Tolstoi zeichnete in seinem großen Roman ein umfassendes Bild der russischen Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Davon bleibt in dieser Verfilmung leider nicht viel übrig, da sie sich fast ausschließlich auf Anna und Wronski beschränkt und die parallele Erzählung von Kitty und Lewin fast vollständig wegläßt. Die Reste davon wirken dann schließlich deplaziert. Aber zumindest die Darstellung des russischen Adels in seiner Dekadenz ist ansatzweise gelungen.
Auch der Rest bleibt nicht ungeschoren: Bis auf Anna Karenina, die von Greta Garbo in ihrer Zerrissenheit und ihrer Verzweiflung ausgezeichnet dargestellt wird, wurden nahezu alle Charaktere ihrer Komplexität beraubt. Schließlich mußte noch der Verlauf der Geschichte stark verbogen werden, damit angesichts der Verflachung der Charaktere die Dramaturgie wieder halbwegs stimmt.
Fazit: Ein großer Roman wurde zu einem kleinen und gewöhnlichen Filmchen reduziert. Einziger Lichtblick ist Greta Garbo.