Review
von Leimbacher-Mario
Rape & Navigation
Stephen King-Geschichten haben mal wieder Hochkonjunktur und erleben vor allem in filmischer Form ihren dritten Frühling. Ein paar waren sehenswert, ein paar locker links liegen zu lassen. „Big Driver“, eine amerikanische TV-Produktion, reiht sich leider in die eher unnötigen Verfilmungen des Horrormeisters ein. Erzählt wird über eine Autorin, die von einer Vorlesung zurückfährt, eine Abkürzung nehmen will und von einem riesigen Typen angegriffen und vergewaltigt wird...
Maria Bello ist bei weitem nicht meine Lieblingsschauspielerin, doch hier macht sie ihre Sache solide. Ohne sie, wäre der Film richtig tief abgerutscht. Außerdem gibt es ein paar kreative Kleinigkeiten, die bei Laune halten, wie die sich witzig ausbreitende Schizophrenie der Protagonistin. Einige Gewaltspitzen und die allgemein sehr hochwertige Produktion legen dann zumindest Grundsteine, für einen kurzweiligen Psychotrip. Doch dem werden im Endeffekt etliche Striche durch die Rechnung gemacht. Alles wirkt forciert und wenig überraschend, trotz stolz aufgefahrener Wendungen. Man weiß eigentlich immer, wohin die Reise geht. Dass das die Fahrt nicht gerade mit Spannung füllt, ist selbsterklärend. Es ist eine klassische und geradeaus runter gespielte Rachegeschichte - da können noch so viele Kurven und Twists angedeutet werden. Im Endeffekt bleibt man hier brav und lahm auf der Hauptstraße. Gegen Ende war ich gelangweilt, enttäuscht und sogar etwas böse, da ich bis zur letzten Sekunde noch mit einem größeren Teppich gerechnet hatte, der einem unter den Füßen weggezogen wird. Doch da kann man sich die Beine in den Bauch stehen, da kommt nichts mehr. Da kann die Optik hier und da mal ein schickes Bild raushauen, am Ende des Tages merkt man die TV-Herkunft doch mehr als deutlich. Und ich würde sogar so weit gehen, diese feministische Rachestory als eine von Kings generischsten Ergüssen fest zu halten. Filmisch hätte das in eine Anthologie, in gekürzter Form, noch gepasst, doch ausgewachsen taugt das wenig.
Fazit: nicht jede King-Geschichte muss verfilmt werden. Erst recht nicht derart mediokre. Hübsche Bilder, eine starke Hauptdarstellerin, etwas Atmosphäre und ein paar gute Ideen (sprechendes Navi) reichen nicht aus, selbst über die relativ kurze Laufzeit. Im besten Fall Durchschnitt und nur für Hardcore-King-Heads. Findet nie richtig das Gaspedal und fühlt sich cleverer sowie spannender, als er eigentlich ist. Big ist hier höchstens das Gähnen. Unmutig.