ENFORCER FROM DEATH ROW existiert in zwei unterschiedlichen Versionen, wobei die Abweichungen nur die letzten ca. 10 Minuten des Films betreffen. Hier zunächst eine kurze Zusammenfassung der Handlung der britischen VHS von "Cavalcade-Video":
Eine dubiose "World Organization of Peace" (W.O.P.) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Verbrechen in aller Welt zu bekämpfen. Als einige W.O.P.- Agenten in Manila von einer Verbrecherorganisation umgebracht werden, die damit droht, mit Hilfe von Bakterien ganze Nationen zu entvölkern, wird von der W.O.P. ein Außenseiter auserkoren, dies zu verhindern. Der auserwählte, T.L. Young (Leo Fong), ein ehemaliger Soldat, Martial-Arts Experte und "the most lethal individual alive today", sitzt allerdings in einer amerikanischen Todeszelle und soll in der Gaskammer enden, obwohl er in Wahrheit unschuldig ist. Durch einen raffinierten Plan der W.O.P. überlebt er jedoch seine Hinrichtung und wird unter falschem Namen nach Manila eingeschleust. Hier haben sich bereits Youngs Kontaktpersonen Vicky Cruz (Lotis Key) und ihr Bruder Danny (George Estregan) in die Verbrecherorganisation eingeschlichen, die den Angriff mit den Bakterien plant. Der Boss der Organisation, Wade Spencer (Charlie Davao) , und sein skrupelloser und brutaler Handlanger Grego (Darnell Garcia) befehligen eine ganze Ninja-Armee, um unliebsame Mitwisser erbarmungslos aus dem Weg zu räumen. Nachdem Young zunächst für viel Wirbel in Manila sorgt und diverse Scharmützel mit den Ninjas zu überstehen hat, kann er schließlich in Spencers Unterschlupf eindringen. Er legt ein Feuer in dessen geheimen Labor und kann so die Bakterien vernichten. Danny kommt bei der Aktion jedoch ums Leben. Nachdem Young weitere Ninjas im Zweikampf besiegt hat, kommt es zur Konfrontation mit Spencer, der nach kurzem Zweikampf jedoch entkommen kann und mit einem Auto flüchtet. Young folgt ihm mit einem Hubschrauber, an dem ein riesiger Greifer (a la "James Bond - Mann lebt nur zweimal") angebracht ist. Das Auto wird umklammert und stürzt schließlich in einen Abgrund, wobei Wade Spencer ums Leben kommt.
Die deutsche Fassung endet jedoch anders als die britische Videoversion:
Mitten in Youngs Kampf mit den Ninjas erfolgt ein Schnitt und die Handlung wechselt abrupt in die USA. Grego hat das Feuer im Labor überlebt und ist nach Amerika geflüchtet. Um sich an Young zu Rächen, nimmt er bei einem Karate-Meister Unterricht und heftet sich schließlich an Youngs Fersen. Als Young vom Chef der W.O.P. seine Belohnung in Empfang genommen hat, erwartet ihn der vom Feuer schwer entstellte Grego vor dem Haus. Es kommt zum finalen Zweikampf zwischen den beiden, aus dem Young als Sieger hervorgeht. Was aus dem Oberbösewicht Wade Spencer geworden ist, bleibt in der deutschen Fassung allerdings im Dunkeln...
