Review

Diese filmische Adaption der Oper "Tiefland" von Eugene d'Albert von Leni Riefenstahl beginnt mit imposanten Bergaufnahmen, bildgewaltigen Einstellungen, die schon am Anfang deutlich machen sollen, dass es der Regiesseurin um eine möglichst eindrucksvolle, dramatische Verknüpfung von Musik und Bild geht. Ob dies am Ende gelungen ist, daran werden sich die Geister  - je nach Zugewandheit bzw. Ablehnung dem Werk Riefenstahls gegenüber - scheiden.

Bei der Handlung knüpft der Film lose an der Opernvorlage an. Der Schafshirte Pedro genießt sein freies Leben in den Bergen. Hier muss er seine Herde vor allem vor Wölfen schützen. In einem dramatischen Kampf gelingt es ihm, einen dieser Wölfe mit bloßen Händen zu erwürgen.
Bei einem Besuch im Tiefland macht er das Fell dieses Wolfes seinem Lehnsherrn Marquis Don Sebastian zum Geschenk, der es aber nicht weiter beachtet, da er andere Probleme hat. Ihm geht das Geld aus, da er seinen Besitz in die zwar ehrenvolle, aber wenig profitable Aufzucht von Stieren investiert. Dafür lenkt er sogar das Wasser von den Feldern seiner Untergebenen ab und nimmt in Kauf, dass diese Hunger leiden. Als ein möglicher Ausweg bietet sich ihm die Ehe mit der Tochter des wohlhabenen Bürgermeisters an, die er aber nicht eingehen will.
Stattdessen verliebt er sich in die Tänzerin Martha. Sie will er um jeden Preis "besitzen" und durch sanften Druck bzw. allerlei Versprechungen gelingt ihm das auch. Martha gibt sich der Illusion hin, wirklich geliebt zu werden und nun ein besseres Leben führen zu können. Als sie versucht, die Not der Landbevölkerung zu lindern, schlägt sie der Marquis und sie flieht vor seinen Häschern in die Berge (in die vorüber gehende Freiheit).
Der Marquis schafft es jedoch, sie zurückzuholen und fädelt nun einen diabolischen Plan ein. Er heiratet die Tochter des Bürgermeisters, will aber noch in der Hochzeitsnacht sein Recht der "ersten Nacht" einholen. Denn inzwischen lebt der Schafshirte als neuer Müller zusammen mit Martha, die er glücklich geehelicht hat,  in der Mühle. Erneut muss sich Pedro eines "Wolfes" erwehren und genauso wie zu Beginn des Films gelingt es ihm, diesen zu töten.

Riefenstahl nimmt den in der Handlung angelegten Dualismus von Bergwelt vs. Tiefland auf und verstärkt ihn durch die von ihr eingesetzte Bildsprache. Dabei gelingen ihr mitunter recht eindringliche Szenen, oft ist man aber auch befremdet , vor allem dann, wenn die Bilder zu sehr an die im Nationalsozialismus präferierte Ästhetik erinnern (z.B. die Bilder vom "unschuldigen" Naturburschen Pedro, der in seiner freien vom Weichzeichner zum Teil geglätteten Bergwelt lebt vs. den düsteren Zügen des kapitalistischen Marquis, der im harten dunklen und kargen Tiefland lebt). Auch das pathetische Ende des Films irritiert. Viele Bilder wirken in ihrer Symbolik wie mit dem "Vorschlaghammer" inszeniert (der Schäfer rettet die unschuldigen Lämmer), damit es auch wirklich jeder Zuschauer begreift.

Die Schauspieler agieren in diesem Dualismus, wie von der Regiesseurin wohl intendiert, und können ihren Rollen deshalb  nur wenig Differenzierungen abgewinnen. So bleiben die Figuren eher eindimensional und das Spiel wirkt mitunter etwas hölzern.  Das ist schade, hat doch Riefenstahl mit Berhard Minetti, Aribert Wäscher und Franz Eichberger durchaus Schauspieler besetzt, die mehr können. Sie durften dieses Spiel aber vermutklich zugunsten der intendierten Bildgewalt nicht entfalten. Ob es eine gute Idee von Riefenstahl war, selber die Hauptrolle der Martha zu spielen, muss der Betrachter für sich selbst entscheiden. Ich fand es nicht so schlimm, wie mancher Kritiker es ausgedrückt hat.
Die zeitlichen Umstände der Entstehung des Films sollten ebenfalls berücksicht werden. Die Produktion zog sich über mehrere Jahre (1940-1944) hin. Letztenendes erfuhr er dann erst 1954 seine Kinopremiere, zu einer Zeit als man mit einer solchen Ästhetik nicht mehr viel anfangen konnte oder wollte.
Heutzutage lohnt sich der Film (auch für eine Wiederaufführung) wieder, ist doch die hier eingesetzte Bildsprache, aus der notwendigen Distanz betrachtet, eindrucksvoll und ein gutes Beispiel für die Möglichkeiten filmischen Erzählens (inklusive der dabei beabsichtigten Zuschauerlenkung).

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