BORN TO FIGHT 5
Co-Produktionen waren gestern. Heute ist es Zeit für ein Ko-Produkt. Philip Ko ist nicht nur Bösewicht unzähliger HK-Action-Flix und Ehegatte von Battling Babe Yukari Oshima. Nein, er ist darüber hinaus Zögling des völlig schmerzfreien Godfrey Ho (seines Zeichens selbst Zögling des ebenso schmerzfreien Joseph Lai) und hat als Regisseur neben einigen kleinen Nettigkeiten wie FATAL CHASE (1992) oder RED FORCE 5 (1996) auch einige ziemliche Kracher auf die Menschheit losgelassen. Um einen dieser Kracher soll es hier und heute gehen: BORN TO FIGHT 5 a.k.a. FINAL RUN a.k.a. KICKFIGHTER (1989), welcher selbstverständlich nur in einer „Full Uncut Version“ konsumiert werden sollte…
Beginnen wollen wir unsere „Tour-de-Force“ in Hong Kong, wo im ersten Drittel des Films die drei Hauptpersonen eingeführt werden. Wir haben den korrupten Sgt. Ma (Miu Kiu Wai) und den noch korrupteren Sgt. Kau (Philip Ko), welche eigentlich für die Drogenbekämpfung zuständig sind, sich aber lieber am florierenden Drogenschmuggel des „Goldenen Dreiecks“ beteiligen. Chiang Chi Nan (Cheung Chi Tak) ist bei der Zollbehörde tätig und da Ma ihn noch aus Kindestagen kennt, möchte er ihn gegen eine beträchtliche Summe Geld zum Wegschauen überreden. Chi Nan lehnt ab und Ma will ihn sogar ziehen lassen, doch Kau ist da weniger verständnisvoll und lässt Chi Nans gesamte Familie ermorden. Bis zu diesem Zeitpunkt ist BORN TO FIGHT 5 gar nicht mal verkehrt geschauspielert, hält sich in Sachen Action (kurze Fights, eine Verfolgungsjagd und ein Kamikazesturz aus einem Fenster auf das Dach eines Autos…) jedoch reichlich bedeckt und schließlich kehren die drei Hauptpersonen Hong Kong den Rücken zu, um für den Rest des Films in Thailand zu verweilen…
Ma und Kau wollen ihren Geschäftspartner aufsuchen, während Chi Nan zufälligerweise Verwandtschaft in Thailand zu leben hat, bei der er erst einmal untertauchen will. Ab hier wird der Film schon ein wenig umfangreicher, denn mehrere neue Parteien und Organisationen wollen eingeführt werden. Wir haben da eine Armee unter der Führung eines Generals (Leung Kar Yan), welche stets „Gutes“ tut und mit Femme Fatale Yukari Oshima und Kickboxer Dick Wei auch kampfstarke Mitstreiter hat. Außerdem gibt es die Organisation von Mr. Yam (Simon Yam), welche eine wichtige Rolle im Drogenschmuggel spielt und welchem exzellente Fighter wie Ridley Tsui oder Mark Houghton untertan sind. Thailands schicke Landschaften, Chi Nans Verwandtschaft, der Soundtrack aus THE RUNNING MAN und diverse Verräter wollen ebenso erwähnt werden, wie die Tatsache, dass BORN TO FIGHT 5 im Mittelteil auch in Sachen Action das Tempo und den Härtegrad deutlich anzieht: es gibt einige Kickboxkämpfe, viele blutige Shoot-Outs und das zweite Drittel des Films gipfelt in einem Kampf in einem Bürohochhaus, wo sich STIRB LANGSAM-like abgeseilt, durchs Fenster gesprungen und in geschlossenen Räumen auch schon mal eine Panzerfaust abgefeuert wird, während sich Yukari Oshima und Ridley Tsui sowie Dick Wei und Mark Houghton parallel duellieren…
Doch dem nicht genug bekommen wir im letzten Drittel des Films dann einen Showdown serviert, der sich gewaschen hat und stark an Dschungelaction à la MISSING IN ACTION 2 (1985), KARATE TIGER 2 (1987) oder IRON ANGELS 2 (1988) erinnert. Wenn alle Überlebenden im Dschungelcamp des Oberbösewichtes General Wu (Lung Ming Yan) aufeinander treffen, werden Wachtürme mit Panzerfäusten in die Luft gesprengt, Tarnuniformen mit blutigen Einschusslöchern umgestaltet, weitere Kamikazestürze vollzogen und der Bodycount schießt noch einmal ordentlich in die Höhe. Außerdem schaut kurz der Soundtrack aus ALIENS - DIE RÜCKKEHR vorbei. Der gute General Leung Kar Yan darf sich den bösen General Lung Ming Yan zur Brust nehmen, welcher allerdings auf seine Privatarmee und mit Ha Chi Yan und Dan Mintz auch auf wehrhafte Leibwächter zurückgreifen kann. Und bei allem Spektakel darf natürlich nicht außer Acht gelassen werden, dass auch noch eine Rechnung auf Seiten unserer - ein wenig in der Menge untergegangenen - Hauptpersonen zu begleichen ist…
Wenn man solch einem Actionfetzer wie BORN TO FIGHT 5 unbedingt etwas vorwerfen möchte, dann findet man seine Argumente wohl in folgenden zwei Punkten:
1.) Es sind wieder einmal zu viele Personen in die Story involviert und man hatte locker 1/3 (wenn nicht mehr…) dieser Personen aus dem Drehbuch streichen können, was den Film einerseits etwas überschaubarer gemacht hätte, andererseits hätte man dann aber auch deutlich weniger dankbare Abnehmer für Explosionen, fliegende Messer und MG-Geballer gehabt.
2.) Der HK-Action-Fan muss auch hier wieder mit dem Fakt leben, dass Ko-Werke immer einen recht hohen Anteil an - nennen wir es mal liebevoll - hingerotzter Kamikazeaction haben, welche nicht immer erstklassig choreographiert ist und dem einen oder anderen Bösewicht leider etwas zu kurze oder unspektakuläre Sterbesequenzen zugesteht.
BORN TO FIGHT 5 gehört für mich trotzdem zu Kos besten Regiearbeiten: massig Action, die abwechslungsreich und hart inszeniert wurde und sich bis zum Showdown hin immer weiter zu steigern weiß… das ist alles, was man von einem Ko-Produkt erwarten kann und sollte…
Für Ko-Einsteiger empfehle ich der Einfachheit halber die beiden oben erwähnten Werke, welche von Zeit zu Zeit ungeschnitten auf Tele 5 zu bestaunen sind oder aber gleich KILLER’S ROMANCE (1990), welcher auf DVD ungeschnitten erhältlich ist und gleichzeitig zu seinen besten Werken zählt. Fortgeschrittene können sich auf die Suche nach den Uncut-Fassungen von LETHAL PANTHER (1993) oder BORN TO FIGHT 5 begeben, wobei ich bei letzterem dann auch viel Erfolg wünsche. Wer sich allerdings zur absoluten Ko-Elite zählen will, der muss auch sein Teufelswerk ULTRA COP 2000 (1993) über sich ergehen lassen. Der ist so auserlesen trashig, dass ich mich ihm wohl in Kürze wieder einmal hingeben muss. Damit steht nur noch die Wertung unter diesem Review hier aus…
7/10 Punkten, diBu!