Review

Da isser wieder! Ich war ja mehr als skeptisch, da der Original-"Psycho" einer meiner drei absoluten Lieblingsfilme war.

Doch was ich sah, hat mich überzeugt. "Psycho II" ist eines der besten Sequels, das ich je sah. Regisseur Richard Franklin war ein direkter Schüler des Großmeisters Alfred Hitchcock, und Drehbuchautor Tom Holland versteht wirklich etwas von Horror und Suspense (nicht umsonst wurde er nicht später Regisseur von Genrehighlights wie "Chucky" oder "Fright Night").

Die größte Stärke von "Psycho II" liegt in seiner Originalität, in seiner unverkrampften Art, nicht unbedingt dem Original nahezukommen, sondern eher die Geschichte von Norman Bates logisch und spannend weiterzuspinnen. Vermutlich hätten die meisten miesen B-Filmer nur eine Aneinanderreihung noch blutiger Variationen der Duschszene gedreht, Franklin jedoch spielt geschickt mit unseren Erwartungen bezüglich der Dusche, bezüglich Normans Schizophrenie und bezüglich der alten Erzählweise. Und genauso wie beim Vorgänger tappen wir lange im Dunkeln, was die Hintergründe und Motivationen einiger Figuren angeht. Sogar die alte "Psycho"-Melodie wurde über Bord geworfen, und eine neues, sensibles, wunderschönes Piano-Thema von Jerry Goldsmith wurde verwendet.

Die stärksten, wirklich elend spannenden Szenen sind diese, in denen sich Norman selbst nicht mehr sicher ist, ob er jetzt wahnsinnig ist, oder nicht. Selten wurde der psychische Verfall eines Mannes so effektvoll und detailreich in einem Film geschildert. Unzählige Szenen sind es Wert sich an sie zu erinnern.

Der einzige Wermutstropfen des Filmes ist der finale Plot-Twist, ein unnötiger Versuch, einen dritten Teil möglich zu machen.

Was bleibt ist ein Psychothriller, der trotz eher zahmer Effekte eine unglaublich abgründige und erschreckende Atmosphäre zu Tage fördert. Wäre "Psycho II" nicht ein Sequel von einem noch besseren Film; er wäre bestimmt auch ein Klassiker geworden.

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