Review

Bei Nachtwache handelt es sich um einen spannenden Geheimtipp aus Dänemark. Der Film kam Anfang / Mitte der 90er vollkommen unvermittelt raus, im Kino muss ich ihn irgendwie versäumt haben, da ich ihn damals auf Premiere das erste Mal sah. Ich wurde Zeuge eines raffinierten Psychothriller, der nicht mit morbiden Ausflügen in die kranke Psyche von Menschen spart und dementsprechend knallhart von statten geht.

Der Student Martin nimmt als Nebenverdienst den Job des Nachtwächters in einer Leichenhalle an. Schon zu Beginn ist ihm nicht wohl dabei, doch er kann sich relativ schnell daran gewöhnen. Zusammen mit seinem Freund ausgeflippten Jens schließt er wahnsinnige Wette ab – jeder stellt dem anderen eine Herausforderung, ohne Grenzen, ohne Ablehnen. Wer es nicht schafft oder sich nicht traut, muss seine Freundin heiraten. So spielen sie sich gegenseitig makabre Streiche und schaukeln sich durchaus schnell in Dimensionen hinauf, in denen es für sie durchaus gefährlich werden kann. Umso unangenehmer wird die Situation, als bekannt wird, dass ein irrer Serienkiller in der Stadt sein Unwesen treibt, der sich an seinen bereits Toten Opfern vergeht. Und Martin sitzt in der Leichenhalle, in die die Opfer geliefert werden. Und es dauert auch nicht lange, bis eben dort alles verrückt spielt...

Die Handlung ist clever und nicht so leicht zu durchschauen. Bis der Täter schlussendlich entlarvt wird, ist es für die Protagonisten schon zu spät. Aufgrund der sehr langen, stillen und häufigen Szenen in der Leichenhalle (lange Aufnahmen von Gegenständen und Gesichtern, absolute Stille, die nur von speziellen Geräuschen zerrissen wird) ist die absolute Gänsehautstimmung garantiert. Der Zuschauer wird mit morbider Symbolik und haufenweise Angstgefühlen umschlungen wie von einem kalten Hauch, der durchs Fenster kommt. Auch ohne übernatürliche Elemente ist der Horror des Films nicht zu unterschätzen, auch wenn alles logisch ist und diverse humorvolle Dialoge und Szenen die Stimmung auflockern. Die Charaktere sind gut gespielt und wirken sehr sympathisch, vor allem die Wette der beiden Freunde unterhält den Filmfreund wahrlich gut. Die Spannung des Films stellt auch die härtesten Nerven mitunter stark auf die Probe. Die Neuverfilmung „Freeze – Alptraum Nachtwache“, auch von Ole Bornedal gedreht, kann man sich allerdings getrost schenken – ein typisch Hollywood-Remake eines Hits aus Europa, die in jeden Belangen schlechter ist als das Vorbild.

Ein durchweg intelligenter, ultraspannender Reißer für Hartgesottene. Nicht versäumen!

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