Kurz nach "Die Geisterstadt der Zombies" schloss sich die Pforte zur Hölle aus Fulcis "Gates of Hell" - Trilogie auch schon wieder langsam und Fulci wandte sich danach mit seiner Edgar Allen Poe - Verfilmung "The Black Cat" und dem berüchtigten "New York Ripper", einem Slasher auf ausgetreten gedachten Giallospuren, erst einmal wieder irdischerem Grauen zu. Passend zum Ausklang der Reihe kommt der dritte Beitrag der Reihe etwas dezenter als seine Vorgänger daher, beinahe schon intim: die Effektszenen beschränken sich im Vergleich auf die ersten beiden Filme der Reihe ein kleines Rinnsaal Kunstblut, Kulissen und Prämisse schreien von allen drei Filmen am lautesten nach altehrwürdiger Gruseltradition. Darüber hinaus fokussiert sich Fulci mit seinen Co - Autoren Dardano Sacchetti und Giorgio Mariuzzo von ein paar toten Nebencharakteren stärker auf das Schicksal seiner heimgesuchten Protagonisten, anstatt die gewaltsamen Tode irgendwelcher Nebencharaktere immer und immer wieder mit dem Leimwandbeschuss aus der Ketchupkanone zu zelebrieren.
Die Todeskandidaten dieses Filmes sind die Mitglieder der dreiköpfigen Familie Boyle, die das einstige Haus des Arztes Freudstein beziehen. Für Vater Norman, einen promovierten Archäologen, geht die Erfüllung des Traumes vom Eigenheim mit der Erfüllung seiner wissenschaftlichen Pflichten Hand hin Hand, hauste dort nach Freudsteins Zeit sein Kollege Peterson, der nach dem Mord an seiner Liebsten unter ungeklärten Umständen Suizid beging, so scheint es.
Sohn Bob hingegen ist vom Umzug alles andere als begeistert: der Junge, der sich bereits im Vorfeld mit dem mysteriösen Mädchen Mae und ihrer Großmutter anfreundete wird von dieser wiederholt eindringlichst davor gewarnt, das marode Haus in Friedhofsnähe auch nur zu betreten, hause dort drin doch das Böse in finsterster Form. Bob stellt bald fest, dass Mae recht hat, denn der im Keller verbarrikadierte Untermieter ist niemand geringeres als Doc Freudstein himself, der sich als mieser Bastard entpuppt, der seiner medizinischen Selbstversuche sei Dank ein absurd langes Leben führt. Um dies zu bewerkstelligen mordet der Chirurg in regelmäßigen Abständen arglose Opfer, die als Organersatzteillager herhalten müssen. Da sein verfallender Leib immer deutlicher nach möglichst jungen Organen verlangt ist es nur eine Frage der Zeit, bis Bob ebenfalls in die zur Sprechstunde in die Kellerklinik gebeten wird.
Mitgefangen, mitgehangen: 31 Jahre verbrachte dieser relativ harmlose dritte Abschnitt des fulci'schen Terrortryptichons in der Indexhaft, bevor sich einsichtig gezeigt und feststellte, dass die heutige Jugend Saw sei Dank mit weitaus gemeineren Zelluloidboshaftigkeiten zu tun hatte, wenn es um reine Gewaltdarstellungen ging. Fulci lässt es hier trotz stets spürbarer Spannung etwas entspannter angehen und setzt hier wieder stärker auf klassischen Grusel. Wie zuvor bereits erwähnt wird hier ein intimeres Bild des Grauens gezeichnet, dass dem Zuschauer dank der Familienkonstellation tatsächlich Betroffenheit abringt, während die Opfer von Dunwich dem Zuschauer egal oder lediglich willkommenes Zombiefutter sind und Lisas und Johns Jenseitstrip einen Film später lediglich Sprach - und Ratlosigkeit beim Betrachter auslösen.
Dass dieser Film und seine Vorgänger nur thematisch und selbst da sehr lose miteinander verknüpft sind ist mittlerweile bekannt. Bemerkenswert finde ich dennoch, dass Fulci mit einigen Szenen und Aspekten auf die ersten beiden Filme anspielt: auch Bob bekommt hier mit Mae eine mahnende Geisterfigur zur Seite gestellt wie Lisa in "Über dem Jenseits" und auch sein Weg ist ein eher kryptischer, auch wenn die Deutung, dass er mit Mae und ihrer Großmutter ins Jenseits schreitet (Warum eigentlich, wenn er Freudstein überlebt hat?) geradezu anbietet. Zudem bekommt er mit der Szene, in der Vater Norman die Tür per axt öffnet und dabei den von Freudtsein gegen selbige gepressten Bob nur um Haaresbreite verfehlt, eine Szene ähnlich der zu Catriona MacColls Befreiung aus ihre Sarg. Die spielt hier mit Mutter Lucy übrigens eine leider eher nebensächlich behandelte Rolle, wenn man bedenkt, dass sie im ersten Teil eine wichtige, im zweiten Film hingegen sogar DIE tragende Rolle inne hatte. Leider gilt das auch für die eigentlich gelungene, aber im Vergleich zu den anderen Scores der Reihe verhältnismäßig unauffällige Filmmusik, was allerdings auch daran liegen mag, dass Haus - und Hofkomponist Fabio Frizzi hier Platz für den nicht minder begabten, aber doch stilistisch anderen Walter Rizzati machte.
Obwohl viele Gorehounds den Kinosaal enttäuscht verlassen haben dürften überwiegen die Qualitäten dieses Films gegenüber seinen Fehlern. Hier fällt halt alles eine Nummer kleiner und eine Stufe klassischer aus, was im Umkehrschluss aber auch bedeutet, dass Fulci auch mit wenig Blut und Effektwerk überzeugen kann. Alleine das Verwesungsmakeup des wahnsinnigen Arztes Freudstein gepaart mit dessen "Stimme" zwischen schwerem Atem und verzweifeltem Kinderjammern reichen aus, um diese Monsterbegegnung für den Zuschauer möglichst effektiv zu gestalten. Leider wird der Film gefühlt immer ein wenig stiefmütterlich wahrgenommen, wobei sich dieser Beitrag eigentlich gerade für splatterunerfahrenes Publikum noch am ehesten als Einstieg in die Reihe anböte, um sich von dort an über den Glockenseilzombie bis hin zur Geisterstadt vorzuarbeiten. Aber egal, wie man die Trilogie angeht: man sollte diesen Film auf keinen Fall auslassen. Ob er die Pforten nun dem ersten verhaltenen Blick öffnet oder sie vor den letzten Ausläufern des Bösen schließt bleibt den eigenen Vorlieben und dem persönlichen Werkkanon überlassen.