Die Ära des italienischen Monumentalfilms neigte sich hart dem Ende entgegen und das Genre lag bereits in seinen röchelnden letzten Zügen, da erschien noch dieses Werk auf den Kinoleinwänden. Und es demonstriert augenfällig, dass beim Sandalenfilm endgültig die Luft raus war.
Schon inhaltlich ist dieser Film bestenfalls käsig zu nennen - "Quo Vadis" für Arme. Wir haben einen aufrechten römischen Feldherrn, der zum Opfer übler Intrigen wird, seinen finsteren Gegenspieler in Gestalt des schurkischen Prätorianer-Befehlshabers, einen zu jeweils einem Drittel wahnsinnigen, gemeingefährlichen und lächerlichen Nero (der Peter Ustinov nicht einmal die Schuhe putzen dürfte), der den Einflüsterungen eines skrupellosen, selbstsüchtigen Senators folgt, die unvermeidliche Lovestory und natürlich Christen, die sich dem Märtyrertod (in diesem Fall mittels Verbrennung am Kreuze) so kitschig und hundsgrottenmiserabel gespielt hingeben, dass man sich in einem provinziellen bayerischen Passionsspiel wähnt. Ach ja, außerdem brennt Rom ab. Und das alles innerhalb einer höchst bescheidenen Laufzeit von kaum 78 Minuten (in der ungekürzten Originalfassung, wohlgemerkt). Was den Inhalt angeht, reißt der Film wahrlich keine Bäume aus - müde Sandalen-Standardware, wie sie die italienische Filmindustrie zu jener Zeit bereits sechs Jahre lang in rascher Folge massenweise in die Kinos gepumpt hatte.
Aber wirklich schmerzhaft wird der Streifen erst durch seine Schauwerte - beziehungsweise durch deren klaffende Defizite. Die Absicht der Produzenten ist unverkennbar: Dieser Film sollte sehr, sehr teuer aussehen. Das ist allerdings in die Hose (oder in die Toga) gegangen. Die Freiluftbauten, die vermutlich noch von einem anderen Film (mit weitaus höherem Budget) stehengeblieben waren, wirken zwar absolut imposant, und auch Innenkulissen wie etwa Neros Palast können sich sehen lassen. Aber alles andere ist von teils furchterregender Billigkeit durchdrungen. Das Modell von Rom etwa, das uns gleich mehrmals voller Stolz präsentiert wird (sowohl in unversehrtem Zustand als auch fröhlich abfackelnd), ist eine der peinlichsten Miniaturen, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Es ist nachvollziehbar, warum der deutsche Verleiher die meisten Szenen, in denen das spielzeughafte Papp-Rom seinen mitleiderregenden Auftritt hatte, kurzerhand herausschnitt. Und bei Innenaufnahmen ist der Atem der Schauspieler beim Sprechen fast immer deutlich sichtbar, es muss gruselig kalt gewesen sein - offenbar war keine einzige Lire für das Beheizen der Studiohallen übrig. Nebenbei bemerkt ereignete sich der historische Brand Roms mitten im Hochsommer, so dass die unübersehbare Eiseskälte noch absurder wirkt. Auch die Inszenierung des nominellen Höhepunktes, des großen Brandes von Rom, macht nicht viel her. Zwar züngeln allüberall Flammen und Menschen laufen aufgescheucht durch die Gegend, aber das Ganze wirkt bestürzend lustlos. Das Gefühl, dass hier eine Stadt mit Hunderttausenden Einwohnern angesichts einer gewaltigen Katastrophe in einem Strudel der Panik versinkt, will sich zu keiner Sekunde einstellen. Es wirkt immer nur, als würden knapp außerhalb des Bildes die Regieassistenten stehen und dieselbe Schar italienischer Komparsen mit ungeduldigen Handbewegungen umherscheuchen.
Unter dem Strich ist "Die letzten Tage des sündigen Rom" ein lachhaftes Filmchen, das sich gerne aufwendiger geben möchte, als es wirklich ist, dabei aber auf ganzer Linie mit Pauken und Trompeten scheitert. Ein Hochgenuss für alle, die einen ausgeprägten Hang zur Schadenfreude haben.