Review

Brauchbarer Oldschool-B-Knaller

In "Skin Trade" zieht allein die namhafte & schlagkräftige Besetzung große Augen & Blicke aller Actionfans auf sich - kein "Expandables", doch wenn man Jaa, Lundgren, Weller, Jai White & Ron Perlman (als miesen Menschenschieber) liest, dann glaubt man sich im 80er-Jahre-Action-Himmel. Das ist schonmal mehr als vielversprechend... das lässt richtig Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Story ist erfreulich geradlinig: Gangster handeln mit jungen Mädchen, Gangster killen Lundgrens Familie, Gangster killen Jaas Partner - alle wollen die Gangster killen. Korrupte Bullen, glänzende Nachtclubs, hübsche Miezen. Mehr will man nicht, mehr braucht der Retro-Actionfan kaum. Doch reicht das, für einen guten Film? Jein.

In den letzten Jahren hat man gefühlt jedes Genre mal in die Krise geredet - da ist der Actionfilm keine Ausnahme. Mit solchen Knallern wie den je zwei "The Raid"- oder "John Wick"-Teilen, kann ich dem aber nur bedingt glauben schenken. Doch dem B-Actionfilm würde ich das schon eher zutrauen - er stirbt gefühlt mit den Videotheken. Außer vielleicht im Horrorgenre wird nirgends so viel purer Müll produziert. Da wird ein ordentlicher, netter kleiner Film wie "Skin Trade" natürlich aufgesaugt wie ein Tropfen Wasser in der Sahara. Doch ein richtig gutes Niveau konnte er für mich nie erreichen. Für das was er sein will, besser als die Konkurrenten neben ihm. Okay. Am allgemeinen Qualitäätsstandard jedoch gemessen, nur bedingt überzeugend.

Doch fangen wir mit dem Positiven an. Es ist schön die Jungs & alten Herren zusammen zu sehen. Keiner wirkt komplett lustlos oder nur da zum Checkabstauben. Dazu sind der Look, die Kamera & die Locations allesamt brauchbar. Hochglanz, ein bißchen seelnlos, doch absolut in Ordnung. Man sieht, dass das Budget nicht super mini war & die Leute am Werk Bock hatten. Und eine straighte Rachestory geht immer klar. Die Action bietet quantitativ reichlich mit Faust & Waffe, einem wird selten komplett langweilig. Gerade als Kampfsportfan oder ausgedörrter Actionspezi. Kommt halt immer auf die Erwartungen & das an, was man sonst so guckt.

Vergleicht man jedoch mit wirklich guten Actionfilmen, zieht "Skin Trade" immer meilenweit den Kürzeren. Egal ob man neuere Brummer wie die "Expandables"-Trilogie, Knaller mit ähnlicher Besetzung ala "Dark Angel" oder "Ong bak" oder Spitzenaction ala "Taken" oder "Die Hard" nimmt - "Skin Trade" wirkt dagegen lächerlich, flach, unspektakulär & lahm. Tony Jaa hatte schonmal bessere Tage & wirkt beim Englischreden angestrengter als eine Zweitklässlerin. Seine Duelle mit Lundgren & White sind in Ordnung, nie mehr. Da wäre in Sachen Härte, Choreo & Ästethik vunendlich viel mehr drin gewesen. Gerade wenn man bedenkt, was hier für Kampfpotenzial an jeder Ecke steckt. Die Shoot Outs kommen nochmal erheblich generischer daher & die angeteaste Fortsetzung, hätte man besser noch in diesen Film gepackt für ein ordentliches Finale.

Den Film dann tatsächlich noch mit Menschenhandel zu schmücken bzw. darauf aufmerksam machen zu wollen, ist nett gemeint, doch komplett fehl am Platz. Zu wenig kultige Sprüche, zu wenig Härte, zu vorhersehbar. Wenn man einen schlechten Tag hat, fällt es nicht schwer, diesen Retro-Actioner komplett zu zerreissen, was wesentlich brutaler wäre, als der Film selbst. Und das muss sich auch jeder Actionfan der alten Schule mit rosaroter Brille eingestehen - denn bevor "Skin Trade" nochmal im Player landet, guckt jeder lieber zum 176. Mal "Predator". Oder "Showdown in Little Tokyo". Oder "Universal Soldier". Oder "Undisputed 2". Oder, oder, oder... ihr seht worauf ich hinaus will.

Fazit: früher Direct-to-Video, heute Direct-to-Stream - "Skin Trade" ist einer der besseren B-Movie-Bum-Bum-Bon-Bons zur Zeit. Zumindest für Fans mit niedrigen Ansprüchen & vom alten schwedischen Haudegen. Und wer ist das nicht ;-) Für einen B-Actioner gut, doch ganz ehrlich: da liegt die Latte momentan einfach sau tief.

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