Lange Zeit war es ruhig um Uwe Boll. Nachdem er im Jahr 2009 seinen wohl besten Film "Darfur - Der vergessene Krieg" abgedreht hatte, klatschte er 2011 aus einer Kulisse, den gleichen Requisiten und den fast identischen Schauspielern gleich drei billige Streifen hin: "Bloodrayne 3", "Bluberella" und der umstrittene "Auschwitz" - eigentlich ein Trio zum Vergessen. Die letzten Atemzüge folgten mit "Schwerter des Königs 3" (wovon ich noch keinen einzigen gesehen habe) und "Assault on Wallstreet" und man konnte schon allmählich meinen, dass bei Uns Uwe bald die Lichter ausgehen werden.
Dennoch meldet er sich jetzt mit dem Sequel zum Amokläufer-Film "Rampage" zurück - und mit was für einer Wucht...
Der Massenmörder Bill Williamson (Brendan Fletcher) hat sich nach seinem Amoklauf, der über hundert Tote mit sich herbrachte, zurückgezogen. Trotz intensiver Fahndungen konnten ihn die Behörden nicht finden. Zwei Jahre nach seinem Massaker hat er mittlerweile eine große Fanbase von Extremisten und Faschisten in den sozialen Netzwerken und plant seinen nächsten Anschlag: Er stürmt den lokalen Fernsehsender, tötet ziellos Menschen, schnappt sich den aufstrebenden Nachrichtensprecher Chip (Lochlyn Munro) und knapp fünfzehn weitere Geiseln und verschanzt sich mit ihnen ihn "Studio 4". Während die Polizei unter dem Kommando von Marc (Mike Dopud) das Studio umstellt und sich im ganzen Gebäude verschanzt, will Bill nur eins von Chip: Er will den Sender von Andy (Uwe Boll himself) zwingen, landesweit ein Video abzuspielen und danach ein Live-Interview geben - und Bill fackelt nicht lange für sein Ziel und erschießt weitere Geiseln...
Dass man ein Massaker nicht als Unterhaltungsfilm ansehen kann, dürfte schon von vorne herein klar sein. Das Sequel kann in Sachen Brutalität auch mit dem Erstling nicht mithalten (Noch einmal zur Erinnerung: Die FSK verlangte ein Ende, bei dem der Killer geschnappt worden ist für eine KJ-Freigabe, so dass hier direkt am Anfang exklusiv für uns deutschen Zuschauer ein Logikloch entsteht), aber dieses Mal ist, wie beispielweise in "Darfur", die Message Boll wichtiger, als alles auf Brutalität zu setzen oder den Zuschauer zu unterhalten, während dieser sich mit Chips vollfrisst oder die Fusel von seinen Zehen wegpopelt.
Eins kann ich sagen: Ich hab selten einen Film gesehen, der gegen das imperialistische Handeln der USA, die Regierung, Obama, Bush und Co schießt, dass sich die Balken biegen, aber genau deswegen verleiht er sich so das Prädikat sehenswert. Auch aktuelle Fälle wie Assange und Snowden werden schonungslos an den Eiern angepackt. Das wirkt in dieser Umgebung zwar sehr plakativ und auf BILD-Zeitungsniveau, aber man kann sich auch einmal die Frage stellen: Warum die größtenteils ungebildete Masse nicht mit ihren eigenen Mitteln schlagen?
Zwar hat der Film ein paar Aussetzer und unangebrachte Stellen (Stichwort : Yoga) - aber ich gehe davon aus, dass Boll damit verhindern wollte, dass Killer Bill zur absoluten "Sympathiefigur" avanciert. Deswegen gibt es von meiner Seite für diese Ausrutscher keine Minuspunkte.
Sehr lustiges am Rande: Boll hat eine ansehnliche Nebenrolle, in der er sich ins Deutsche selbst synchronisiert, sich aber dabei anhört, als hätte er Michael Jackson-mäßig zugepetzte Wäscheklammern an den Eiern.
Selbst wenn der letzte Heijopei noch stolz "Juu Esss Ayyy" schreit und Amerika als was ganz Dolles und freies Land sieht, soll sich dieses "Bollwerk" anschauen.
Hast Du gut gemacht Uwe - ich hoffe nur, dass Du demnächst nicht auch irgendwo auf der Welt Asyl brauchst...
9/10