Wang Bings Dokumentarfilm zeigt den Alltag in einem psychiatrischen Krankenhaus im ländlichen Raum Chinas. Gedreht mit einfacher Handkamera in beobachtenden, langen Einstellungen, ohne Off-Kommentar oder Interviews.
Bei ca. 228 Minuten setzt Wang Bing auf Immersion durch Langsamkeit und zwingt dem Zuschauer den Rhythmus der Institution auf. Ein Ort, an dem Krankheiten verwaltet oder soziale "Problemfälle" entsorgt werden. Manche Patienten wirken psychisch auffällig, andere ganz normal. Der Verzicht auf dramaturgische Kniffe oder erklärenden Kontext lenkt die Aufmerksamkeit auf kleine Gesten, Blicke, alltägliche Machtkämpfe und Routinen. Dadurch entsteht ein Miterleben, fernab von Spektakel oder inszenatorischer Verdichtung. Erstaunlicherweise geht Wang Bings Konzept auf, ich hatte selten das Gefühl, lediglich hingehalten zu werden. Die pointierte Inszenierung von Titicut Follies (1967) sagte mir allerdings mehr zu.