75 Minuten Lauflänge können eine Tortur sein – speziell wenn der Regisseur wohl nicht weiß, was er eigentlich will.
Dieses Schicksal erleidet Renaud Gauthier mit „Discopath“, einem offensichtlichen genreübergreifenden In-Joke über einen Killer, der immer dann in Meucheltrance verfällt, wenn funky Music aus anno 70s aus den Lautsprechern dröhnt.
Interessantes Konzept, wenn man mit dem popkulturellen Hintergrund oder der Musikrichtung irgendwas anfangen kann. Kann Gautier aber nicht.
Der Film setzt für sehr lange 25 Minuten mit dem ersten Mord an, der (beste Idee bis zum Schluss) unter einem gläsernen Dance Flour in einem Club stattfindet, doch bis man das erfährt, sind allen schon die Füße eingeschlafen.
Der Killer ist zu Beginn nämlich ein tumber bis schüchterner Vollhorst und Gautier macht sich den Spaß minutenlang zwischen den Ermittlungen der Polizeit am Tatort und dem fliehenden Mörder hin- und herzuschneiden, ohne dass man überhaupt erfährt, was wirklich passiert ist.
Während der Mörder sich nervös nach Kanada absetzt und dort für vier Jahre untertaucht, ergehen sich die teilweise cartoonhaften, teils deppert übertriebenen Polizisten in Parodie-Overacting.
Das Gleiche setzt sich dann in Kanada fort, wo unser Meuchler dann Faktotum für alle Fälle in einer katholischen Mädchenschule ist, wo alle Mädels wie moderne Pornomodels mit weißem Blüschen und blauem Faltenrock rumlaufen. Und natürlich mögen sie Disco. Da ist es dann auch sehr unwahrscheinlich, dass die verwendeten Ohrstöpsel ihn wirklich vier Jahre vom Blutrausch haben abhalten können.
In der Folge gibt ein paar Tote, man erfährt (ENDLICH) den Grund für das Trauma des Mörders (es ist…gelinde gesagt..ziemlich an den Haaren herbei gezogen...na gut: doof), ein Opfer wird entführt, ein anderes rennt dem Mörder in die Falle und...oh Mann, war mir da das alles nach 50 Minuten schon alles egal.
Was Gauthier drehen wollte, hab ich nie begriffen. Die Musik ist nicht catchy, die Klamotten nur manchmal stilsicher, die Morde geschehen meistens im Off und die Figuren schwanken zwischen Parodie, Klamauk, Übertreitung und Ernsthaftigkeit hin und her, weswegen man auch nie sicher sein kann, ob man nun einen Thriller oder eine Komödie schaut. Gilt auch für den unnahbaren und rätselhaften Mörder, der zunächst somnambul, dann deppert, dann schüchtern, dann martialisch, dann diabolisch und zum Finale plötzlich als toptrainierter Superkiller auftritt. Dazu hat der Film eine wunderfurchtbare C-Klasse-Synchro erhalten, die allem die Krone aufsetzt.
Also bloß nicht von den Werbebotschaften und dem Look täuschen lassen, dass ist nicht die definitive Slasher-Meets-Disco-Überraschung (das ist immer noch die grauenhafte Ballszene in „Prom Night“ von 1980), sondern einfach eine unentschiedene Gurke, die allerlei verhackstückt, aber nichts wirklich schafft. (2,5/10)