ENFORCER FROM DEATH ROW ist ein absurder philippinischer Prügelfilm, der sich durch einige abstruse Grausamkeiten auszeichnet, die allerdings nicht bis ins letzte Detail ausgemalt werden. So wird ein Mann kopfüber in eine Schlangengrube gehängt, und man erkennt deutlich, wie der Darsteller/Stuntman von einigen Schlagen gebissen wird. Ein anderer Mann wird, unter dem höhnischen Gelächter der Schurken, bei lebendigem Leib von Ratten gefressen. Zitat: "Der ist zu schmutzig für die Schlangen, wirf ihn den Ratten vor." Später wird Lotis Key mit einem Lötkolben gefoltert und eine andere Frau wird brutal vergewaltigt. In einer Kampfszene sticht Leo Fong einem seiner Gegner mit zwei Fingern die Augen aus, die anschließend wie Murmeln in seiner Handfläche liegen! Das Gros der Filmlaufzeit wird ohnehin mit zahlreichen, schlecht choreographierten Verfolgungsjagden, Action- und Prügelszenen gefüllt. Diese Stunts wurden zum einen von den "SOS Daredevils" und zum anderen von "Clem Parsons and the Miracle Team" realisiert, und man fragt sich unweigerlich, welche "Miracles" hier wohl gemeint sein könnten. Die lächerlich unspektakulären und amateurhaften Auto-Stunts doch wohl kaum, oder? Die Kamera- und Mikroschatten, die in zahlreichen Einstellungen zu bewundern sind, zeugen ebenfalls von der schludrigen und unprofessionellen Machart dieses Films. So können dann auch ein paar halbnackte Mädels die ziemlich schnell aufkommende Langeweile letztlich nicht mehr verhindern. Zu allem Überfluss gibt es dann auch noch, mitten im Film und völlig ohne Zusammenhang, ein weichgezeichnetes romantisches Zwischenspiel, bei dem ausgerechnet der Oberbösewicht (!) des Films mit seiner völlig gewissenlosen Geliebten süßholzraspelnd am Strand entlag spaziert, untermalt von schwülstiger Musik. Er: "Jeder Mann hat irgendwie ein weiches Herz. [...] Hey, sieh den Sonnenuntergang, schön nicht?" Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Ein Urteil über die Martial-Arts-Künste des durchaus sympathischen "New King of Kung Fu", Leo Fong, soll an dieser Stelle nicht abgegeben werden, sein mimisches Können ist jedoch wenig eindrucksvoll. Da seine Co-Stars aber selbst nicht viel auf der Pfanne haben, fällt dies nicht weiter ins Gewicht. ENFORCER FROM DEATH ROW ist Exploitation pur, und je häufiger man sich den Film ansieht, um so mehr wundert man sich über die totale, geradezu surreale Absurdität dieses Films.
Die deutsche Fassung des Films (83:20 Minuten) ist vermutlich identisch mit der US-Version. Sie ist ca. drei Minuten länger als die britische Videofassung (80 Minuten) und hat ein völlig anderes Ende. Wie bereits erwähnt, wurde das neu gedrehte Material mitten im eigentlichen Showdown des Films ab der 72 Minute eingefügt. Bevor Fong und Garcia (der auch für die Kampfchoreographie des Films zuständig war) den finalen Kampf ausfechten, taucht zunächst noch (für ca. 1 Minute) Cameron Mitchell als namenloser, Lollipop lutschender Oberboss der Guten auf und überreicht Fong seine Belohnung. Diese Szenen wurden angeblich von einem gewissen Marshall M. Borden, der hauptberuflich als Cutter tätig war, speziell für den US-Markt inszeniert. Der Vorspann des Films ist bei beiden Versionen identisch, doch im Abspann der deutschen Fassung, der von der britischen Fassung abweicht, werden auch die Namen von Cameron Mitchell und Marshall M. Borden sowie die Namen von einigen zusätzlichen Darstellern genannt. Eine Mogelpackung aller erster Kajüte ist im Übrigen die 2007 unter dem Titel ENFORCER in den USA veröffentlichte DVD der recht dubiosen Firma "Mac Filmworks", augenscheinlich ein billiger Videotransfer. So sind die auf dem Cover angekündigten Features "Interactive Menue" und "Scene Selection" erst gar nicht vorhanden, der Film startet von allein und läuft einfach durch. Die Laufzeit ist auf dem Cover mit "98 Minutes" angegeben, tatsächlich läuft der Film jedoch nur 82"43 Minuten. Zudem wurde dem Vorspann extra eine Einblendung hinzugefügt, die da lautet: "with Special Guest Star Cameron Mitchell", obwohl dieser dann im Film gar nicht auftaucht (!), da es sich bei der DVD-Version um die gleiche Fassung handelt, die auch auf dem britischen "Cavalcade" Tape veröffentlicht wurde, allerdings fehlt bei der DVD der komplette Abspann.
