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Später Allen, wahrscheinlich meist eher untergegangen unter all den vielen Titel, im Œuvre einer eher kleine Nummer, so wie Melinda and Melinda, beide fallen einem nicht unbedingt beim Wettraten um die meisten Filmtitel ein. Spätestens bei der Eröffnung, dem Titelsatz und der Vorstellung der Mitwirkenden würde man den Mann und Macher dahinter aber zweifellos und zwangsläufig erkennen, keine Änderung dahin, weiße Schrift auf schwarzen Unterton, dazu ein Jazz, diesmal ohne die Geräusche einer Langspielplatte, ansonsten aber schon stilecht, und mit Finesse wird begonnen, Berlin 1928 das erste Geschehen:

Im Jahr 1928 tritt der Illusionist Wei Ling Soo in Berlin mit seiner Weltklasse-Zaubershow vor Publikum auf. Soo ist in Wirklichkeit ein Brite namens Stanley Crawford [ Colin Firth ], der bei seiner Nummer verkleidet auftritt. In seiner Garderobe wird er von seinem alten Freund und Illusionistenkollegen Howard Burkan [ Simon McBurney ] begrüßt. Howard überredet Stanley, ihn an die französische Riviera zu begleiten, wo die reiche amerikanische Familie Catledges offenbar von der Hellseherin Sophie Baker [ Emma Stone ] so sehr in ihren Bann gezogen wurde, dass der Sohn der Familie, Brice [ Hamish Linklater ], sich in sie verliebt hat. Howard sagt, er habe das Geheimnis hinter Sophies Tricks nicht lüften können und sei versucht zu glauben, dass sie wirklich übernatürliche Kräfte besitzt. Er bittet Stanley, der schon viele Scharlatane und Mystiker entlarvt hat, ihm dabei zu helfen, zu beweisen, dass sie eine Betrügerin ist.

Eine Spannungsnummer, eine Zaubershow macht die Runde, hält das Publikum gefangen und gefesselt, dazu treibender Score, ein Trick des Verschwindens präsentiert, der große Magier verführt und verlockt sein Publikum, eine asiatische Truppe, die Deutschen die Zuschauer, fleißig branntet Applaus; hinter der Show und fern der Probe und der Aufführung wird gestritten, es passt dem Magier nicht alles, die Tricks vollkommen, "der Perfektionist, Der Snob und das Genie mit dem Charme einer Typhusepidemie", ein unangenehmer Zeitgenosse mit spektakulären Effekten, in München war man vorher, in Zürich und in Barcelona, man redet mit einem alten Freund, seit der Schulzeit schon gekannt.

"Aha, die Spannung steigt", in das Nachtleben der Hauptstadt wird sich gewagt, fünf Jahre vor dem Umbruch, hier noch in alter Friedlichkeit, eine Weltstadtmetropole, es wird von einem Medium berichtet, die Frau, die die Geschichte anleitet, eine Beobachtung geäußert, eine Wahrnehmung der Séance professionell, da schlichtweg effektiv. Ein Entlarver wird gesucht, Jemand Spezielles angeheuert, mit Misstrauen bedeckt, der Auftrag angenommen, eine Demaskierung des Mummenschanz erwartet. Die Ehefrau ist wenig begeistert von dem Vorhaben ihres Mannes, es war eine Kreuzreise geplant und angesagt, nun ein Abstecher, ein ihm willkommenes Ereignis, ihr weniger bekömmlich, sie freute sich auf den Ausflug, die Reise.

Ein Paar wie aus dem Bilderbruch ist die Ehe, es wird eingewilligt, die beiden Männer machen sich auf zur Familie, ein reiches Anwesen, die Natur berauschend, die Flora perfekt gezeichnet, die Oldtimer in der Dekoration, ein Landstrick wie im Siebenten Himmel, der Sommer tut sein Übriges. Der Besuch ist unangekündigt, die ganz Côte d’Azur redet schon davon, von dem Medium, die Sonne strahlt, der Magier sehr misstrauisch, "eine Geisterwelt gibt es nicht", hoffnungssuchend in einer hoffnungslosen Welt, einer Familie wird man vorgestellt, ein edles Anwesen, großzügig geschnitten, mit einem riesigen Garten vollgestopft, eine luxuriöse Edelkeit. "Ein zweites Gesicht" wird hier betrachtet, "ein schönes zweites Gesicht", aus der Ferne wird erst beobachtet und mit Sarkasmus gesprochen, dann ein persönliches Treffen, die ersten Sehungen, die ersten Zweifel, die "mentalen Bilder sind umwölkt", "widerwärtig, aber nicht ohne einen gewissen Reiz", eine fähige Betrügerin hier vermutet, der Magier hält sich zurück, er kennt nur fünf Sinne, er mehr glaubt er nicht dran.

