Review

Selbstjustizreisser haben mittlerweile ihre eigenen Regeln. Anscheinend sind es solche Regeln, dass ich damit wohl nicht wirklich klarkomme. Anders kann ich mir die sehr guten Bewertungen für diesen Film einfach nicht erklären.

Wir haben hier mit Washingtons Charakter eine Figur, die sich aus dem Agentenleben zurück gezogen hat und mittlerweile ein Einsiedlerdasein führt als unterbezahlter Baumarktmitarbeiter. Dann lernt er eine minderjährige Prostituierte kennen, die er freikaufen möchte. Als er ausgelacht wird von den bösen Mafiosi und weggeschickt, dreht er komplett durch, tötet alle Beteiligten im Raum innerhalb 3,25 Sekunden, was er menschenverachtenderweise auch noch stoppt. Dann nimmt er sich einen Dieb vor, den er mit einem ausgeliehenen Hammer aus dem Baumarkt bearbeitet und räumt dann schließlich mit der ganzen bösen Gesellschaft auf...

Denzel Washington ist wie immer eine Wucht, und er spult sein Ding einfach so mal runter. Wenn es derzeit fünf Darsteller gibt, die weltweit als eigene Marke angesehen werden können und für eine gewisse Qualität stehen, dann gehört der Mann da auf diese Liste.

Die Inszenierung von Antoine Fuqua ist über jeden Zweifel erhaben und er liefert - rein technisch - perfekte Blockbusterkost ab.

Wo es problematisch wird, und das ist ein ganz großes Problem für mich - mittlerweile glaube ich, dass ich als einziger diese Problem zu haben scheine - ist die Story und die Motive: Mag so etwas vielleicht in den 1980ern und frühen 1990ern funktioniert haben in damals schon als schlecht angesehenen Death Wish Fortsetzungen (alles ab Teil 3) und ähnlichem Gesocks-B-Movies, so wird diese Auge-um-Auge-Dramaturgie nun von astreinen A-Movies zelebriert, dabei kann der "Held" noch so über das Ziel hinaus schiessen, solange sein Gegenüber nur schmierig genug war, verdient er auch den Tod! Sicher, so etwas nennt man Eskapismus, und zuweilen gleicht es auch das Unrecht in der Welt aus, wenn einer mal die ganze Ungerechtigkeit nicht hinnimmt. Aber dann hätte ich doch bitte gerne dennoch eine glaubhafte Entwicklung der Story: Warum muss der Held Leute umbringen, die ihn lediglich auslachen, wieso wird das glorifiziert? Wieso muss er einen Dieb mit einem Hammer bearbeiten? Weil dieser den Ehering von jemand anderem gestohlen hat? Ist das nicht zu sehr über's Ziel hinaus geschossen?

Sicher, im wahren Leben kann man das nicht machen, und daher auf der Leinwand einen zu sehen, der das machen kann, um die kleinen Leute auf ein Equal Level zu heben, ist schon schön und freut auch mich. Aber dann bitte auch mit mehr Grips, Einfühlungsvermögen, Story, Hintergrund, was auchimmer, aber bitte nicht diesen ärgerlichen Erguss. Dazu muss man wirklich nicht weit suchen: Death Wish (das Original mit Bronson), Die Fremde in mir (mit das beste Remake des Filmes), Gran Torino oder sogar Man on Fire zeigen, wie man mit solch einem Thema umgehen kann, wie die richtige Motivation einen Mann oder eine Frau auf jegliche Konventionen pfeiffen lässt und kompromisslos die Sache beendet.

Equalizer hingegen begibt sich eher auf die Spuren eines Taken oder Gesetz der Rache, wo ein Mann mit gewissen Fähigkeiten einfach nur kurzen Prozess macht, ohne Rücksicht auf Moral, Anstand oder sonstwas, zwar aus hehren Motiven, aber immer aufgesetzt und eigentlich nur den Blutdurst des geneigten Zuschauers befriedigend. Ich weiss, dass diese Art Filme mittlerweile sehr gut aufgenommen werden, aber als jemand, der sich für einen mündigen Zuschauer hält, fällt es mir persönlich sehr schwer diese Filme, trotz inszenatorischer Qualitäten (oder sogar wegen ebenjener) uneingeschränkt weiter zu empfehlen.

Wenn es nur nach Blockbusteraspekten ginge ist wahrscheinlich 7 Punkte noch das untere Ende für diesen Film, aber da es auch um die Aussage geht, wiegt diese inszenatorische Qualität sogar negativ mit in meiner Beurteilung.

Ganz miese Masche und billiger Aufruf zu Selbstjustiz, das geht deutlich besser. Washington rettet den Film vor dem kompletten Totalausfall, da der Mann einfach Charisma hat wie kaum anderer.

3 Punkte

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