Unnachgiebig prasselt der Regen auf das Japan des frühen 18. Jahrhunderts. Ein Ende ist nicht in Sicht, und so findet der reisende Ihei Misawa, ein Ronin oder herrenloser Samurai, mit seiner Frau Unterschlupf in einer Herberge, die vom armen Volk bewohnt wird. Der gutmütige Ihei gewinnt schnell die Herzen der armen Leute durch seine Freundlichkeit. Durch einen Wettkampf, bei dem er Geld auf sich selbst setzt, kann der mittellose Samurai ein Festessen für Mitbewohner spendieren und gibt so vielen die Freude am Leben wieder.
Nach dem Regen kann Ihei den Streit zwischen zwei jungen Samurai schlichten und erregt durch seine Kunstfertigkeit mit dem Schwert die Aufmerksamkeit des ansässigen Lehnsherren. Dieser möchte Ihei als seinen neuen Schwertmeister verpflichten. Der Samurai stimmt zu, erweckt abder durch seine Freundlichkeit bald den Missgunst der anderen Samurai am Hofe...
"Nach dem Regen" basiert auf dem letzten Drehbuch von Akira Kurosawa und wurde nach dessen Tod von seinem langjährigen Regieassistenten Takashi Koizumi inszeniert. Und tatsächlich: Der Film atmet den Geist Kurosawas von der ersten bis zur letzten Sekunde. Koizumi bettet sein Werk in wunderschöne Naturaufnahmen. Ihei bezieht seine Kraft aus den Wäldern, in die er sich für seine Übungen zurückzieht. Gleichzeitig entwirft Koizumi ein herzenswarmes Plädoyer für Menschlichkeit und die Freude an den einfachen Dingen des Lebens, wie es ganz im Sinne Kurosawas, besonders im Hinblick auf seine letzteren Filme, sein mag. Zudem ist der Film auch noch sehr unterhaltsam inszeniert und mit viel unaufdringlichem Humor und leisen Lebensweisheiten erzählt.
Weiterhin glänzt hier eine exquisite Darstellerriege: Akira Terao, der auch schon in den Kurosawa-Filmen "Ran" und "Dreams" mitwirkte, spielt den Schwertmeister, der Gewalt eigentlich verabscheut, derart sympatisch, dass die Wärme des Films den Zuschauer sofort erreicht und ihn fortan nicht mehr loslässt. Auch Shiro Mifune, Sohn des großen Toshiro Mifune, der einst Kurosawas Leinwand-Alter-Ego war, überzeugt als ebenso aufbrausender wie Herzensguter Lehnsherr, der seine starrköpfigen Untergebenen neckt und steht den Leistungen seines Vaters daher in nichts nach, obwohl er dessen übermächtige Leinwandpräsenz nicht erreichen kann. Aber ist hier durchaus positiv zu sehen, den so bleibt der Film auf Ihei fokussiert.
Trotz allem Frohsinn verliert sich "Nach dem Regen" nie zu sehr in purer Heiterkeit. Dass gerade seine Freundlichkeit dem Samurai auf seinem Erfolgsweg im Wege steht, gibt dem Ganzen einen kritischen und stellenweise auch dramatischen Unterton, der den Zuschauer vor einer allzu rosigen und damit unglaubwürdigen und flachen Weltsicht bewahrt, unter der ja Kurosawas letztes Werk "Madadayo" ein wenig krankte.
Zudem weiß Koizumi seinen Film tortz eher ruhiger Erzählweise auf knapp eineinhalb Stunden zu begrenzen, was Kurosawa, der seinen Zuschauern immer viel Ausdauer abverlangte, ja nie wirklich geschafft hat. Das ist zwar einerseits schade, da "Nach dem Regen" einer jener Filme ist, bei denen der schlimmste Augenblick das Einsetzen des Abspannes ist, zum anderen gibt die an sich recht einfache Story aber nicht mehr her, darum bewies Koizumi hier sehr viel Gespür für die richtige Dosierung.
Für Kurosawa-Jünger ist auch immer wieder erstaunlich, wie Koizumi dem Regie-Meister, dem zu Beginn noch eine kurze Widmung ausgesprochen wird, huldigt: Da sind die langen Einstellungen, die besonders die perfekt choreographierten Schwertkampf-Szenen zun einer wahren Augenweide machen. Auch die überlegene Art, in der sich Ihei in den Kämpfen seinen Gegnern peäsentiert, erinnert zuweilen an Toshiro Mifune in Kurosawas alten Samuraifilmen. Dann werden immer wieder die Elemente und die Natur in den Vordergrund gerückt. Kurosawa nutzte ja häufig Wind, Regen und andere Naturgewalten als tragende Elemente in seinen Filmen. Und dann natürlich die ewige Suche nach dem Guten im Menschen, die den Kurosawa-Filmen oft etwas fast fabelhaftes gaben, ohne jemals dem Zuschauer einen erhobenen Zeigefinger aufs Auge zu drücken. Schließlich setzte Koizumi einen Großteil seiner Crew aus alten Kurosawa-Veteranen zusammen, sodass "Nach dem Regen" soviel Kurosawa ist, wie nach seinem Tod nur irgend möglich war.
Ein ganz wundervoller, verzaubernder und zutiefst menschlicher Film, der den Zuschauer einfach nur glücklich zurücklässt.