Review

Japano-Star Takeshi Kitano bringt mit „Brother“ eine asiatische Version des Mafiafilms der Marke „Scarface“.
Yamamoto (Takeshi Kitano) reist in die USA, um dort seinen jungen Bruder zu besuchen. Auf dem Weg dahin muss er sich mit kleinen und großen Problemen herumschlagen: Der Taxifahrer ist aufdringlich, der schwarze Nachwuchsgangster Kenny (Omar Epps) muss nach einem Zusammenstoß erst mal mit einem Glasscherbenstich ins Gesicht ruhig gestellt werden etc. Kitano nutzt den Anfang, um sich selbst gekonnt in Szene zu setzen: Er sagt kein einziges Wort und agiert minimal; ähnlich wie zum Beispiel Chow Yun Fat. Sehr stillvoll.
Vor der Bude seines Bruders erinnert sich Yamamoto an seine Vorgeschichte: Obwohl er als Bodyguard eines Yakuzabosses großartige Arbeit leistet, kam sein Boss zu Tode. Danach verleibte sich eine andere Yakuzafamilie die Mitglieder der Truppe ein und Yamamoto setzte sich wegen Lebensgefahr in die USA ab. Zwar ist der Einblick in die Art der Yakuza und in deren Ehrenkodex interessant, aber es gab bereits andere Filme, die dies faszinierender vortrugen.

Zurück in die Gegenwart: Brüderchen freut sich Yamamoto zu sehen. Zu seiner Gang gehört unter anderem auch Kenny; gemeinsam mit zwei anderen verticken sie Drogen. Doch Yamamoto mischt sich bald ein und verhilft der Gang seines Bruders und sich selbst zu einem Aufstieg zu den mächtigsten Gangstern des Viertels...
„Brother“ besitzt eine Art von Zweiteilung: Die erste Hälfte geht ungefähr bis zu dem oben beschriebenen Punkt. Hier ist der Film sehr gelungen und faszinierend. Kitanos Coolness ist großartig, die Handlung interessant. Der zweite Teil spielt ein Jahr später nach dem Aufstieg der Gangster. Hier kommt es zu den unvermeidlichen Stereotypen des Gangsterfilms und einigen Längen.
Vor allem der Fall des Gangsters Yamamoto fällt weniger überzeugend aus: Die Geschichte mit seiner Freundin, die dramaturgisch keine wirkliche Rolle spielt, aber zu seinem Fall beiträgt, ist leider wenig packend und nicht besonders gut gemacht. Über weite Stellen ist „Brother“ hier ein wenig uninteressant, da einige Szenen nur oberflächlich Handlung enthalten. Einige recht gute Überraschungen kann das Drehbuch aber dennoch bieten (z.B. der Satz von Yamamoto nach dem Töten der Mexikaner in dem Konferenzraum).

Interessanter sind die Verflechtungen der Gangster untereinander, teilweise durch so banale Dinge wie Basketball ausgedrückt. Ähnlich wie bei Mafiafilmen bilden die Gangster hier eine Art Familie, die sich um einander sorgt. Dies ist recht interessant gemacht und von Takeshi sehr gefühlvoll inszeniert worden.
Shoot-Outs á la John Woo gibt es bei Kitano nicht; stattdessen werden lediglich einige Mafiaattacken wie in „Der Pate“ u.ä. gezeigt, bei denen Takeshi recht ausgiebig zum Kunstblut greift. Denn jede Leiche hinterlässt einen riesigen Fleck an der Wand oder auf dem Boden.
Schauspielerisch muss man den großartigen Omar Epps loben. Der junge Schauspieler erweist sich als Nachwuchstalent, das Aufmerksamkeit verdient. Kitano selbst mag ein guter Schauspieler sein; hier ist er mehr mit versteinerter Miene zu sehen. Aber obwohl dies keine Darstellerpunkte sammeln kann, so wirkt es doch verdammt cool. Auch sein kompromissloses Handeln ohne viele Worte verstärkt diesen Eindruck. Als Regisseur hingegen leistet er ganze Arbeit und präsentiert einen visuell gelungenen Film.

„Brother“ ist ein recht gelungenes Gangsterdrama, bei dem einige Längen in der zweiten Hälfte den positiven Gesamteindruck trüben.

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