Wenn man eine Weile im Internet nach Informationen über den Film recherchiert, verliert man sehr schnell die Übersicht. So hat der Film nicht nur als ENFORCER FROM DEATH ROW einen eigenen Eintrag in der IMDb, sondern auch unter dem Titel THE OUTSIDE MAN und unter dem Titel TIGER'S REVENGE, mal wird Kanada, mal Hong Kong als Produktionsland angegeben. Es gibt älteres Publicitymaterial, welches die Vermutung nahe legt, dass THE OUTSIDE MAN der ursprünglich geplante Titel des Films sein sollte, zumal der während des Vorspanns zu hörende Song u.a. die mehrfach wiederholte Zeile "Outside Man" enthält. Irritation besteht auch bezüglich des angeblichen amerikanischen Videotitels Ninja Nightmare. Laut IMDb hat nicht nur ENFORCER FROM DEATH ROW diesen Alternativtitel, sondern auch mindestens noch ein weiterer Film, bei dem ein gewisser Jay Wertz Regie geführt hat und der ebenfalls mit Leo Fong, Charlie Davao und Cameron Mitchell besetzt ist. Bei einem großen Online-Händler wird eine VHS-Cassette mit folgendem Text angeboten (Stand: 2013): "Ninja Nightmare, VHS, 1978, Director Jay Wertz, aka Enforcer from Death Row." Die Coverabbildung zeigt ein Cassette auf der der Titel "Enforcer from Death Row" prangt. Ein weiterer Alternativtitel des Films ist laut IMDb "Ninja Assassins". Aber auch zu diesem Titel gibt es einen eigenen Eintrag in der Datenbank. Dabei handelt es sich um den Film "Ninja Assassins" von Timothy Ashby, Hong Kong 1985, mit Leo Fong in der Hauptrolle. In der "Encyclopedia of Martial Arts Movies" (Bill Palmer u.a.) schreiben die Autoren über ENFORCER FROM DEATH ROW u.a.: "This may be Ninja Assassins." Auf Leo Fongs Homepage wird der Film nur unter dem Alternativtitel TIGER'S REVENGE gelistet, auf Darnell Garcias Internetpräsenz unter dem ursprünglichen Titel ENFORCER FROM DEATH ROW. Damit ist das Durcheinander wohl perfekt.
LEO FONG,
wurde am 23. November 1928 in Canton, China, geboren. Zusammen mit seinen Eltern kam er 1934 nach Amerika. Nachdem Fong bereits ein sehr aktives Leben als Prediger (Methodist Minister), Boxer, Karate-Kämpfer- und Lehrer, Fitness-Trainer und Buchautor hinter sich hatte, war "Murder in the Orient", gedreht 1974 auf den Philippinen, sein erster Film als Darsteller. Bis 2012 war er entweder als Darsteller, Produzent, Drehbuchautor oder Regisseur (bei einigen Filmen auch in mehreren Funktionen gleichzeitig) an etwa 25 Filmen beteiligt, darunter "Blind Rage" (1976), "Killpoint" (1982), "Low Blow" (1986), "Alien Star" (1989), "Showdown" (1991) und "Cage II: The Area of Death" (1994). Daneben hat er seit 1980 zahlreiche "Martial Arts Instructional" - Filme und Videos produziert, mit Titeln wie "Knockout Karate" oder "Instant Knockout: Be a Victor, not a Victim". Seit Mitte der 70er Jahre hat er zudem zahlreiche Bücher über Martial-Arts Techniken und die dahinter stehende Philosophie veröffentlicht. Am 8. Juni 2013 wurde dem immer noch sehr aktiven und agilen Fong ein eigener "Leo Fong Day" am "Martial Arts History Museum" in Burbank, Kalifornien, gewidmet ! Auf seiner Homepage unter www.leotfong.com kam man sich über das bemerkenswerte Leben und Werk von Leo T. Fong informieren.
CHARLIE DAVAO,
(1935 - 2010) war laut IMDb seit 1959 in rund 200 Filmen aller Genres als Darsteller tätig, darunter "Dugo ng Vampira" (69), "Women in Cages" (71), "Bruka: Queen of Evil" (73), "Blind Rage" (78), "The Killing of Satan" (83). ENFORCER FROM DEATH ROW ist allerdings weder in seiner Filmographie bei der IMDb noch bei Wikipedia gelistet. (Stand: 2013)
GEORGE ESTREGAN,
wurde als Jorge Marcelo Ejercito am 10.07.1939 in Manila geboren. Von 1963 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1988 war er in ca. 160 Filmen zu sehen, von denen die wenigsten außerhalb der Philippinen aufgeführt worden sind.
Die SOS DAREDEVILS
haben bei der IMDb einen eigenen Eintrag als "Actor". Verzeichnet sind mehr als 180 Filme an denen sie seit den späten 50er Jahren bis 1993 mitgewirkt haben sollen. ENFORCER FROM DEATH ROW taucht in dieser Filmographie allerdings nicht auf. Laut Wikipedia ist ein gewisser Jing Abalos (geb. 1941) ein Mitglied der SOS Daredevils. Abalos spielte die Rolle des "Batman / Bruce Wayne" in dem philippinischen rip-off "Batman fights Dracula" (67).
Aus der Werbung:
Framed...he went to death row...they saw him die...BUT HE CHEATED!
Leo Fong - The New King of Kung Fu (GB-Video)
Armed with only a DEADLY PUNCH...He brought the UNDERWORLD to its knees...(Plakat)
Not even THE CHAIR could kill him! (GB-Video)
Justice must prevail no matter the cost! (DVD)
Kung Fu Master vs. Freedom's Foes! (Video)