Review

Schwarzeneggers emotionalster und menschlichster Film (kein Widerspruch in sich, wie dieses beeindruckende Familiendrama zeigt). Der gewaltige Mann aus der Steiermark ist und bleibt kein großer Schauspieler, aber in Action Streifen wie Terminator, Conan der Barbar und Predator hat er ganze Generationen hervorragend unterhalten und ins Kino gelockt. Er gibt sein Bestes um Maggie zu einem guten Film zu machen und man merkt ihm an (nicht nur in Interviews), wie wichtig ihm der Film war und ist. Er profitiert von einem klasse Drehbuch, gut geschriebenen Figuren und dem Talent seiner hervorragenden Schauspielkollegen, die ihre Sache mehr als nur gut machen + nicht zuletzt auch einem ambitionierten Jungregisseur (Henry Hobson), von dem man hoffentlich noch mehr hören bzw. sehen wird (darf beim ausbleibenden Erfolg Maggies bezweifelt werden, ich würde es mir jedoch sehr wünschen, da mir sein Erstling sehr gefallen hat).
Abigail Breslin (Maggie) ist eine extrem talentierte, fleißige junge Schauspielerin, die sicherlich noch die ein oder andere ganz große Rolle spielen wird (wünsche es ihr jedenfalls sehr). Sie trägt den Film von Anfang bis Ende, erweckt Emotionen und ist einfach großartig in ihrer Rolle.
Maggie ist kein schneller Film, der nur so vor Tempo strotzt (ganz sicher nicht), Maggie ist auch kein typischer Schwarzenegger Film, heißt, kein Actionfeuerwerk im Stil von Terminator oder Predator... Maggie ist genau das Gegenteil von all dem. Es handelt sich hierbei um den Antischwarzenegger Film mit Arnold in einer der Hauptrollen... ein ruhig und behutsam erzähltes Familiendrama, voller Zartheit, voller Emotionen... . In Maggie regieren die leisen, ruhigen Töne, die Mimik und Gestik. Ein kleiner, gefühlvoller Film um Liebe, Familie, Angst, Krankheit, Verlust und Verantwortung. Das ich sowas mal über einen Film mit Arnold Schwarzenegger schreibe, kann ich selbst nicht fassen.

Als großer Zombie Fan habe auch ich mir zuerst etwas anderes unter dem Film vorgestellt. Da u.a. mein Filmgeschmack allerdings breit gefächert ist und ich auch Dramen gerne sehe, die teils sehr persönliche Fragen aufwerfen und einen auch schon mal mit der eigenen Vergänglichkeit konfrontieren (zum Nachdenken über die eigene Existenz, das eigene Handeln anregen), konnte ich mich recht schnell auf den Film einlassen und was ich zu sehen bekam, gefiel mir sehr. Maggie erfordert Empathie und den Willen sich der Gefühlswelt anderer zu öffnen... wer die nicht hat bzw. das nicht möchte, kann mit dem Film sicherlich nichts anfangen.
Gefreut hat mich neben der Tiefe des Films, die Tatsache, dass die Zombies hier mal nicht wie von der Tarantel gestochen durchs Bild rennen, so, dass gar ein Usain Bolt Schwierigkeiten hätte hinterher zu kommen (siehe World War Z, 28 Days Later und Co.). Old school schleichen die fauligen Wesen in Maggie durchs Bild und zum ersten mal in einem Zombiefilm, an den ich mich erinnere, ist es einem nicht gänzlich egal, was aus ihnen wird, da fast hinter jedem "Untoten" ein Mensch steckt(e), den man kannte... ein Nachbar, ein Ehemann, ein Kind... Menschen die geliebt wurden und selbst liebten, von denen man sich nun, um das eigene Überleben zu sichern, zu trennen hat (jedenfalls wollen einem dies Behörden, Ärzte und Polizei so "nahelegen"). Sowas gab es (so gut wie) noch nie (evtl. Warm Bodies mal ausgenommen)... ein Zombie mit Vergangenheit, einem Schicksal und Gesicht, der einem nicht gänzlich egal ist. In Maggie geht es um das Schicksal kranker Menschen und deren Familie, nicht um das Auslöschen böser Dämonen.
 
Ohne zuviel vorweg zu nehmen... die letzte Sequenz und finale Szene des Films hat mich dann emotional doch richtig gepackt und nach einigen Gedanken zum Verhalten der beiden Protagonisten (Vater und Tochter) zu Tränen gerührt. Die Entscheidungen, welche Maggie als auch ihr Vater jeweils für sich (zum Wohl des anderen) treffen... zutiefst menschlich & einmalig gut geschrieben jene Szene. Ein würdiger Abschluss eines ruhigen, traurigen Films, voller Emotionen und Liebe.
Arnold zieht den Film, wie ich finde, ein ganz klein wenig nach unten, auch wenn er als Darsteller wirklich sein Bestes gibt... . Mit (bei­spiels­wei­se) einem Viggo Mortensen als Maggies Vater, hätte der Film und das tolle Drehbuch sicherlich nochmal an Tiefe gewonnen und so eine noch bessere Bewertung erhalten.
Trotzdem gönne ich gerade Arnold diese tolle, für ihn total untypische Rolle. Er hat sie nach all den Jahren, in denen er uns Freude bereitet hat, verdient und vielleicht sogar persönlich gebraucht (zumindest kann man diesen Eindruck gewinnen, schaut man sich einmal Schwarzeneggers doch sehr emotionales Interview zu Maggie an und was ihm gerade dieses Projekt bedeutet). Ein klasse Film, der mich sehr berührt- und gegen Ende gar zu Tränen gerührt hat. Kein Meisterwerk, aber echt gut und bewegend. Wie gerne hätte ich den Film im Kino gesehen... .

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