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Drei Hollywoodstars - ein Regisseur, ein Drehbuchautor und eine Schauspielerin - werden von einem Produzenten für ein neues Projekt angeworben. Nachdem sie alle entrüstet abgelehnt haben, werden sie von einem befreundeten Produzenten eingeladen, um doch noch überzeugt zu werden. In ausführlichen Rückblenden enthüllen alle drei ihre problematischen Vergangenheiten mit dem berüchtigten Produzenten.

Vincente Minnelli, selbst berühmter Hollywood-Regisseur, der vor allem für locker-leichte Musicals bekannt wurde, erzählt mit „Stadt der Illusionen" eine zwiespältige Geschichte über die nicht immer freundlichen Hintergründe der Traumfabrik. Mit starker Besetzung - allen voran natürlich Kirk Douglas als skrupelloser Produzent, der den Hass so einiger seiner Kollegen und Kolleginnen auf sich zieht - und einer gut eingeführten, ein wenig an Episodenfilme angelehnten Rückblendenstruktur entfaltet er ein Panorama, das Hollywood als harte Ellenbogengesellschaft zeichnet, in der Künstlertum, Genie und Brutalität mitunter nah beieinander sein können. Erzählerisch ist das clever aufgebaut, weckt mit einer pointierten Einleitung das Interesse der Zuschauenden und führt dann langsam und ruhig zu den einzelnen Höhepunkten: der Regisseur, dessen Filmidee er stiehlt, um selbst berühmt zu werden; die Schauspielerin, die er mit einer Konkurrentin betrügt; und der Drehbuchautor, dessen Schmerz über seine verstorbene Frau, die ihn betrogen hatte, er gnadenlos ausnutzt. Nach und nach entwickelt sich hier das faszinierende Bildnis eines gleichermaßen von der Magie der Kunst gefesselten wie gnadenlos für seine Karriere arbeitenden Künstlers, der menschlich so einige Defizite aufzuweisen hat. Dank des intensiven Spiels von Douglas, seiner Co-Stars Lana Turner und Dick Powell sowie überhaupt aller Darstellenden bleibt das durchgehend interessant und sorgt für so manchen emotionalen Höhepunkt.

Nur einen kleinen Haken gibt es bei „Stadt der Illusionen": 1952 gedreht, kam der Film nur zwei Jahre nach Billy Wilders scharfzüngig-sarkastischem Abgesang auf Hollywood-Mythen „Boulevard der Dämmerung" in die Kinos. Und wo Wilder noch so bösartig mit dem System Hollywood abgerechnet hatte, dass er einen veritablen Skandal verursachte und als Nestbeschmutzer beschimpft wurde, bleibt Minnelli eher auf der sicheren Seite. Sein Hollywood ist zwar nicht perfekt, aber hier werden auch die schmutzigsten Handlungen stets mit künstlerischer Radikalität begründet und damit entschärft - Verrat und Betrug werden um des Erfolgs und der Kunst willen begangen. Das stärkt letztendlich den Mythos von „Genie und Wahnsinn" in der Kunstwelt, anstatt ihn zu entzaubern. Und vor allem aus heutiger Sicht, nach metoo-Enthüllungen oder bitteren filmischen Entmystifizierungen wie „Babylon" oder „Blonde", wirkt „Stadt der Illusionen" doch arg harmlos.

Andererseits passt das natürlich in Minnellis Oeuvre - dass das direkte Nachfolgeprojekt eines so oberflächlich-unterhaltsamen Werks wie „Ein Amerikaner in Paris" kein radikal kritisches Sittengemälde wird, dürfte eher keine Überraschung sein. Minnelli war nun einmal voll und ganz ein Mainstream-Regisseur, dessen Hauptaufgabe die Unterhaltung des Publikums war. Und diese Aufgabe erfüllt er auch mit „Stadt der Illusionen" hervorragend: Das Erzähltempo trifft genau das richtige Maß, um weder zu langweiligen noch zu hetzen; die Darstellenden agieren hervorragend; und Ausstattung, Settings, Score und Beleuchtung erfüllen sämtliche Erwartungen, die man an eine A-Liga-Produktion aus Hollywood stellen kann.

So wird „Stadt der Illusionen" ein durchgehend unterhaltsamer, mal witziger, mal sanft sarkastischer, mal ebenso sanft tragischer Streifen, der nicht annähernd so in die Tiefe geht, wie es bei diesem Thema möglich gewesen wäre, der aber trotzdem sehenswert ist für Filmfans und alle, die zumindest einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der so berühmten Traumfabrik werfen wollen.

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