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Nach dem Tod seiner Frau ist John Wick am Boden. In diese Trauer stolpert Daisy, ein Hundewelpe und gleichsam ein letztes Geschenk seiner Verblichenen, welches ihm bei der Trauerbewältigung helfen soll. Mit dem kleinen Kläffer dreht er so seine Runden in seinem Mustang. An einer Tankstelle bekundet Iosef Tarasov, seines Zeichens Sohnemann des mafiös tätigen Viggo Tarasov, sein Interesse an dem Wagen. Nachdem John ihn abblitzen lässt, beschließt Iosef, sich das Auto einfach unter den Nagel zu reißen, bricht bei John ein, schlägt diesen nieder und tötet Daisy.
Was er zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht weiß: John Wick war vor seinem Ruhestand ein exzellenter Auftragskiller. Und er ist nicht gewillt, die Aktion einfach auf sich sitzen zu lassen.

Die Geschichte gewinnt sicherlich keine Innovationspreise, ist aber für das Folgende vollkommen ausreichend ausstaffiert. Nach eher ruhiger Exposition, die den Protagonisten näher bringt und den Grundstein für seine Motivation legt, kommt der Rest des Films ohne allzu lange Pausen aus.
Eine Charakterstudie ist das nicht, doch betreibt man eine ausreichende Konturzeichnung der Figur. Interessanterweise passiert dies zuerst durch die Antagonisten, die in Gesprächen Wicks Position in dem Gefüge formulieren und den Charakter in dessen Abwesenheit erklären. Wicks Taten sprechen später für sich, der Aufbau bis dahin ist jedenfalls ansprechend gestaltet. Gleiches gilt für das Maß an Worldbuilding, denn so geradeaus der Rachetrip auch ist, er stattet sich gleich noch mit manch spannendem Drumherum aus. Das Killer-Hotel „The Continental“, die Münzen und die ganze Organisation dieser Kaste. Kleine Einblicke gewährt man hier schon, die in den späteren Teilen noch ausgebaut werden. Das lässt das Szenario gleich eine Ecke runder wirken.

Die Regisseure Chad Stahelski und David Leitch legen ein ordentliches Tempo vor und gehen bei der Inszenierung nicht gerade zimperlich zur Sache. In den knapp über 100 Minuten Laufzeit gibt es von allerhand Bleihaltiges über Nahkampf und Verfolgungen alles, was weh tut. Das Ganze kommt dazu noch recht durchgestylt daher, getaucht in kühle Bilder und unterlegt mit einem passenden Soundtrack (u. a. Marilyn Manson) und obendrein mit Übersicht bebildert.
Weiterhin verzichtet man auf jegliche ausbremsende Romanze, wofür man schon mal dankbar sein kann. John Wick geht einfach geradeaus, wo Genrekollegen noch irgendeinen Anspruch suggerieren wollen. Nicht verzichtet wird jedoch auf einen gewissen Grad an Humor, der stellenweise eingestreut wird, dies aber so behutsam, dass er die grimmige Rachestory nicht verwässert.

Problematisch kann man den Showdown sehen, der mit den vorangegangenen Sequenzen nicht konkurrieren kann. Das Highlight bleibt hier die Aufräumaktion in der Disco und so wirkt das letztliche Gefecht nach dem Ausschalten des Primärziels etwas aufgesetzt.
Darstellerisch gibt es nichts zu meckern. Keanu Reeves ist in der Rolle der Ein-Mann-Armee eine überaus passende Besetzung, stoisch und entschlossen mäht er sich durch die Gegnermassen. In weiteren Rollen geben sich Willem Dafoe, Michael Nyqvist, Ian McShane und Alfie Allen die Ehre; das Werk ist somit ganz ordentlich besetzt.

„John Wick“ ist ein schnörkelloser, stilsicherer Racheakt, der mit ansehnlichen (und übersichtlichen) Actionsequenzen und einer flotten Inszenierung punktet. Kleine Schwächen im Abgang sind da verzeihlich, die Besetzung durch die Bank passend und die 101 Minuten für Actionfreunde lohnend investiert.

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