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Jeder Regisseur hat so seine Leichen im Keller, auch Meisterregisseur Wes Craven (Scream, The Last House on the Left) machte nach dem grandiosen "Nightmare - Mörderische Träume" eine Durststrecke durch, bevor er mit "Der Tödliche Freund" wieder zu seinen Wurzeln fand. "Exit - Ausgang ins Nichts, Im Todestal der Wölfe" und ganz besonders "Chiller - Kalt wie Eis" stellen den Tiefpunkt seiner Regiekarriere da. Der Titel wird von "to chill" abgeleitet, dies bedeutet übersetzt abkühlen. Cravens elfte Regiearbeit wirkt eher wie eine billige TV-Produktion, der man ohne Probleme eine 12er Freigabe verpassen könnte.

Vor zehn Jahren starb Miles Creighton (Michael Beck) an einem Tumor, seine Mutter Leigh (Beatrice Straight) ließ ihn damals einfrieren, bis es eine Heilmethode gibt. Als sogenannter "Cryonic" war er in einer Gefrierröhre gelagert, doch nun gibt es einen technischen Defekt und Miles taut auf. Nun muss er sofort operiert werden, dafür wird ihm eine neue Leber eingepflanzt. Erst sechs Wochen nach dem Eingriff kommt Miles zu sich und findet sehr schnell in den Alltag zurück. Nach kürzester Zeit übernimmt er die Firma seines verstorbenen Vaters. Nur seine Stiefschwester Stacey (Jill Schoelen) merkt, dass mit Miles etwas nicht stimmt.

Es ist eben Pech wenn man einen Toten reanimiert, aber seine Seele im Jenseits bleibt. Genau so erklärt man hier Miles seltsames Benehmen, welches nur seine Mutter nicht wahrhaben will. Sie hat ja auch viel Kohle in Miles investiert, denn die zehn Jahre einfrieren waren nicht umsonst. Doch der Zuschauer sollte die Kirche im Dorf lassen, denn Craven inszeniert hier, als hätte er sich zuvor einige Schlaftabletten eingeworfen. Miles taut wegen eines Defektes an seiner Gefrierröhre auf, wird operiert, kommt aber danach nicht zu Bewusstsein. Als man ihm schon den Saft abdrehen will, schreitet seine reiche Mutter mit Einsatz dagegen und kurze Zeit später ist Sohnemann wieder auf Deck. Mittlerweile sind dreissig Minuten verplempert, ohne eine Brise Spannung und der Zuschauer hofft, dass Craven endlich zu Potte kommt. Doch weit gefehlt, denn Miles kehrt nach Hause, entledigt sich im Off des Wachhundes und steigt sofort in Papas Firmenimperium ein. Dort greift er kompromisslos durch, feuert zum Beispiel einen langjährigen Mitarbeiter und Freund der Familie, der dann auch noch einen Herzinfarkt erleidet. Desweiteren wird die Vorsitzende der Werbeabteilung angebaggert und überhaupt fällt Miles überall unangenehm auf, nur seine Mutter nimmt ihn stets in Schutz.

Man hangelt sich hier von Dialog zu Dialog und nach einer guten Stunde hat man es einfach satt. Hier passiert nichts, keine Morde, kein Goreeffekt, kein Tröpfchen Blut. Nur Langeweile ist hier existent. Erst als Reverend Penny (Paul Sorvino) von Miles über den Haufen gefahren wird, kommt ein wenig Tempo in die Chose, doch Hoppla, der Film ist ja gleich aus. So wartet noch ein lahmes Finale auf den Zuschauer, wo Mutter endlich begreift, dass ihr seelenloser Filius nicht mehr der Selbe ist. Denn Miles will nun seiner Stiefschwester Stacey an die Wäsche gehen, endlich schreitet Mutter Leigh ein. Ich will hier gar nicht mehr weiter diskutieren, denn ausser dem brauchbaren Score kann man "Chiller" zum Mond schießen. Michael Beck (The Warriors, Forest Warrior) darf als Eisblock Miles mit nur einem Gesichtsausdruck auskommen, Paul Sorvino (Knock Off, Romeo + Julia) und Jill Schoelen (The Stepfather, Todesparty II) werden verschenkt.

Für diesen lahmärschigen Möchtegernhorror sollte sich Craven schämen, absolut unter seinem Niveau. Für den Zuschauer hat "Chiller" die selbe Wirkung wie mehrere Schlaftabletten. Langweilig, spannungslos und komplett vorhersehbar, einfach zum Abgewöhnen.

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