Nach zweimal „Batman“ beteiligte sich Tim Burton nur noch als Produzent an „Batman Forever“, der Staffelstabübergabe an Joel Schumacher.
Der neueste Schrecken in Gotham City ist Two-Face (Tommy Lee Jones), der ehemalige Staatsanwalt Harvey Dent, der nach dem Säureangriff eines Mafiabosses zur Hälfte verunstaltet ist. Batman (Val Kilmer) konnte dies nicht verhindern und seitdem ist der Schurke mit der gespaltenen Persönlichkeit hinter dem Helden her. Wie auch „The Dark Knight“ später ist Two-Face ein Anhänger der Fifty-Fifty-Chance und entscheidet per Münzwurf, doch er manipuliert den Ausgang: Die Entscheidung einen Wachmann am Leben zu lassen hält ihn nicht davon ab, ihn als Köder für Batman zu benutzen.
Batman kann seine Pläne immer wieder durchkreuzen, während sein Alter Ego Bruce Wayne einen Firmenangestellten, den verwirrten Tüftler Edward Nygma (Jim Carrey) vor den Kopf stößt. Nigma, der verantwortungslos mit Gehirnströmen experimentiert, rastet aus, perfektioniert seine Erfindung und killt seinen direkten Vorgesetzten bei Wayne Enterprises. Für Bruce Wayne schmerzlich, für Batman noch mehr, denn von da an ist Nigma nur noch als Riddler bekannt.
Der Riddler sucht Two-Face auf und bietet einen Pakt an: Two-Face hilft ihm bei der Umsetzung seiner Pläne, dafür zapft er mit seiner Erfindung Gothams Gehirne an und liefert ihm Batman auf dem Silbertablett...
„Batman Forever“, das ist der Film, in dem sich Batman metaphorisch auf die Couch legt und das nicht nur, weil die Psychologin Dr. Chase Meridian (Nicole Kidman) hier als Love Interest herhält. Tatsächlich versucht das Spektakel mehr in der Vergangenheit Batmans rumzuwühlen, vor allem als er mit Dick Grayson (Chris O’Donnell) einen Jungen mit ähnlichem Schicksal unter die Fittiche nimmt. Und nicht nur das, Bruce Wayne gibt sich die Schuld am Tod von Dicks Eltern, so wie schon am Dahinscheiden der eigenen Erzeuger, weshalb Batman zwischendrin eine Arbeitspause einlegt, ehe er nach Überwindung der Krise erkennen muss, dass Gotham City Batman einfach braucht.
Auch sonst ist die Geschichte gar nicht so uninteressant: Chase steht auf Batman, Bruce will Chase, doch die verschmäht ihn vorerst Batmans wegen – eine Dreiecksgeschichte mit nur zwei Leuten. Two-Face will sich an Batman rächen, der Riddler an Bruce Wayne – also beide an der gleichen Person, ohne es zu wissen. Doch so komplex das auf dem Papier klingen mag, so unbeherzt-infantil bügelt Joel Schumacher dann mit einer Oberflächlichkeit darüber, die all diese Komplexe anschneidet, aber nicht vertieft. Waynes Entschluss Batman ruhen zu lassen, wird nie diskutiert, lediglich das Ausbleiben der Bat-Einsätze verdeutlich dann, dass gerade im Ruhe Karton ist.
Apropos Batmans Wirken: Die Action kommt hier etwas kurz und wird zudem oft auf alberne Gimmick-Spielereien reduziert, denn Sachen wie das Hochfahren einer Hauswand mit dem Batmobil wirken deplaziert. Schön dagegen die Nahkampfeinlagen, bei denen man erkennt, dass sie von Martial Arts Profis choreographiert wurden, auch wenn es leider nicht zu viele davon gibt. „Batman Forever“ gibt sich aber noch jugendfreier als die Vorgänger, auch die Burtonsche Verbindung von Düsternis und Buntem zugleich wird hier nur noch auf die farbenfrohen Momente reduziert; die gibt es dafür dann aber im grellem Neon. Eine merkliche Abkehr von den Vorgängern, auch wenn man durch eine unwichtige Nebenfigur namens Dr. Burton noch Respekt zu zollen versucht.
Hinterfragen sollte man vieles hier besser nicht, z.B. warum das Batcave jedem Eindringling trotz „Intruder Alert“ direkt das Batmobil feilbietet oder warum sich Dick mit billigster Reformhauspsychologie zum Bleiben auf dem Wayne-Anwesen bewegen lässt, wenn er gerade noch Rache an Two-Face nehmen wollte. Schade darum, denn das Treiben der schrillen Bösewichte macht wirklich Laune, gerade das durchgeknallte Spiel des Riddlers mit den sehr reflexiven Kommentaren („Your entrance was good, his was better!“). Das erinnert teilweise sehr an Cartoons, aber da steht „Batman Forever“ auch zu: Die Gedankenwelt von Two-Face’ Helferinnen wird mit Hilfe von Cartoonszenen aus „Bugs Bunny“ illustriert.
Jim Carrey stiehlt den meisten Cast-Mitgliedern da auch einfach die Show, wenngleich er sein Gehampel gelegentlich etwas übertreibt. Tommy Lee Jones ist als Two-Face ungewohnt albern und das steht ihm auch nicht immer gut zu Gesicht, weshalb seine Performance etwas durchwachsen ist. Val Kilmer ist ein okayer Batman, teilweise wirkt er etwas distanziert, aber insgesamt geht seine Interpretation dann in Ordnung. Chris O’Donnell ist dagegen schlecht wie eh und je, unterfordert hingegen Nicole Kidman als austauschbares Liebchen. Für den B-Actionfan haut Don ’The Dragon’ Wilson als Ganganführer in einer Minirolle mit, doch unter der ganzen Schminke erkennt man ihn nicht wirklich.
In der Rückschau, nach dem „Batman & Robin“-Fiasko, wurde „Batman Forever“ vielleicht etwas schlechter gemacht als er ist, denn Potential ist da, auch wenn Schumachers kunterbunte Inszenierung und die wenig packend erzählte Geschichte vieles zunichte machen. Doch Jim Carreys Riddler, die Versuche einer tiefergehenden Psychologisierung Batmans, die Fights und „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me“ von U2 sind klare Pluspunkte des Films.