Es gibt verschiedene Arten dem wählerischen Cineasten die eine oder andere Filmperle vorzuenthalten. Zum einen in dem man diese bei einem Privatsender, der nach Mitternacht selten etwas ansehnliches zeigt, im Nachtprogramm versteckt, zum anderen in dem man dem Film einen möglichst reisserisch - blöden "deutschen" Titel aufdrückt. Genau diese beiden Dinge sind bei "Highway Psychos" dummerweise geschehen. Der Originaltitel "When Strangers appear" trifft nämlich das Thema des Thrillers wesentlich besser. Zur Story: Beth (Radha Mitchell) betreibt einen Diner irgenwo im Nirgendwo Georgias. Eines Morgens taucht plötzlich ein Fremder im Lokal auf, der sich reichlich merkwürdig verhält. Jack (Barry Watson) hat ganz offensichtlich etwas zu verbergen. Als dann kurz darauf ein ebenso undurchschaubares Trio bei Beth reinschneit, sieht Jack sich genötigt sich zu verstecken, was Beth nur noch misstrauischer macht. Sie wirft Jack kurzerhand raus. Als sie aber feststellt, dass dieser schwer verletzt ist hilft sie ihm und hört sich seine schier unglaubliche Geschichte an. Kurze Zeit später hat sie erneut Kontakt zu den drei Fremden und deren Anführer Peter ( Josh Lucas) erzählt ihr seine Version der Geschehnisse. Es beginnt ein Verwirrspiel in dem Beth droht aufgerieben zu werden.
Regisseur Scott Reynolds erzählt schnörkellos eine spannende Geschichte um Wahrheit und Trug und kommt dabei ohne grosses Krachbumm aus. In Ansätzen orientiert er sich dabei an den grossen Vorbildern des Genres, ohne allerdings ein blosse Kopie von Klassikern wie " Vertigo" oder "Tesis" abzuliefern. Sein Erzählstil ist gradlinig, zwar wenig innovativ, aber dafür umso spannender. Der Plot weist keinerlei Logiklöcher auf, ist gerade in Kleinigkeiten sehr akkurat und überzeugt vor allem durch seine Realitätsnähe. Nichts ist übertrieben, alles erscheint in sich schlüssig und die Protagonisten handeln nachvollziehbar.
Dass die Charaktere etwas zweidimensional rüberkommen stört in diesem Fall recht wenig bis gar nicht. Lediglich zwei, drei Stolperer beim Schnitt fallen etwas negativ auf. Aber man verliert dadurch den Faden nur für einige Sekunden, ehe man wieder vollends durchblickt. Die Schauspieler, zumindest mir allesamt unbekannt, liefern eine grundsolide Leistung ab. Besonders Josh Lucas überzeugt in seiner Undurchsichtigkeit.
Fazit: Eine gelungene Low Budget Produktion die über weite Strecken sehr überzeugend wirkt und beweisst, dass es keine grossen Namen braucht um einen spannenden, sehr realistischen Thriller zu drehen. Auch wenn es am Ende dann doch einen recht heftigen physikalischen Klops gibt. Seine grösste Stärke hat "When Strangers appear" ganz klar in den vielen Twists, welche seine Hauptakteurin in zunehmende Verzweiflung stürzen. Daumen hoch für 90 Minuten kurzweilige und sehr spannende Unterhaltung. 8 Punkte sind hochverdient.