Lassen die ersten Einstellungen eines Horror-Films keine Kulissen erkennen, keine professionellen Darsteller und zeigen keine Schauwerte, legt sich der vermutlich nicht unbegründete Verdacht, dieses billige Werkeln könnte 100 Minuten so weiter gehen, wie Mehltau über die Erwartungshaltung. Und im Falle von „Das Baumhaus - Betreten verboten!" ist das auf alle Fälle der Fall. Dabei sieht das Cover der DVD/Blu-ray einladend aus. Zu einladend.
„Es geschieht schon wieder!" erfahren einige Kids an der Schule. Nämlich, dass Jugendliche im nahen Forst auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Aber da die Polizei offenbar trotzdem keinen Bock hat, den Hain zu durchkämmen, machen sich zwei Brüder (von denen einer aussieht wie ein junger Oliver Kalkofe) auf den Weg, im Wald ungestört und unbeeindruckt ein wenig Feuerwerk abzubrennen. Doch im Lichtschein der Raketen entdecken die beiden in der Krone eines Baums den titelgebenden Bretterverschlag. Oben finden sie ein leicht verstörtes Mädchen, das unzusammenhängende Warnhinweise ausspricht und dort offenbar festgehalten wird. Der ältere der beiden Jungs macht sich sofort auf den Weg zur Polizei, der andere bleibt bei dem verstörten Mädel. Das ist die Situation nach zehn Minuten Film. Und daran wird sich lähmend langweilige 60 Minuten auch nichts ändern.
Man kommuniziert über Walkie-Talkie mit Mitschülern, die offenbar auch im Wald und in Gefahr sind, für deren Fleischwerdung das Budget des Films aber nicht ausreicht. Man brüllt Hilfe- und Warnrufe ins Zwielicht, durch das schemenhaft der Gegner (?) flitzt, ohne dass der wirklich auf die Signale der Eindringlinge im Baumhaus reagiert. Dazwischen tauscht man sich - wie befürchtet - minutenlang über vollkommen Belangloses aus und versucht, auf Biegen und Brechen Screentime zu schinden. Und man gibt mit jeder Minute Spielzeit deutlicher und immer nachdrücklicher zu verstehen, dass dem Film nicht nur zündende Ideen abgehen, sondern eine sinnvolle Handlung fehlt.
Die Spannung im Baumhaus steckt nicht an, denn sie wird so unbeholfen inszeniert, dass sich eher das Mitleid regt als die Nackenhaare. Das Gebaren der Figuren ist noch weniger nachvollziehbar als sonst. Die Masken wurden augenscheinlich von Laien in die Gesichter gemalt, die uns zudem eine Lektion in Minimalismus erteilen wollen. Und eigentlich sind die Effekte insgesamt nicht zu vordergründig, sondern gar nicht vorhanden. So sieht das Klettern in der Baumkrone in etwa so aus, als wäre es bei der Mama im Kirschbaum gefilmt - in gefühlten zwei Metern Höhe. Da überzeugt natürlich auch das angedachte Über-sich-Hinauswachsen des jüngeren Bruders als Beschützer der Kleinen nicht. Denn die verräterische Dauereinstellung auf das Gesicht des Jungen, die „überspielen" soll, dass man im Sinne des Spannungsaufbaus jetzt eigentlich den Baum und schwindelerregende Höhe sehen müsste, lässt keinen räumlichen Kontext zu und zerstreut jedes Gefühl von Bedrohung. Ganz abgesehen davon, dass Jonathan Michael Trautmann als mittelmäßiger Mime nicht eben ein großer Übertüncher ist und so Regisseur Michael Bartlett nicht aus der Patsche helfen kann.
Die letzten dreißig Minuten gönnt uns das Drehbuch dann doch noch einen Ortswechsel. Natürlich geht es wieder in ein Setting, das eigentlich keines ist. Opis Scheune muss diesmal als Kulisse herhalten. Ein paar Bärenfallen liegen auch rum, denn das macht sich immer gut. Und wir sehen endlich die Gegner: *Spoiler* Drei Hinterwäldler um die Zwanzig, deren Motivation für ihr fieses Treiben zwar inzwischen auch schon egal ist, doch natürlich auch gar nicht genannt wird *Spoiler Ende*. Alles wird untermalt mit einem Score, der in Ordnung geht, und eingefangen von einem Menschen hinter der Kamera, der im Gegensatz zum Rest der Crew immerhin weiß, was er da macht. Der Junge muss sich am Set ziemlich verloren vorgekommen sein.
Der Warnhinweis „FSK 18" ziert die Blu-ray dieses überflüssigen Filmchens und ist einmal mehr eher Werbemittel als berechtigtes Etikett. Denn hier wird es weder blutig, noch spannend, noch empfehlenswert. Noch nicht einmal Ambition lässt sich hier irgendwem andichten. Dicht müsste man sein.