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In New Orleans verbringt eine Gruppe von Millionären ihre Zeit mit einem äußerst makaberem Hobby: In der Nacht machen sie Jagd auf Obdachlose, gelingt diesen die Flucht, erhalten sie 10000 Dollar, ansonsten sterben sie. Kopf der Bande ist der fiese Fouchon (Lance Henriksen). Auch der Vater von Natasha Binder (Yancy Butler) ließ so sein Leben. Zusammen mit dem geheimnisvollen Chance Bodreaux (Jean-Claude Van Damme) stellt sie Nachforschungen an und kommt den menschenverachtenden Taten auf die Spur. Bodreaux nimmt den Kampf auf...

Regielegende John Woo in Hollywood, das ging in jüngster Zeit gehörig schief. Weder "Windtalkers" noch "Broken Arrow" konnten überzeugen, ganz schlimm lief es gar mit "M:I-2". Doch bei seinem Hollywood-Debüt "Hard Target" klappte das Zusammenspiel harter Hongkong-Streifen mit amerikanischen Einflüssen sehr gut.

Als Hauptdarsteller castete man Kampfsport-Ass Jean-Claude Van Damme, der in seinen Filmen sonst nur kampftechnisch überzeugen kann. Hier ist es zwar nicht ganz so katastrophal, aber von der Form eines Durchschnittsschauspielers ist er immer noch weit entfernt. Egal, denn schon früh darf er das tun, was seine Fans an ihm lieben: Als Ein-Mann-Armee massig Gegner eliminieren, mit Tritten, Schlägen oder schwerem Geschütz. Dabei geht es stellenweise verdammt blutig zur Sache, Woo durfte da noch die Härte seiner alten Werke mit einfließen lassen, diesmal in eine hübsche Optik verpackt. Es kracht an allen Ecken und Enden, Herr Woo wird seinem Ruf als "Mozart der Zerstörung" mehr als gerecht.

Aus der Story hätte man trotzdem mehr machen können. Die Thematik ist interessant, wird aber öfters mal missbraucht, um möglichst grausame Kills zu zeigen. Unnötig, wie ich finde. Nichts gegen ein gesundes Maß an Härte, aber die Art und Weise, wie hier etwa der Schwarze stirbt, ist schon ziemlich menschenverachtend. Ein bisschen mehr Story wäre auch nicht verkehrt gewesen, so kommt die Geschichte nur schwer voran, das einzige was richtig Pep reinbringt sind eben die perfekten Actionsequenzen. Da sind sowohl Woo als auch Van Damme offensichtlich Meister ihres Fachs. Es sieht einfach verdammt cool aus, wenn er in Zeitlupe über ein geparktes Auto hechtet und im Flug ein paar Bad Guys kaltstellt. Da verzeiht man sogar absurde "Das-ist-doch-niemals-möglich"-Szenen, wie der Motorrad-Crash-Szene mit anschließendem Salto über ein Auto.

Richtig dick kommt’s aber erst beim Showdown. So ein Actionfeuerwerk erlebt man sogar bei Woo selten. Ständig ist was am explodieren, unzählige Bad Guys werden ästhetisch in Zeitlupe im Kugelhagel durchsiebt. Dazu Van Damme im Dauerzustand des Hinweghechtens über verschiedene Kisten usw. Ein denkwürdiges Finale, bei dem die Hinführung aber überhaupt nicht stimmt. Die Idee des Komiker-Onkels auf einer Pferderanch ist total unpassend und gibt der Geschichte einen schönen Durchhänger.

Eine Sondererwähnung bekommt hier Lance Henriksen, der als Bösewicht eine Top-Performance abliefert. Er kann als einziger richtig überzeugen, die anderen bleiben reichlich blass. Van Damme fehlt das Charisma, er sieht hier mit seiner langen Mähne echt aus wie ein permanent betrunkener Penner. Dafür darf er ballern und schlagen was das Zeug hält. Eine ziemlich coole Kampfszene gibt es gleich am Anfang vor einer Bar, in der auch der Score ein Hammer ist

Neben "Face/Off" ist "Hard Target" Woos einzig richtig überzeugender Hollywoodstreifen, der an Härte und Action nichts vermissen lässt. Die Charakterstudie aus alten Tagen fällt zwar weg, dafür gibt es jede Menge Action und wahres Feuerwerk zum Schluss. Die Story ist dagegen sehr löchrig, aber wer auf harte Unterhaltung steht, ist hier bestens bedient. Übrigens ranken sich zahlreiche "Mythen" um die verschiedenen Schnittfassungen des Films, ich denke, wer die unrated-DVD besitzt, darf sich glücklich nennen. Aber auf keinen Fall zu den Fernsehausstrahlungen greifen, die sind ein Musterbeispiel für übertriebene Zensur im Free-TV!

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