Der Irakkrieg. Der US-Soldat Chris Kyle (Bradley Cooper) nimmt mit dem Scharfschützengewehr eine Irakische Mutter mit Kind ins Visier. Beide verhalten sich merkwürdig. Dann tatsächlich: eine Granate. Drückt Kyle ab oder nicht? Rückblende. Kyle als desillusionierter texanischer Rodeoreiter. Was machen mit dem nutzlosen Leben: die Army? Warum nicht. Dann: die Liebe seines Lebens, der 11.September 2001 und ein Land, das es wert ist beschützt zu werden. Kyle avanciert im Irak zum treffsichersten Scharfschützen mit Erfolgsquote. Die Frage, ob er abdrückt oder nicht, stellt sich nicht mehr. Kyles Familienleben leidet merklich. Trotz Absolvierung seiner Pflichtzeit fliegt der Patriot immer wieder in das Krisengebiet, um den al-Qaida-Führern das Handwerk zu legen...
AMERICAN SNIPER - die Geschichte eines Amerikanischen Helden. Mal wieder auf wahren Begebenheiten beruhend. Regie: Clint Eastwood (FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR, GRAN TURINO) - selbst ein Amerikanischer Held. Ein Scharfschütze als Personifikationsfigur für Patriotismus und Amerikanischer Ehre. Der Feind bekommt ebenfalls ein klar definiertes Gesicht verliehen und hört auf Namen wie "der Scheich" oder "der Schlächter". Letzterer quält seine Opfer mit einer Bohrmaschine.
AMERICAN SNIPER ist ein durch und durch amerikanisches Drama. Heroisch, patriotisch, einseitig dargestellt. Blödelfettsack Seth Rogen verglich den Streifen gar mit Eli Roth's Film-im-Film STOLZ DER NATION. Dieses Urteil entpuppt sich zwar nicht als gerechtfertigt, aber auch nicht als komplett aus der Luft gegriffen. So zeigt der Film das Trauma einer ganzen Nation anhand eines Einzelschicksals auf. Die Story des tapferen Familienvaters, der das Wohl der Nation über das eigene stellt, dabei aber Frau und Kinder vernachlässigt, wirkt glaubhaft und wenig konstruiert. Dass der Kriegsheld zurück in der Heimat aber wenig Reue zeigt, sondern einzig bereut nicht mehr Amerikaner gerettet, folglich nicht mehr Terroristen getötet zu haben, stimmt skeptisch. Also doch mehr "Counter Strike" als kritische Auseinandersetzung?
Bradley Cooper, der Beau aus HANGOVER und AMERICAN HUSTLE, verleiht dem wackeren Helden den Look eines Durchschnittstypen. Cooper ist in der Bodybuilderform seines Lebens und legte satte 20 Kilo an Muskelmasse für die Rolle zu, um dem wahren Chris Kyle ähnlicher zu sein.
AMERICAN SNIPER ist vergleichbar mit pro-amerikanischen Kriegsdramen wie LONE SURVIVOR oder BROTHERS. In Punkto Sinnhaftigkeit von Kriegstreiben im Allgemeinen ist der Film jedoch zu unkritisch. Ganz anders sind im Vergleich Filme wie FULL METAL JACKET und DEAD PRESIDENTS. So wirkt es, zumindest aus pazifistischer Sicht, sehr gewagt einen Mann, dem "über 150 bestätigte Abschüsse" zugeschrieben werden, als Legende zu bezeichnen, wie es der Film macht. Ich meine, der Kerl hat über hundert Menschen, inklusive Frauen und Kinder, auf dem Gewissen. Menschen, die wahrscheinlich nur ihre Heimat verteidigt haben. Genau wie Kyle selbst. Dem Argument stellt der Film ein Kind entgegen, das mit der Panzerfaust auf die Kameraden zielt. Wie würden Sie entscheiden?
Fazit:
Mehr patriotisches Fahnewedeln als kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg. Trotz Pathos und Heroik aber dennoch sehenswert.