Brian Singer ist zurück auf dem Stuhl, der maßgeblich dafür sorgte, dass es heutzutage überhaupt so viele Comic-Verfilmungen gibt: Der Regie-Stuhl für X-Men.
Und man muß sagen, dass dieses Franchise Mr Singer richtig gut tut. Nach Jahren des Mittelmaßes ist er plötzlich wieder auf der Höhe der Zeit und wieder an der Spitze. Guter Film, gute Story, alles tip-top?
Mitnichten!
Doch eines nach dem anderen...
Das Grundproblem der X-Men Reihe liegt darin begründet, dass FOX kein richtiges Konzept für die X-Men hatte und es im Laufe der Zeit von Film zu Film zu obskuren Abweichungen kam, die den Comic-Fan besonders und den aufmerksamen Zuschauer immer wieder mit Zeit- und Logikfehlern vor den Kopf stießen. Hinzu kamen einige Filme, die auch sichtlich nur deshalb gedreht wurden, um die Cash-Cow X-Men weiter zu melken, ohne dass eine tatsächlich verfilmenswerte Story vorhanden wäre.
Hinzu kamen einige extrem sinnlose Entscheidungen, die nur daraus resultierten, dass wohl gekränkte Eitelkeiten in den Führungsetagen saßen (zB der Tod von Cyclops im dritten X-Men Film, der sogar noch offscreen war...).
Im Grunde genommen hat Matthew Vaughn mit X-Men Erste Entscheidung einen X-Men Film geschaffen, der sich genauso wenig um die innere Logik der Reihe kümmerte, aber mit einem neuen Cast die Anfänge erzählte. Und das Wichtigste an der ganzen Sache: Sein Film, auch wenn der Erfolgloseste an den Kinokassen, war der Film, der am meisten Spaß machte, die Schauspieler waren allesamt auf den Punkt besetzt und jeder Charakter war durchaus identifizierbar.
Kommen wir nun zum vorliegenden Film:
Hierbei handelt es sich sowohl um eine Fortsetzung eben jenes Erste Entscheidung als auch eine Fortsetzung der ersten Trilogie, die mit X-Men 3 ja prinzipiell gegen die Wand gefahren wurde.
Der Clou: Die Zukunft ist grausam, und die letzten verbliebenen X-Men schicken Wolverines Geist in die Vergangenheit, um diese Zukunft zu verändern. Also haben wir es künftig mit zwei parallel laufenden Handlungsebenen zu tun, die nur durch Wolverines Geist miteinander verbunden sind.
In der Vergangenheit geht es darum, Magneto und Prof X wieder zu vereinen, damit sie die Zukunft gemeinsam verändern können, in der Zukunft nur noch ums nackte Überleben, gerade möglicherweise lang genug, um die Vergangenheit verändert zu haben.
Hört sich möglicherweise komplex und komplett bescheuert an? ist es auch beides, aber wie Brian Singer das Ganze inszeniert, verliert man nie den Überblick.
Sicher, er verändert die Comic-Vorlage, so wie es die X-Men-Filme seit jeher tun, mit sehr grober Hand. Trotzdem macht der Film großen Spaß.
Die Schauspielr tun alle ihr übriges dazu, dass der Film so funktionieren kann wie er es tut, schließlich ist nicht eine Gurke dabei.
Doch es gibt einiges, was sich Singer vorwerfen lassen muß.
1. Zum einen ist es nicht wirklich glaubwürdig, wie der Sonnyboy Prof X aus Erste Entscheidung so ein Wrack werden konnte. Kleines Problem, da die X-Men Filme sich ja sowieso nie so richtig an innere Logik zu halten scheinen.
2. Brian Singers Magneto ist immer zur Grenze eines Megalomaniac. Sicher, der Moment im Film, ist wirklich großartig in Szene gesetzt, aber im Vergleich zu Vaughns Magneto ist Singers Magneto einfach nicht mehrdimensional genug, sondern einfach ein Arschi, für den der zweck die Mittel heiligt.
3. Die Sentinels in der Zukunft sind irgendwie zwar sehr bedrohlich, aber gegenüber der Comic-Version des Nimrod-Modells haben diese Viecher, die so aussehen, als hätte Steven Spielberg vor über 10 Jahren diese Entwürfe für A.I. abgelehnt, extrem deutlich das Nachsehen.
Machen wir uns aber nichts vor, all dies ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Die X-Men Filme haben eine verwurstete Historie, die zumindest in Teilen mit diesem Film glattgebügelt werden.
Dass es von der inneren Chronologie nicht mit dem Marvel Cinematic Universe mithalten kann, liegt nun mal darin begründet, dass zu dem zeitpunkt, als das X-Men Franchise gegründet wurde, Comicverfilmungen anders aufgemacht wurden.
Und dafür macht X-Men Zukunft ist Vergangenheit wirklich fast alles richtig.
8 Punkte ( wenn auch schlechter als X-Men First Class und X-Men 2)