Die Geburtsstunde Noés
Einer der ersten Kurzfilme von Gaspar Noé. Eine Art kürzere Version von und Vorläufer zu „Menschenfeind“. Der Start einer düsteren und enorm stylischen Legende. 40 Minuten purer Abgrund. Über einen Pferdemetzger in Paris - alleinerziehender Vater, Mörder, Misanthrop, Perverser und im Grunde gänzlich verlorene Seele…
Schlachter, Vater, Gott des Todes
„Carne“ deutete schon an, was da mit „Menschenfeind“ und Noé als kompromisslosester Regievirtuose auf die Welt zurollte und eigentlich nicht mehr zu stoppen war. „Carne“ ist böse und stilvoll, intuitiv und instinktiv, abstoßend und poetisch, dreckig und wunderschön zugleich. Ganz klar einer der krassesten und abgefucktesten Kurzfilme, die ich je gesehen habe und mit Sicherheit auch je sehen werde. Denn viel nihilistischer geht’s im Grunde kaum. Das ist Antiwohlfühlkunstkino der Hardcoreklasse. Und das perfekte Warmup für längere Kniffe, Meisterwerke und Torturen Noés. Nach „Carne“ will man sich nicht nur gründlich abwaschen, sondern muss es quasi. Zu schmutzig, zu teuflisch, zu schwitzig ist das alles. Man setzt sich am besten unter die heiße Dusche und fängt erstmal an zu heulen. Das sollte kein Pessimist oder Lebensmüder gucken. „Carne“ geht an die Substanz. Zwischen Tradition der Nouvelle Vague und Schlachthofcollage. Ein seelischer Fleischwolf gehüllt in Pferdehaut. Sehnig, fettlos, proteinreich, blutig. Sehr, sehr gut!
„Für 9 Sekunden Orgasmus muss ein Kind 60 Jahre schwitzen“
Fazit: einer der radikalsten und keinen Fick gebenden Kurzfilme aller Zeiten… Noé war von Beginn an einer der krassesten Motherfucker im Biz!