) ein beachtliches Spielfilmdebut gelungen, das den Zahn der Zeit nahezu unbeschadet überdauert hat und auch heute noch smarte und fesselnde Horrorunterhaltung bietet. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Neben Tenneys offensichtlichem Talent als Drehbuchautor und Regisseur ist es vor allem seine genreuntypische Herangehensweise, die Witchboard aus dem Gros ähnlich gearteter Produktionen herausragen läßt. Er legt verstärkt Wert auf die sorgfältig aufgebaute und lebhaft erzählte Geschichte, die er wie seine Figuren sehr ernst nimmt. Und er legt sein Hauptaugenmerk auf die drei Protagonisten, die für ein B-Movie dieser Art erstaunlich gut und glaubwürdig charakterisiert sind. Diese machen im Verlauf der Handlung sogar eine Entwicklung durch, springen zum Teil über ihre Schatten und betten alte Querelen zur Ruhe, um gemeinsam der Bedrohung auf den Grund zu gehen. Gleichzeitig schafft es Tenney allerdings auch, weder die einzelnen Horrorelemente noch die leicht bedrohliche Grundstimmung des Streifens zu vernachlässigen. Fans der flotten und härteren Gangart werden vermutlich dennoch enttäuscht sein, da Tenney sich für den Handlungsaufbau viel Zeit nimmt und sich in Bezug auf blutige Schauwerte vornehm zurückhält.
Die Funktionsweise des Hexenbretts wird dem Publikum ebenso geschickt nahegebracht wie die nicht zu unterschätzenden Gefahren, die damit verbunden sind. Denn Geistern kann man nicht trauen, oder wie Brandon meint: "Spirits like to lie." Außerdem sollte man den "Spaß" immer zumindest zu zweit ausüben, niemals allein. Eine Warnung, die Linda natürlich in den Wind schlägt. Auf den ersten Blick mag ihr Verhalten dumm und schwer nachvollziehbar erscheinen, aber bei genauerer Betrachtung ist es durchaus schlüssig. Die Arme wird recht listig geködert, und sobald sie einmal am Haken hängt, kann sie sich nicht mehr davon lösen. Tenney schildert ihre Obsession mit dem Ouija Board, als wäre sie drogenabhängig. Wider besseres Wissen legt sie ihre Hände immer wieder auf das Brett; selbst als sich der Geist gegen sie wendet, kommt sie von ihrer "Sucht" nicht los. Tawny Kitaen (Star diverser Musikvideos der britischen Rockband Whitesnake) verleiht dieser Zerrissenheit glaubhaft Ausdruck, und wie ihren Kollegen Todd Allen (Django Unchained) und TV-Serien-Star Stephen Nichols (Days of Our Lives, The Young and the Restless, General Hospital) gelingt es auch ihr, bei den Zuschauern Sympathien für ihre Figur zu erwecken. Denn das ist eine der Stärken von Witchboard: Die Hauptfiguren wachsen einem etwas ans Herz.
Auf der technischen Seite gibt es an dem geschätzte zwei Millionen Dollar teuren, in Kalifornien gedrehten Film - die wuchtige Villa ist übrigens dieselbe wie in Willard und Waxwork - kaum etwas auszusetzen. Roy H. Wagners Kameraarbeit ist tadellos, Tassilo Baurs wenige Spezialeffekte sind ansprechend, und Dennis Michael Tenneys ominöser Synthesizer-Score untermalt das Geschehen angenehm, ohne groß aufzufallen. Weiters besticht der Film durch seinen langsamen, überwiegend unspektakulären Erzählfluß, was schließlich in ein gelungenes Finale mündet, welches die Handlung zu einem befriedigenden Ende bringt, ohne die Tür zu einer möglichen Fortsetzung zuzuschlagen. In Nebenrollen sind James W. Quinn (Witchtrap) als Jims Freund und Arbeitskollege Lloyd, Burke Byrnes (Child's Play 3) als herumschnüffelnder und von Zauberei faszinierter Polizist sowie Kathleen Wilhoite (Murphy's Law) als punkig-schrille Zarabeth - quasi die Cyndi Lauper der Medium-Szene - zu sehen. Und Tawny Kitaens "heiße" Dusch-Szene soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben. Selbst die Abwesenheit einer dichten Gruselstimmung, ein paar unnötige Jump-Scares zu viel und die Inkludierung einer etwas irritierenden Nebenfigur ("Just a little psychic humor") können nicht darüber hinwegtäuschen, daß Witchboard eine kleine, originelle Perle des 80er-Jahre-B-Geisterhorrorfilms ist.
Mit Witchboard 2: The Devil's Doorway (Witchboard 2 - Das Tor zur Hölle, 1993), erneut geschrieben und inszeniert von Kevin Tenney, sowie Witchboard III: The Possession (Witchboard 3 - Gate to Hell, 1995) unter der Regie von Peter Svatek zog der finanziell sehr erfolgreiche Streifen zwei qualitativ höchst unterschiedliche Sequels nach sich.