Nach dem Verriss von "The Purge - Die Säuberung", habe ich mir vor dem Ansehen des Sequels noch einmal meine damalige Meinung durchgelesen. Klar, die Story ist irgendwie Käse, Logiklöcher so groß wie das Ozonloch, aber irgendwie war diese 1/10 dennoch nicht gerechtfertigt - so im Nachhinein gesehen. Vier oder fünf Punkte hätten es schon sein können. Denn ganz ehrlich: Auch wenn die Story der letzte Crap ist - sie ist unverbraucht und man kann einiges daraus machen, wenn man will.
Mit "The Purge 2 - Anarchy" steht jetzt das Sequel in den Startlöchern, mit demselben Regisseur, der schon mit 3 Mio. Dollar Budget den Ersten fabrizierte: James DeMonaco. Man könnte meinen, das DeMonaco (Name im Lotto gewonnen oder was?) einen Selbstheilungsprozess durchgemacht hat. Denn Jamie-Boy versucht so gut wie es geht, den Klischees durch die Lappen zu flutschen und baut eine gute Story um den "Purge"-Tag auf, ohne wie im Erstling an mit Sicherheit gut gemeinte, aber im Endeffekt auf den Zuschauer schwammig wirkende Geschichte zu fabrizieren.
Ein fiktives Amerika im Jahr 2023: Eva Sanchez (Carmen Ejogo) und ihre Tochter Cali (Zoë Soul) kämpfen um jeden Dollar, für die Herzmedikamente ihres kranken Vaters (John Beasley) finanzieren zu können. Auch die die Frage auf der Arbeit, ob es vielleicht eine Gehaltserhöhung gibt, bleibt vor dem Purge-Day ein sattes "Nein". Eva und Cali verbarrikadieren sich, doch vom Vater fehlt nach einer Ansprache jede Spur. Zeitgleich hat das junge Paar Shane (Zach Gilford) und Liz (Kiele Sanchez) eine Autopanne, die ihnen knapp eine Stunde vor Beginn der Schlachtnacht zum Verhängnis werden kann.
Alle vier überleben dank des Einsatzes von dem mysteriösen Mannes (Frank Grillo), der bis an die Zähne mit Waffen bewaffnet ist, aber Leuten in Not hilft und scheinbar nur ein Ziel in dieser Nacht hat: Quälbares Zeug aus der Vergangenheit wegräumen. Das Quartett schließt sich dem furchtlosen Außenseiter an, doch keiner ahnt, wie schlimm es noch in dieser Säuberungsnacht kommen wird....
Was der "Purge-Day" ist dürfte von euch jeder wissen. Und wenn nicht, hier noch mal eine kurze Richtlinie: Ein Tag in den great USA gibt es eine Nacht, in der das Töten von Menschen erlaubt und strafrechtlich nicht verfolgt wird, da nach der Meinung der Regierung lediglich der sozial arme Abschaum oder Kleinkriminelle aus dem Leben ausradiert werden. Das dem nicht so ist, hat uns der erste Teil schon ins Gedächtnis gebrannt. Und auch im zweiten Teil geht es nach diesem Strickmuster, dass völlig ausgeflippte Kannibalen sowie LSD-getränkte Nerds oder die Regierung Jagd auf jeden Menschen machen, lediglich mit dem Unterschied, dass sich das Geschehen nicht mehr auf eine Location wie das Familienhaus verlagert, sondern es hier regional zugeht und durch das ganze Stadtviertel gehetzt wird.
DeMonaco hat aus seinen Fehlern gelernt und probiert absolut aus seiner, nennen wir sie mal, "schwierigen" Story ein gutes Grundgerüst zu bauen. Nachdem wir unsere vier Hauptprotagonisten kennengelernt haben, platzt irgendwann der mir ziemlich unbekannte Frank Grillo in das Geschehen hinein und gibt dem Film mit seinem Charakter die Marschroute an. Dies geschieht alles nach Plan B, er hat ein Ziel, sein Wagen gibt den Geist auf und Eva hat eine Freundin, die ein Auto hat, das den Grillo an sein Ziel bringen kann.
So schauen wir dem Treiben zu, das ordentlich deftig aufs Schnitzel kloppt und auch Spannung aufweisen kann. Auch wenn die vier Nebencharaktere völlig ohne Klischees bleiben, haben sie nicht viel zu bieten. Der Film lebt völlig von einer One-Man-Show und seinen Lemmingen, die ihm bis in den Tod folgen würden.
Nennenswert bleiben noch eine bewaffnete Untergrund-Armee, die den Purge-Day scheiße findet und gegen die "psychologisch instabilen Killer" ankämpft, zwei Szenen die sich kritisch mit reichen Drecksäcken auseinandersetzt und die Familie von Evas Freundin, die an dem Tag eine Party veranstaltet - bei der aber beim Alkkonsum mit den Verwandten gnadenlos abgerechnet wird. Bis wir den Schluss erreicht haben, der genauso endet, wie ich mir das vorgestellt habe.
Insgesamt ist der zweite Teil "Anarchy" sehenswerter als das Prequel, aber dennoch bleibt nicht wirklich etwas hängen. Dafür fehlt dem Film der Schliff mit der groben Feile und vor allem auch der Feinschliff mit Sputze und Schmirgelpapier.
Dennoch kann man Horror-Freaks, Satanisten und Merkel-Anhängern eine Sichtung ans Herz legen. Wenn man den Abspann erlebt hat, dürfte man ruhigen Gewissens den Film beiseite legen - aber spätestens nach 10 Tagen bleibt von dem Film nichts mehr in der Plauze hängen.
"The Purge 2- Anarchy" bietet Unterhaltung - für eine Sichtung.
5/10