Fast 10 Jahre nach dem ungewöhnlichen Antikriegsfilm „Jarhead" mit Jake Gyllenhaal entstand eine günstiger produzierte Fortsetzung direkt für den DVD-Markt. Bis auf die Tatsache, dass hier Marines bei einem Auslandseinsatz gezeigt werden, hat dieser Film inhaltlich rein gar nichts mit dem Vorgänger zu tun: Begleitet werden einige Marines, die in Afghanistan zu einer Versorgungseinheit gehören. Bei einem scheinbaren Routinejob geraten sie aber ins Kreuzfeuer schwer bewaffneter Taliban und müssen ums nackte Überleben kämpfen.
Nicht nur diese inhaltliche Komponente wirkt beliebig und vom ersten Teil vollständig losgelöst. Neben der 08/15-Story ändert „Jarhead 2 - Zurück in die Hölle" auch fundamental die Art und Weise, wie über den Krieg erzählt wird: Anstatt die Sinnlosigkeit und Brutalität des Kampfeinsatzes zu thematisieren, wird hier als Alibi von einer Stimme aus dem Off ein wenig über Sinn und Unsinn des Kriegs geplappert, über Männer und falsche Entscheidungen, nur um dann den gesamten Film über Krieg als spannendes Macho-Abenteuer für harte Kerle zu präsentieren. Die Truppe wird als vulgär-grobschlächtiger Haufen dargestellt, der sich gegenseitig neckt, aber stets zusammenhält; der Tod einzelner Kameraden wird als heroische Opferung für die Gruppe interpretiert („Ein Marine kämpft nur für den Mann neben sich"); derselbe Kommentator, der einige scheinheilige Fragen nach dem Kriegssinn stellt, meint gegen Ende, danach solle man nicht fragen, solange man zusammenhält; und das reihenweise Abschießen feindlicher Taliban wird hier so nichtssagend und nebensächlich inszeniert, dass diese von Menschen zu bloßen Schießbudenfiguren degradiert werden, die ja nichts Besseres verdient haben.
Zu dieser plumpen Pro-Kriegs-Propaganda passen die oberflächlich und klischeehaft gezeichneten Figuren: der junge, korrekte Anführer, die harten, aber bedingungslos loyalen Kämpfer, eine afghanische Frauenrechtsaktivistin, die gerettet werden soll und deren einzige Aufgabe im ganzen Film es ist, hilflos in der Ecke zu hocken und sich von Männern beschützen zu lassen (so viel zum Frauenrechtsverständnis der US-Retter - da hilft auch die einzige harte Frauenrolle im Film nicht, eine toughe - und natürlich lesbische - Soldatin); und reihenweise afghanische Einheimische, die allesamt verdächtig, wenn nicht direkt gesichts- und backgroundlose Taliban-Mörder sind. Armee und Regierung der USA dürften angesichts dieses plumpen Propaganda-Blödsinns gejubelt haben.
Das wiederum sieht man in der gar nicht mal so schlechten Ausstattung: Kleidung, technische Ausstattung und Camps der US-Marines sehen auf jeden Fall überzeugend und mit nennenswertem Aufwand inszeniert aus, auch die Landschaftsaufnahmen gehen durchaus glaubwürdig als afghanisches Buschland durch (auch wenn es vielleicht ganz nett gewesen wäre, auch einmal etwas anderes als quasi mittelalterliche Dörfer mitten im Nirgendwo zu präsentieren; so technisch steinzeitlich ist auch dieses Land nicht), und auch zahlreiche Komparsen sorgen dafür, dass sich der Film nicht unbedingt nach billiger DVD-Produktion anfühlt. Auch die Action- und Kampfszenen sind durchaus ordentlich inszeniert, auch wenn sie auf Dauer durch ihre ständige Wiederholung ein wenig eintönig werden.
Überhaupt fehlt hier die dramaturgische Tiefe, um dem Geschehen echte Spannung verleihen zu können. Die Figuren bleiben eindimensional und deshalb uninteressant, die Story vorhersehbar und pathetisch, und von der mehr schlecht als recht versteckten Kriegsgeilheit des Films brauchen wir gar nicht reden. „Jarhead 2 - Zurück in die Hölle" ist ein platter Militär-Propaganda-Streifen, der den Krieg als zwar gefährlich, aber trotzdem ein tolles Abenteuer für „echte Männer" darstellt und der ganz klare Gut-Böse-Rollenverteilung im Sinne der US-Regierung betreibt. Vom hintersinnig-kritischen Geist des ersten Teils ist hier aber auch gar nichts mehr übrig. Ein rein technisch gut gemachtes, inhaltlich fragwürdiges Machwerk, das offensichtlich ein völlig anderes Zielpublikum anvisiert.