Der Film skizziert den Alltag taubstummer Jugendlicher, die mit Zuhälterei und Raub ihr Dasein fristen.
Zwischenmenschlichkeit bedeutet hier Gewalt auszuüben, der Film ist also konsequent pessimistisch.
Da in diesem Film nicht ein Wort gesprochen wird, verlagert sich die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf das Bild.Der langsam erzählte Film wird durch Plansequenzen aufgelöst, das ist ein Stilmittel, das im Idealfall ein immersiven Eindruck auf den Zuschauer hat.
Grundsätzlich finde ich diese Herangehensweise auch interessant aber leider ist der Film in seiner Inszenierung in den entscheidenden Momenten nicht glaubwürdig:
Da hätten wir eine Schlägerei, die als Aufnahmeritual des Neulings, der zugleich die Hauptfigur ist, dient.
Die ist wirklich erbärmlich schlecht choreografiert! Da gehen Schläge offensichtlich meilenweit am Gesicht vorbei und werden als Treffer verkauft. So sieht kein Straßenkampf aus.
Etwas derart billiges kenne ich sonst nur aus philippinischen C-Actionfilmen.
Wer meint Wrestling sehe unecht aus kennt diesen Film nicht.
(Ich habe dann an die genialen Plansequenzen in Hard-Boiled (1992) oder Revenge of the Warrior (2005) gedacht. Klar ein unfairer Vergleich und andere Genres, aber wenn man bedenkt was möglich ist... Erscheint diese Kindergartenkacke, die die Bezeichnung Kampf nicht verdient, umso peinlicher)
Dann sind da die Sexszenen die offensichtlich gestellt sind und überhaupt nicht funktionieren. Wenn man mit langen Kameraeinstellungen arbeitet um Authentizität vorzugaukeln, dann sollte man darauf achten, dass sich vor der Kamera etwas abspielt, das authentisch wirkt.
Aber zwischen einem Stellungswechsel sieht man das schlaffe Glied des Darstellers usw....
Das wäre nicht so wild wenn der Film neben solchen Szenen noch etwas interessantes zu erzählen hätte, aber das hat er einfach nicht. (Ach ja, die obligatorische "Sozialkritik", ok.)
Es ist Exploitation mit dem Anspruch unangenehm zu sein. Sehr gerne, aber dann muss man auch liefern.
Bestes Beispiel (dass nicht geliefert wird) die langatmige Abtreibungsszene in der nichts passiert und man dem Zuschauer reichlich Zeit lässt sich dessen zu vergewissern.
Hier hätten Umschnitte Wunder bewirkt oder man hätte mit CGI generiertem Werkzeug die Illusion erzeugen können, dass hier tatsächlich ein Stäbchen in die Vagina eingeführt wird (ohne es der Darstellerin zumuten zu müssen)
Grundsätzlich hat auch niemand nach der Abtreibungsszene verlangt aber wenn man sie zeigt, dann richtig!
In Nymphomaniac (2013) war das Beispielsweise abartig dargestellt.
Am misslingen solcher Szenen sind aber auch die oftmals schwachen schauspielerischen Leistungen der Laiendarsteller schuld.
Das radikale Konzept die Bilder für sich sprechen zu lassen indem auf Worte und Untertitel verzichtet wird ist ja interessant.
Die Herausforderung die Geschichte in Plansequenzen zu erzählen um mehr Intensität zu erzeugen ist dem Macher aber auf die Füße gefallen. Tatsächlich ist die Umsetzung vieler Szenen gerade dadurch schlichtweg unglaubwürdig und hätte auf konventionelle Weise (mit Schnitten) vielleicht besser funktioniert. Dann wäre das Alleinstellungsmerkmal des Films aber auch dahin.
Wie auch immer, ich habe jedenfalls einen wesentlich besseren Film erwartet und kann den "Hype" überhaupt nicht nachvollziehen. Plumper und peinlicher Schund der versucht "edgy" zu sein!