Allen hält die Geschichte einfach, er betrachtet seine Personen nach und nach, der Sohn der Familie ist schon verzückt in die scheinbar allwissende Gestalt, er spielt ihr Weisen vor auf seiner kleinen Ukulele, es gibt um die Liebe auch, ebenso ein unerklärliches Wesen, welches jeden mindestens einmal im Leben ereilt, es wird über die Zukunft gesprochen, über das Künstlerische, die Psychologie, es wird durch den Garten geweilt und gewandelt, es gibt ein bisschen Wortwitz, Ektoplasma wird erwähnt, auch das kommt einem bekannt vor, es wird nicht zum ersten Mal in einem Allen erwähnt. Das Handwerk zu legen ist die Hauptaufgabe des eingeladenen Gastes hier, das Handwerk zu schaffen ist die Hauptgabe des Regisseurs, es ist nicht sein erster Film mit dem Thema, Scoop - Der Knüller (2006) hat auch mit diesem Gebiet gespielt, auch früher in den Siebzigern schon, seine Glanzzeit bis in die frühen Neunziger, hier eher unpersönlich bis weniger persönlich, "Und ihre Vorführung", eine Demonstration mit verblüffenden Kunststücken, es gibt eine Diskussion mit Medizinern, mit Bejahenden, mit Religiösen, es geht um Fakten und Metaphysik, der "gute Nietzsche hat das Thema" schon abgehakt, nachts sind die Gedanken dunkler als am Tag.

Eine Einladung wird ausgesprochen, immer noch mit bösen Absichten, es geht um Moral und Struktur und Ansinnen, es geht um Wahrheiten und Moralitäten, um Spiritismus und Pessimismus, um das Leben an sich, um Neues kennenzulernen und neue Leute, zudem eine Beobachtung der Landschaften, "es ist so schön hier", es wird tatsächlich in der Natur geschwelgt, und "militante Wissenschaftlichkeit" gezeigt, Firth kein Mitglied der Spezies Mensch, laut einer Tante zumindest, und die muss ihren Neffen ja kennen, sie muss es besser wissen. Viel auf die Probe gestellt wird man hier, wie viele Beweise braucht der Mensch, der Mann an sich, die Anderen sind schon längst vernarrt in die junge Dame, darstellerisch ist das solide gehandhabt, erst wird gefragt und gezweifelt, dann gefragt um mehr und alles zu wissen, ein Observatorium gefunden in einer Gewitternacht, die Kleidung durchtränkt, die Menschen nass bis auf die Haut, die totale Ironie, ein älterer Mann und eine heranwachsende Frau, er ist geschieden und vergeben, sie ist Single, hat aber einen Verehrer, nichts wirklich Ernstes, zumindest nicht von ihrer Seite.

Liebe liegt in der Luft, so peinlich und so unsicher wie das Glauben an die Zwischenwelt, ein Lustwandeln durch die Alleen und die Azaleen, abends einen Umtrunk, dann wieder Ausflüge in die Gegend, das sich Berauschen der Freiheit und der Möglichkeiten, die Woche verging wie im Flug, ohne den Verehrer hier. Szenen werden kleiner und dann wieder größer, luxuriöse Feierlichkeiten, Gesprächseinheiten, das Umschauen in der Zweisamkeit und mal in einer Ballaktion, die junge Frau dennoch offensiver in der Haltung, es wird um den heißen Brei herumgeredet, von seiner Seite auch, es wird auf die Wirkung angespielt und nachgefragt, die falschen Worte trotz mehrerer Versuche; an dessen findet eine Pressekonferenz über das Okkulte statt. In Wahrheit, törichter Logik und gegen jedweden logischen Menschenverstand geht es natürlich um etwas Anderes, daraus, dass man eine Spezielle Person trifft, die das Leben umkrempelt, und den Boden unter den Füßen wegzieht, die einem den Schlaf und den Atem raubt, die nicht nur Fragen stellt, sondern auch antworten bereithält. Zu Gott wird gesprochen und gefleht, versucht zumindest, ein kalter Mensch wird zwischendurch etwas wärmer, als "bloßes Papperlapapp" wieder verworfen, doch der Skepsis nicht entronnen, dem misanthropischen Einzelgängertum, sein Leben für einen Moment weitergeführt, ein hartnäckiger Geist, der seinen Rettungsanker ausgeworfen hat, im letzten Drittel tritt eine Wendung, das Glück eines Narren und der Spott der Vernunft auf.








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