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Alle paar Jahre werden die Vereinigten Staaten im Kino ganz oder teilweise, berechtigt oder unberechtigt, natürlich oder unnatürlich genüsslich zerbröselt. Da plätten Erdbeben die Westküste oder schockgefrieren Eiszeiten den Osten. Da weht den Einwohnern großer Städte radioaktives Feuer um die Ohren oder man wird als argloser Amerikaner von gigantischen außerirdischen Staubsaugern in die Stratosphäre geschlürft. Zeit für Regisseur Steven Quale („Final Destination 5", 2011) mal wieder einen zünftigen Kehraus im Mittleren Westen mittels eines überdimensionierten Unwetters zu veranstalten. Und so kommt, was nicht hätte kommen müssen, aber aufgrund mangelnder Kreativität beinahe absehbar war: „Twister" (1996) wird in eine neue Form gekleckert.

Ein paar junge Leute, die sonst im Leben nichts Besseres zu tun haben, verfolgen eine Sturmfront durch Oklahoma während man über gewohnt triviale soziale Problemchen grübelt oder sich vor endzeitlicher Kulisse Frühlingsgefühle einstellen. Man möchte dabei natürlich gewinnbringend Bilder schießen und obendrein ein wenig Forschen (Auch wenn man das den Leutchen im Film wahrlich nicht abnimmt). Blöd halt, dass es nicht beim handelsüblichen Tornado bleibt, sondern dass da ein echter Jahrtausendsturm seinen Weg durchs Land fräst. Der zerlegt bald nicht nur die typisch US-amerikanische Holzbauarchitektur, sondern bläst auch Steingebäude oder Linienmaschinen am Flughafen wie Kartenhäuser weg. Wir reden hier also, man ahnt es schon, von der Mutter aller Orkane. Von einem irdischen Sonnensturm. Denn das Ding holt sich seine Opfer naturgesetzlich recht abenteuerlich sogar aus der Kanalisation. Und da soll einer entkommen? Schwierig. Aber machbar. Zumindest, wenn man ein cooler Typ ist, wie die Typen im Film, der nur coole Sachen sagt, so wie die Typen im Film.

Da ist der besorgte Familienpapi, dessen sinnlos vor sich hin pubertierender jüngerer Sohnemann inmitten dieses Drunter und Drüber erkennt, dass Papsi eigentlich gar nicht so böse ist. Da ist der ältere Filius, der sich mit seiner gut aussehenden Flamme aus der Schule ausgerechnet in einem Wasserloch gegen den Sturm verschanzt hat und so natürlich gerettet werden muss. Und da sind die austauschbaren Visagen der Sturmjäger (darunter die aus „The Walking Dead" bekannte Sarah Wayne Callies), die letztlich eher nur unlustiges Beiwerk sind und so auch wohltuend nach und nach vom Sturm aus dem Verkehr gezogen werden. Hier überlebt ein Reißbrettcharakter, da wird einer in den Wind geschossen. Alles ist so vorhersehbar wie uninteressant.

„Storm Hunters" (Der Originaltitel lautet sinnigerweise „Into the Storm") lebt einzig und allein von seinen in der Tat recht anschaulichen Spezialeffekten. Die Tornados im Film sehen noch einmal einen ganzen Zacken besser aus als die Windhosen in „Twister". Wenn man davon absieht, dass das arme Oklahoma von einer wahren Springflut an Stürmen heimgesucht wird, die sich im Staate schneller neu bilden als einer der beteiligten Knallchargen bis zehn zählt. Und wenn man vernachlässigt, dass da Stürme unterwegs sind, die zu meteorologisch biblischen Ausmaßen heranwachsen. Und wenn es einem überhaupt egal ist, dass die Figuren egal sind. Dann kann man sich womöglich von einem Feuer fangenden und sich zu einem Megasturm zusammenfindenden kosmischen Tornado unterhalten lassen.

Hätte eine „Mockbuster" ausstoßende Ramschfirma wie „The Asylum" das Geld für große Projekte, würde aber ansonsten nichts an ihrer Herangehensweise an Filmproduktionen ändern - das Resultat sähe ungefähr so aus. Also von wegen „Vom Winde verweht". Entweder man verfügt über die beneidenswerte Gabe sein Hirn vorübergehend auf Sparflamme zu schalten und allein der Effekte wegen seinen Spaß zu finden oder man lässt besser die Finger von diesem tollpatschig erzählten Murks.

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