Neil McCauly (Robert De Niro) ist der Anführer einer Gangsterbande, die mit unglaublicher Präzision arbeitet. Als ein Coup schief läuft, gerät vor allem McCauly ins Visier des besessenen Polizisten Vincent Hanna (Al Pacino). Hanna kommt ihm immer mehr auf die Schliche und erkennt, dass er Sympathie für McCauly entwickelt. Auf einem Flugfeld kommt es zum Showdown zwischen den beiden...
Ohne eine Einführung wird der Zuschauer direkt ins Geschehen katapultiert: Eine Gruppe Gangster überfällt einen Geldtransporter, der Raub läuft schief, drei Wachleute sterben. Anschließend wird das Privatleben der einzelner Figuren näher erläutert. Und genau das ist die große Stärke des Films. Ohne in Hektik zu verfallen nimmt sich Regisseur Mann Zeit und geht sehr auf die einzelnen Charaktere ein. Das verleiht "Heat" eine unglaubliche Tiefe, man ist hin- und hergerissen und kann sich wunderbar in die Akteure versetzen. Zum Schluss weiß man gar nicht mehr, wem man seine Sympathie schenken soll, denn sowohl Hanna und McCauly tun einem richtiggehend leid. Schließlich gipfelt das ganze in einen Schluss, der wohl zu den traurigsten und eindrucksvollsten der Filmgeschichte gehört.
Spannend ist die Geschichte zu jeder Zeit, ohne dabei permanente Action aufweisen zu können. Durch die gute Übermittlung der Figuren ist man stets gespannt, was deren nächster Schritt ist bzw. was als nächstes passiert. Wie in keinem anderen Actionfilm wird das Privatleben der Charaktere (und davon gibt es viele) so ausführlich geschildert wie in "Heat". Eine richtig gute Actionsequenz gibt es trotzdem: Die 10minütige Schießerei mitten in einer Stadt gehört wohl zu den eindrucksvollsten der Filmgeschichte. Die Ballerei ist keineswegs übertrieben, sondern erreicht durch ihre realistische Inszenierung eine wahnsinnige Dramaturgie. Mit der entsprechenden Technik fühlt man sich wie mittendrin im Geschehen.
Die Optik des Films ist sehr edel ausgefallen. Viele Szenen bleiben dauerhaft im Gedächtnis, vor allem die Szene im Café. Die Unterhaltung der beiden Hauptfiguren gehört zu den Höhepunkten und gibt der Story einen zusätzlichen Kick, weil klar wird, dass sich die Beiden trotz völlig unterschiedlicher Jobs in vielerlei Hinsicht ähneln.
Der Score ist schlichtweg genial und unterstützt die edle Atmosphäre zu jeder Zeit. Immer dezent im Hintergrund, aber doch deutlich wahrnehmbar. Erst am Schluss ist die Lautstärke enorm, weil das die Situation erfordert. Ein Hammersound!
Die Besetzung ist natürlich ein absoluter Glücksgriff. Zum ersten mal überhaupt stehen die beiden größten Charakterdarsteller unserer Zeit und meine persönlichen Lieblingsschauspieler gemeinsam vor der Kamera. Al Pacino ist wie immer zynisch, ein von seiner Arbeit besessener, der auch gelegentliche Wutausbrüche nicht scheut, die bisweilen ziemlich witzig sind (Weiberärsche!).
Dagegen ist Robert De Niro eiskalt, verfällt nie in Panik, quasi die Ruhe selbst. Wie immer spielt er mit einer ungeheueren Ausstrahlung, sein Charisma bleibt unübertroffen. Und er schafft es, seiner Figur trotz des zweifelhaften Berufs Sympathie einzuhauchen. Der Rest wurde bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt, es sind nämlich noch solche Größen wie Val Kilmer, Tom Sizemore, John Voight, Ashley Judd oder Natalie Portman zu sehen.
So wird "Heat" zu einem Meisterwerk, einem der besten Filme der 90er und vielleicht dem besten Actionthriller überhaupt, der, unüblich für das Genre, gleichzeitig eine Charakterstudie ist. Schade, dass dem Film allgemein zu wenig Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Wer Geduld und Zeit hat, für den ist dieser Film Pflicht, genauso wie für jeden Fan von Al Pacino oder Robert De Niro. Großartig!